So eisig es rund um die Prinzessin-Elisabeth-Station in der Antarktis mit bis minus 50 Grad ist – die Namensgeberin des belgischen Polarforschungsstützpunktes ist weder unterkühlt, noch lässt sie die Belgier kalt. Prinzessin Elisabeth, 18, Herzogin von Brabant, gilt als sehr warmherzig. Ein Sonnenschein, der Herzen schmelzen lässt.
Ob sie das ab Montag auch in der Militärakademie tun wird? Mit rund 100 Kameradinnen und Kameraden startet die 18-Jährige am 31. August ihre einjährige Ausbildung an der royalen Militärschule. Damit tritt sie in die Fussstapfen ihrer Vorfahren, darunter Papa Philippe – ist dabei aber die erste belgische Prinzessin, die die Ausbildung absolviert. Sie wird allerdings auch die erste Frau auf dem belgischen Thron sein. Und um dafür gewappnet zu sein, eignet sich die Schule, die ihr Urgrossvater 1834 gegründet hat, zweifelsohne.
Denn Zähheit lernt sie dort wie nirgendwo sonst. Bereits zu Beginn der Ausbildung erlernt Elisabeth Verteidigungstechniken, den Umgang mit Waffen sowie militärische Disziplin, hat Generalmajor Claes, Rektor der Schule, gegenüber «RTBF» verraten. Zudem stehen pro Tag rund fünf (!) Stunden Sport auf dem Programm. Damit auch der Kopf nicht zu kurz kommt, werden die Schülerinnen und Schüler auch akademisch gefördert – und gefordert. Mit Kursen wie Mathematik und Naturwissenschaften wird neben der physischen auch die mentale Fitness trainiert.
Dass sie die belgische Tradition in Ehren halten will, zeigt sich schon früh. Geboren wurde Elisabeth Thérèse Marie Hélène von Belgien am 25. Oktober 2001 in Anderlecht. Als ältestes Kind von König Philippe, 60, und Königin Mathilde, 47. Mit ihren Brüdern Gabriel, 17, Emmanuel, 14, und Schwester Eléonore, 12, wuchs sie auf Schloss Laeken in Brüssel auf. In der Hauptstadt besuchte sie das niederländischsprachige Sint-Jan Berchmannscollege.
Ihr Talent blitzt früh durch. 2014, sie ist gerade 13, hält sie bei einer Gedenkfeier für Opfer des Ersten Weltkriegs eine selbst geschriebene Rede. Und sie spricht im selben Jahr auch bei der Beisetzung ihrer Grosstante, der einstigen Königin Fabiola. Im Sommer 2018 wechselt sie ans UWC Atlantic College nach Grossbritannien. Hollands König Willem-Alexander drückte dort die Schulbank.
«Sie kann da ein normales Leben führen, was ich sehr wichtig finde. Das soll sie ausnutzen, sie ist noch jung», sagt ihre Mutter. Ob Elisabeth einen Freund hat, darüber rätselt das Land. Jan Van den Berghe, Jour-
nalist der Tageszeitung «Het Laatste Nieuws», sagt: «Ich vermute, dass es weitere acht Jahre dauern kann, bis ein potenzieller Verlobter zu sehen ist.»
Als sie noch das Gymnasium besuchte, teilte sie sich ein Vierbettzimmer im Internat an der walisischen Atlantikküste. Zwei Leibwächter sorgten für ihre Sicherheit. Gebüffelt wurde von 8 bis 13.10 Uhr, danach standen je zwei Stunden freiwillige Arbeiten, Sport und kreative Aktivitäten auf dem Plan.
Elisabeth engagiert sich für Kinder mit Lernschwierigkeiten, ältere und behinderte Menschen, Obdachlose. In ihrer Freizeit spielt sie Klavier und Tennis, geht tauchen, segeln oder Ski fahren (in Verbier VS). Sie liebt es, zu kochen, zeichnet und liest gern.
Zapfenstreich war 22.15 Uhr, am Wochenende hatten die Internatsschüler eine Stunde länger Ausgang. Wobei: In der ländlichen Gegend rund um St.Donats gibts einzig sechs Pubs. Cardiff, die nächste Party-Hochburg, ist drei viertel Autostunden entfernt.
Für Anerkennung sorgt Elisabeths Entscheid, freiwillig auf ihre Apanage von einer Million Franken zu verzichten. In offizieller Mission tritt sie mit Königin Mathilde erstmals im Juni 2019 in Kenia auf – für die Unicef. Einen Monat später begleitet sie ihren Vater zur Ansprache des Königs zum Nationalfeiertag ins TV-Studio.
Elisabeth ist selbstbewusst, punktet auch modisch mit ihrem lässig-eleganten Stil. Ihr Auftritt am letztjährigen Nationalfeiertag im geblümten Sommerkleid und royalblauen High Heels liess die «Het Laatste Nieuws» verzückt titeln: «Elisabeth zieht alle Blicke auf sich!» Neuerdings ziert sie auch eine Briefmarke.
An ihrem 18. Geburtstag dankt sie vor rund einem Jahr öffentlich der Familie: «Wir bilden ein starkes Team – meine Brüder und meine Schwester. Danke, Mama, für deine Verfügbarkeit und dein offenes Ohr. Danke, Papa, für dein Vertrauen. Ich weiss, dass ich immer auf dich zählen kann.» Und die herzerwärmende Eisprinzessin gelobt: «Das Land kann auf mich zählen!»