Mimi Mlinarevic macht zuerst mal Musik an und pendelt dabei zwischen Songs aus der Netflix-Serie «Narcos» und Soft-Pop. Ihr Mann Nenad weist derweil auf die Blumen auf dem grossen Holzesstisch hin. Monatlich werde ein neuer Strauss geliefert, «das Hochzeitsgeschenk unserer Vermieter», erzählt er.
Der 38-jährige Spitzenkoch und die 33-jährige Spezialistin für Steuerrecht sind seit Juli 2019 verheiratet. «Ich hatte nicht geplant, eine Ehe einzugehen, aber dann habe ich mir gesagt: ‹Einmal und nie wieder›», sagt er.
Es ging schnell beim GaultMillau-«Koch des Jahres» 2016 und der sympathischen Solothurnerin mit dem ausgeprägten Sinn für Zahlen. Kennengelernt haben sie sich 2016. «Ich wollte ihn eigentlich bei ‹Starbucks› zum ersten Date treffen», erzählt sie, doch dann habe sie sich für ein gehobeneres Lokal entschieden. «Das Essen war ein Reinfall, beim zweiten Date hat er das Lokal ausgesucht», sagt sie lachend.
In der ringförmig um den Lift mit Direktzugang angelegten Wohnung des Paars geht es heiter zu. Lachen und leben lassen scheint die Devise zu sein, um zwei unterschiedliche Persönlichkeiten mit divergierenden Interessen und Vorlieben harmonisch unter einem Dach zu vereinen.
Nur ein Vierteljahr nach dem ersten Date sind die heutigen Mlinarevics zusammengezogen. Am Anfang stellten beide einfach ihre alten Möbel in die neue gemeinsame Wohnung. Doch die Zeit dieses uneinheitlichen Bilds ist vorbei. Das neue Flexform-Sofa wirkt ebenso perfekt eingepasst und zurückhaltend-elegant wie die klassischen Eames Plastic Chairs in gedeckten Farben.
Zur modernen Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Zollikon mit Blick auf den Zürichsee gehören eine grosse Terrasse mit Grill, ein Cheminée und eine hochweisse Küche. Überall, wo Konflikte drohen, hat es das Paar geschafft, einen tragfähigen Kompromiss zu finden, der den langfristigen Frieden sichert.
Nenad kümmert sich vornehmlich um die Einrichtung, Mimi hat ein Händchen für Farben. Den kleinen begehbaren Schrank überlässt er ihr, seine Kleider sind stattdessen im «Zimmer für alles» verstaut. In Modefragen mag es Nenad Mlinarevic ohnehin möglichst schlicht. «Wenn ich schwarze Jeans finde, die mir passen, kaufe ich gleich fünf Stück davon, um für ein paar Jahre Ruhe zu haben», erzählt er. Dazu trägt er schwarze T-Shirts – achtzig Stück hat er sich von einer Zürcher Designerin in anschmiegsam weicher Baumwolle massschneidern lassen.
Selbst bei dem Thema, das für einen perfektionistisch veranlagten Spitzenkoch das grösste Konfliktpotenzial birgt, herrscht buchstäblich Friede, Freude, Eierkuchen. «Wir haben gerne Gäste, dann kocht er, und ich übernehme das Backen», sagt Mimi fröhlich. Ihr Mann fügt lachend an: «Seit ich für sie koche, schmeckt ihr das Essen im Restaurant oft nicht mehr, weil es zu wenig gut gewürzt ist.»
Neben der geteilten Freude am Essen verbindet sie der Drang nach Bewegung. «Wir sind sehr aktiv», sagt sie und meint damit nicht nur gemeinsame Radtouren oder das Rudergerät, das in einer Ecke steht. Jeder Tag sieht anders aus. «Durch seine unregelmässigen Arbeitszeiten verpassen wir uns immer wieder. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als die gemeinsame Zeit so gut wie möglich zu nutzen», findet Mimi Mlinarevic. Und ist dabei ganz der pragmatische Zahlenmensch mit Charme, der «selbst für die Planung der Ferien Excel-Tabellen anlegt», wie er augenzwinkernd anmerkt.
In den nächsten Wochen verpassen sich die beiden noch öfter. Als Gastronomie-Unternehmer betreibt Nenad Mlinarevic mit zwei Partnern erfolgreich die «Bauernschänke» im Zürcher Niederdorf, bietet Catering-Dienstleistungen an und steht bereits vor der nächsten Eröffnung: Ab dem 2. Dezember 2019 will er seinen Gästen in der «Neuen Taverne» nahe der Bahnhofstrasse eine neue Geschmackswelt der Gemüseküche auftischen.