Egal wie verschieden Geschwister auch sein mögen, wenns darauf ankommt, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Diesen Sinnspruch dürfte Grossbritanniens König Charles III. wohl oft präsent haben. Als Ältester in der royalen Familie pflegt der 74-jährige Monarch zu seiner Schwester und den zwei Brüdern mehr oder weniger enge Bande. Im Bemühen, die Monarchie für kommende Generationen fit zu machen, schreckt der neue König trotz Pech-und-Schwefel-Geschwafel aber auch nicht vor unliebsamen Entscheidungen in den eigenen Reihen zurück. Das harte Durchgreifen Charles’ trifft in erster Linie den nächstjüngeren Bruder Andrew, 63.
Der gilt als tiefschwarzes Schaf der Familie. Vor allem der Skandal um die Verstrickung mit dem pädophilen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat den zeitweise als «Lieblingssohn» der Queen Angesehenen zu einer schweren Belastung für die britische Monarchie gemacht. Charles setzt in keiner Weise auf Andrew. Im Gegenteil: Nach dem Tod der Mutter 2022 dreht er seinem Bruder zuerst den Geldhahn zu und schmeisst ihn dann gar aus dem Palast. Ein klares Zeichen des Königs: Andrew ist kein arbeitender Royal mehr und auf sich allein gestellt! Das gilt auch für die von ihm geschiedene Ehefrau Sarah Ferguson, 63, und die Töchter Beatrice, 34, und Eugenie, 33.
Neid prägt schon früh das Verhältnis der beiden. In der britischen Dokumentation «Paxman on the Queen’s Children» verrät Royal-Experte Richard Kay, 66, was ihm einst Charles anvertraute: «Das Problem mit meinem Bruder Andrew ist, dass er ich sein will.»
Auch wenn sie als Jugendliche teilweise gemeinsam Zeit verbrachten – richtig warm miteinander sind Charles und Andrew nie geworden. Was nicht nur am Altersunterschied gelegen haben dürfte, sondern auch an den Privilegien, die Andrew von Queen Elizabeth II. eingeräumt wurden und die Charles arg missfallen haben.
Als unscheinbar gilt Charles’ jüngster Bruder Edward, 59. Er ist gern gesehen, wenns darum geht, Ausstellungen, Seniorenheime oder Schulen zu eröffnen. Seine Militärlaufbahn verläuft eher unrühmlich. «Ich bin kein Rambo!», zieht er Bilanz, als er seinen Dienst quittiert. Edward mag die schönen Künste, seine Fähigkeiten als Laiendarsteller auf der Bühne gelten aber als «dilettantisch». Die Schauspielkollegen verpassen ihm Spitznamen wie «Babs Windsor» und «Buckingham Barbara». Als sich die Presse daraufhin über seine sexuellen Vorlieben auslässt, dementiert Edward öffentlich: «Ich bin nicht schwul.»
In der Geschichte der royalen Familie hätte Edward damit punkten können, dass er als Einziger einer geregelten Arbeit nachgeht. Mit seiner Frau Sophie, 58, einer PR-Frau, gründet er eine Produktionsfirma, filmt unerlaubt seinen Neffen, Prinz William, 40, beim Studienbeginn in Schottland. Charles schäumt vor Wut. Noch schlimmer ist, dass Edwards Frau auf einen vermeintlichen Scheich hereinfällt, der ihr einen millionenschweren Auftrag in Aussicht stellte. Sie plaudert über das «alte Tantchen» Queen Elizabeth II. – und muss sich danach entschuldigen, als herauskommt, dass der falsche Scheich in Wahrheit ein Reporter gewesen ist.
Charles hat sowohl seinem jüngsten Bruder als auch dessen Frau längst verziehen. Nachdem sie ihre Berufe an den Nagel gehängt haben, arbeiten beide gemeinsam mit Tochter Louise, 19, nun unermüdlich für die Krone. Auf Wunsch der Queen dürfen sie sogar bei einigen Grossereignissen im Ausland glänzen, so etwa bei der Hochzeit von Madeleine von Schweden 2013 und zwei Jahre später bei der Trauung von deren Bruder Carl Philip. Charles ist ihnen für dieses Engagement sehr dankbar. Zu Edwards Geburtstag Anfang März macht der grosse Bruder den kleinen Bruder zum «Duke of Edinburgh». Diesen bedeutsamen Titel hat zuvor ihr Vater Philip bis zu seinem Tod 2021 getragen. Für Edward eine grosse Ehre.
Richtig dicke ist Charles mit Anne, 72, seiner gerade einmal zwei Jahre jüngeren Schwester. Anne gilt als «Allround-Waffe» des Königshauses. Still, unaufgeregt und frei von jeglichen Skandalen absolviert die graue Eminenz im Hause Windsor seit Jahrzehnten im Schnitt über 500 offizielle Termine im Jahr, mehr als jeder andere britische Royal. Trotz ihres prall gefüllten Terminkalenders finden Annes Engagements so gut wie nie internationale Beachtung. Wenn überhaupt, berichten lokale, höchstens regionale Medien über Auftritte der Frau, die die letzten 24 Stunden im Leben der Queen an deren Bett wachte. Anne ist eine stille Schafferin, die immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein scheint.
Schon früh zeigt die Prinzessin, dass sie für den Erfolg kämpfen kann. 1971 gewinnt Anne mit 21 den Titel als Europameisterin beim Vielseitigkeitsreiten. Das Können im Sattel und ihre Einstellung verschaffen ihr Sympathie beim Volk. Selbst die gescheiterte Ehe mit Reiterkollege Mark Phillips, die nach 19 Jahren scheitert, schadet dem Image von Prinzessin Anne nicht. Von sich aus hatte sie zudem beschlossen, dass ihre eigenen Kinder Peter, 45, und Zara, 41, weder einen royalen Titel noch königliche Versorgungsjobs erhalten sollen.
Besonderen Schneid zeigt Anne, als 1974 ein Entführer sie in London aus ihrem Austin A135 zu zerren versucht. Der Kidnapper schiesst wild um sich, verletzt dabei sowohl Sicherheitskräfte wie auch Passanten. Trotzdem weigert sich Anne, dem Täter zu folgen; sie haut einfach durch die Tür auf der anderen Wagenseite ab. Mit seiner Schwester Anne hat König Charles III. wahrlich eine unerschrockene Verbündete an der Seite.