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Laras Mamma Gabriella Gut im Interview

«Innerlich ist Lara ein bisschen schüchtern»

Sie regelt das Administrative im Gut-Business und steht stark hinter ihrer Familie: Gabriella Gut erzählt, womit ihre Tochter sie stolz macht und welche ­Begabung diese im Lockdown ausgelebt hat.

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Lara Gut-Behrami mit ihrer Mutter Gabriella, Ski Alpin, 2010, SI 07/2022

Das Mutter-Tochter-Gespann 2010. «Wir haben keine Gewohnheiten, wie oft wir uns hören. Wir telefonieren, wann wir Lust dazu haben.»

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Ganz allein hat Gabriella Gut ihrer Tochter beim Olympiasieg vor dem TV zugeschaut. Die ehemalige Sportlehrerin war mit dem jüngeren Sohn Ian, 26, im Trainingslager im italienischen Santa Caterina, als Lara ihre Karriere komplettierte. Am Telefon spricht sie über die Zeit, als sich ihre Tochter als junge Athletin nach den ersten Erfolgen von der Aufmerksamkeit völlig erdrückt fühlte. Und wie sich Laras Ehrgeiz schon in jungen Jahren zeigte.

Gabriella Gut, Ihre Tochter war schon sehr erfolgreich, nun hat sie wirklich alles gewonnen. Was ist das für ein Gefühl?
Ich habe noch etwas Mühe zu realisieren, dass sie diese Goldmedaille gewonnen hat. Für sie ist das etwas Aussergewöhnliches, vor allem nach den körperlichen Problemen in dieser Saison. Tränen gabs, als ich mit ihr telefoniert habe. Sie hat zuerst ihren Mann angerufen und dann mich. 

Von ihrem Erfolg abgesehen – worauf sind Sie stolz?
Lara ist eine sehr starke Persönlichkeit. Sie hat immer das gemacht, von dem sie dachte, es sei gut für sie. Für Leute, die sie nicht kennen, scheint sie zuweilen hart. Aber ich denke, tief im Innern ist sie ein bisschen schüchtern. Sie steht nicht gern im Mittelpunkt und zieht es vor, für sich zu sein. 

Hat sich Laras starker Charakter schon früh gezeigt?
Eine kleine Anekdote aus der Sekundarschule: Am Mittwochnachmittag haben wir jeweils trainiert. Einmal kam sie mittags von der Schule heim und sagte, sie wolle sich lieber mit ihren Freundinnen vor dem Manor in Lugano treffen. Eine halbe Stunde später kam sie wieder nach Hause und sagte: «Nein, Papa, gehen wir trainieren. So was mache ich nicht.» Shoppen gehen oder Ähnliches interessierte sie nicht.

Lara Gut-Behrami mit ihrer Mutter Gabriella, Ski Alpin, 2009, SI 07/2022

In den Ferien 2009 in der Türkei war die Schweizer Illustrierte mit dabei. 

Marcel Nöcker

Lara hatte nicht nur einfache Zeiten. Wie ist es für die Mutter, die sieht, dass die Tochter leidet?
Es ist hart. Weil man nichts tun kann. Denn wenn du dir als Mutter erlaubst, die Tochter vor den Journalisten zu verteidigen, ist es vorbei. Es gab einen Journalisten, der sie quasi zerstört hat, als sie sehr jung war. Mit Leuten, die sie stets geschätzt haben, machte sie gern Interviews. 

Wie haben Sie zu helfen versucht?
Mein Mann hat sie vor allem unterstützt in diesen Momenten, weil er mit ihr unterwegs war. Er versuchte, ihr zu sagen, weisst du, manche mögen einen nicht oder sind eifersüchtig. Für uns Eltern war das nicht einfach, aber es hat uns auch stärker gemacht.

Nun hat man das Gefühl, es gehe Lara sehr gut, sie hat ihre Balance gefunden. Woran spüren Sie das?
Daran, dass sie andere Sachen in ihrem Leben hat. Auch wenn das Skifahren ihre Leidenschaft bleibt. Sie hat ein Haus, in dem sie viel restauriert. Dann ist da ihr Mann, der eine ganz andere Sportart macht. Das hilft ihr, den Fokus nicht nur auf das Skifahren zu legen.

Arbeiten am Haus? Hat Lara auch handwerkliches Talent? 
Sie hat wohl die Kunstaffinität meines Mannes geerbt und einen sehr guten Geschmack. Während des Lockdowns strich sie den ganzen Sportraum in ihrem Haus. Schon als Kind hatte sie gern gemalt und gezeichnet. Letztes Jahr machte sie keine Weihnachtsgeschenke, weil ihr die Zeit fehlte. Aber an den Rennen malte sie wäh-rend ihrer Erholungszeit sehr schöne Karten für alle. Das waren wirklich Kunstwerke!

Wie verstehen Sie sich mit Valon und seiner Familie?
Wir verstehen uns sehr gut, aber wir sehen uns nicht oft. Wir telefonieren, und ab und zu schauen wir uns seine Spiele. Zurzeit ist Lara wenig in der Schweiz. Sie sieht ja ihren Mann schon nicht so häufig.

Lara sagt, dass sie das Reisen nach 15 Jahren im Weltcup ermüde. Sie könnte nun zurücktreten …
Also ich habe sie noch nie vom Rücktritt sprechen hören! Sie sagt immer, dass sie weitermache, solange sie die Leidenschaft hat. Aber das mit den Reisen stimmt. Bis vor einem Monat spielte Valon in Genua, was ziemlich weit weg ist von ihrem Haus in Udine. Sie pendelte sehr viel hin und her. Nun ist er ein bisschen näher, in Brescia. Aber von Rücktritt hat sie noch nie etwas gesagt.

Von Eva Breitenstein am 18. Februar 2022 - 18:20 Uhr