40 Jahre ist es am Donnerstag her, seit in der St. Paul's Cathedral in London eine der grössten und pompösesten Hochzeitsfeiern aller Zeiten über die Bühne ging. Die Protagonisten: Lady Diana, damals gerade erst 20-jährig, und Prinz Charles, zu jenem Zeitpunkt 32. Rund 750 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das Spektakel live im Fernsehen – und sorgten damit für eine Rekordquote.
Doch das Grossereignis war für die beiden Hauptakteure nicht ganz so grandios, wie das womöglich den Anschein machte. «Ich fühlte mich wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde», erinnerte sich Diana später an ihren Auftritt im Kirchenschiff. Dass die Ehe rund elf Jahre nach der Hochzeit in die Brüche ging und weitere vier Jahre später geschieden wurde, ist bekannt. Doch manchmal fast vergessen geht, wie holprig schon der Start war – und welche Anzeichen bereits im Rahmen der Vermählung dafür gesprochen haben, dass Charles' und Dianas Verbindung nicht für die Ewigkeit bestimmt war.
Als sich Charles und Diana im Februar 1981 verlobten, liessen sie sich auf ein Interview anlässlich der bevorstehenden Traumhochzeit ein. Und schon damals zeigte sich der kühle Umgang der beiden miteinander. Ganz scheu standen sie einem Reporter Red und Antwort.
Dann kam die Frage, die später für viel Furore gesorgt hat. «Ich vermute, Sie sind verliebt?», erkundigte sich der Reporter. Diana preschte vor und sagte: «Selbstverständlich!» Charles hingegen sah das zu jenem Zeitpunkt etwas anders. «Was auch immer ‹Liebe› bedeutet.»
Im Nachhinein erzählte Diana, dass dieser Satz sie schwer getroffen hat. «Das hat mich komplett umgehauen», sagte sie. «Ich dachte: Was für eine merkwürdige Antwort. Es hat mich traumatisiert.»
Ihr Dress wurde später zum «einflussreichsten britisch-königlichen Hochzeitskleid aller Zeiten» gekürt. Bis dahin wurden dem Outfit von Lady Diana bei ihrer Hochzeit einige Steine in den Weg gelegt. So erinnert sich India Hicks, die Patentochter von Prinz Charles und eine von fünf Brautjungfern an dessen Hochzeit, dass die 7,62 Meter lange Schleppe nicht gut bedacht war. «Während der Anproben wirkte der Seidentaft sehr prinzessinnen- und märchenhaft. Aber natürlich hatte keiner daran gedacht, wie man diese Fülle an Stoff in eine sehr kleine Kutsche stopfen sollte», so Hicks im «SRF Dok». «Als Diana ausstieg, machte sich die Schleppe natürlich selbständig und uns wurde bewusst: Das ist ein Desaster. Ein acht Meter langer zerknitterter Stoffhauen.» Sie sei vornübergebeugt gewesen und hätte «versucht, alles zu entwirren», als Diana auf den Traualtar zuschritt.
Doch das war nicht das Einzige: Bis es so weit war, wurden dem voluminösen Kleid weitere Steine in den Weg gelegt. Maskenbildnerin Barbara Daly verrät im Buch «Diana: The Portrait», dass ihr Lady Di damals panisch erzählt hätte: «Ich habe gerade mein Parfüm aufgetragen und etwas auf der Vorderseite meines Kleides verschüttet. Sie werden mich töten.»
Weil ein Deckel des Parfüms «Quelques Fleurs» locker gewesen sei, ist es bei der Anprobe zum Malheur gekommen. Daly habe daraufhin panisch versucht, Dianas Kleid zu reinigen – was aber nichts brachte. Der Fleck war da. Diana musste sich daraufhin anders helfen: Daly riet ihr, das Kleid an der beschmutzten Stelle festzuhalten, damit es so aussehe, als würde sie es hochheben, um nicht draufzutreten.
Auch der traditionelle Hochzeitskuss auf dem Balkon des Buckingham-Palasts liefert im Nachhinein betrachtet bereits einen Vorgeschmack auf die später eingefrorene Liebe der beiden frisch Angetrauten. Bis heute nämlich ist der Schmatzer von Charles und Diana der «Gala» zufolge der kürzeste in der Geschichte royaler Küsse auf einem Schlossbalkon.
Während sich das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima bei seiner Hochzeit glatt 5,3 Sekunden lang abmüntschelte, dauerte der Kuss von Diana und Charles gerade einmal 0,4 Sekunden.
Es war der Satz, der in die Geschichtsbücher einging. «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, es war ein bisschen eng», sagte Diana im «BBC»-Skandalinterview von 1995. Sie sprach dabei über Prinz Charles' aussereheliche Liaison zu seiner heutigen Frau Camilla Parker-Bowles.
Charles und Camilla turtelten schon vor seiner Hochzeit mit Diana miteinander. Da Camilla aber damals ebenfalls verheiratet war, sah man von einer Vermählung ab. Doch ganz voneinander los kamen die beiden nie mehr – auch nicht, als Charles medienwirksam Diana zu seiner Frau nahm. Doch selbst am grossen Tag war Camilla mit dabei.
Daran erinnerte sich Diana auch viele Jahre später ganz genau. Im Gespräch mit ihrem Biografen Andrew Morton erzählte sie: «Ich wusste, dass sie da sein würde.» Sie habe Ausschau nach ihr gehalten. «Und dann entdeckte ich sie. Ihr Sohn Tom stand neben ihr auf einem Stuhl. Das weiss ich bis heute – es ist eine lebendige Erinnerung.» Auf der Hochzeitsreise dann soll Charles gar Manschettenknöpfe getragen haben, die mit «C&C» graviert waren – den Initialen von «Charles und Camilla».
Charles gab in einem Interview 1994 schliesslich zu, dass er einen Ehebruch begangen hat. «Natürlich» sei er treu gewesen, sagte er der «BBC». «Bis unsere Ehe trotz unserer beiderseitigen Bemühungen unheilbar zerrüttet war.»
Doch die Probleme hatten nicht erst begonnen, als die Ehe «unheilbar zerrüttet war», sondern schon viel früher – noch vor der Hochzeit. Das liess Diana durchblicken, als sie mit dem Herausgeber des «Daily Mail» sprach. 1995, gut drei Jahre nach der Trennung und zwei vor ihrem tragischen Unfall-Tod, äusserte sich die Prinzessin kritisch zu der Beziehung mit Prinz Charles. Für sie nämlich ist der Tag der Hochzeit, der sich zum 40. Mal jährt, zeit ihres Lebens eine düstere Erinnerung geblieben – denn dieser sollte sie auf direktem Wege ins Unglück stürzen, wie sie sagte. «Die Ehe war von Beginn an die Hölle.»