Isabella Schmid, Sie spielen in der neuen Serie «Die Läusemutter» die Helikopter-Mama Ursula Bosch, also eine Mutter mit krassem Beschützerinstinkt. Was wären Sie für eine Mutter gewesen?
Das ist eine schwierige Frage. Ich habe ja keine Kinder und weiss darum nicht, wie es dann wirklich gewesen wäre. Ich glaube, ich wäre meiner eigenen Mama recht ähnlich. Sie war sehr geduldig, und das bin ich auch. Aber ich wäre auch etwas streng, denke ich. Ich würde klare Regeln aufstellen und deren Einhaltung wäre mir wichtig.
Wie wären Sie mit Mutter-Typen wie an der «Läusemutter»-Schule umgegangen?
Ich glaube, dass die Serie nicht so fern ab ist von der Realität. Die Typen Mütter, die wir darstellen, gibt es wohl an jeder Schule. Ich hätte mich wohl, bevor ich mich aufregen würde, eher zurückgezogen. Nur, weil sich die Kinder verstehen, muss man noch lange nicht deren Mütter mögen. Aber sicher ist, dass ich mich relativ oft aufgeregt hätte.
Ist das Mutterbild in «Die Läusemutter» überholt?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich finde die Mütter in der Serie sehr menschlich und aktuell. Klar, sie sind etwas überzeichnet, aber im Grunde will doch jede Mama nur das beste für ihr Kind.
Ist das Thema Kinder für Sie definitiv abgeschlossen?
Ja, auf jeden Fall. Die Fünf winkt ja schon. Ausserdem habe ich mit meinen 162 Kindern, die ich in Zürich und Köln an meiner Schauspielschule Bellacademia unterrichte, einen Ausgleich gefunden. Da bin ich abends froh, wenn ich die Tür schliessen und mich zurückziehen kann.
Wie geht es Ihnen damit?
Eigentlich sehr gut. Körperlich habe ich total damit abgeschlossen, aber mental gibt es schon immer wieder Momente, in denen man denkt, dass es doch schön gewesen wäre. Ich habe mich ja nicht bewusst gegen Kinder entschieden, das macht es vielleicht auch etwas schwerer. Und auch die Gesellschaft macht Frauen ohne Kindern oft ein schlechte Gewissen. Entweder ist man Mutter oder karrieregeil. Dass man weder noch ist, gibt es nicht.
Sie haben Ihren Partner Urs Gantner beim «ZFF» erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie läuft die Beziehung?
Gut. Wir sind sehr glücklich. Wir leben unseren Alltag zwischen Deutschland und der Schweiz. Ich stehe vor der Kamera oder auf der Bühne und unterrichte, er arbeitet, fotografiert und entwickelt im Keller. (lacht). Es ist ein wunderbares Zusammenleben.
Leben Sie denn schon zusammen?
Wenn wir zusammen sind, dann leben wir auch zusammen.
In der Serie wird ja zum Teil recht Tacheles gesprochen, hartes Vokabular gebraucht. Wie gehen Sie damit um?
Es gab am Set nach einiger Zeit schon den Running-Gag unter den Komparsen. Sie fragten mich immer, wenn ich zum Dreh kam: «Sagst du heute wieder ‹verfickte Kackscheisse?›» Aussenstehende fanden es überraschend, dass ich eine Frau mit einem so derben Wortschatz spiele. Aber als Schauspielerin gehört das für mich zur Rolle und macht eigentlich auch wahnsinnig Spass. Am Ende haben wir das Fluchen aber etwas reduziert, damit meine Rolle, die Ursula Bosch, nicht zu unsympathisch wirkt.
Haben Sie auch privat mehr geflucht?
Es war tatsächlich so, dass meine Schauspielschüler merkten, dass mein Vokabular derber wurde. Sie haben dann gesagt: «Frau Schmid, Sie sind ganz anders!» Dann habe ich kurz innegehalten, und es war wieder gut. Das war sehr lustig.
Wo arbeiten Sie lieber — in Deutschland oder in der Schweiz?
Wenn ich mich entschieden müsste, würde ich die Schweiz wählen. Einfach, weil es sich für mich natürlicher anfühlt, auf Schweizerdeutsch zu arbeiten. Ich spiele zwar jetzt auch schon sehr lange auf Hochdeutsch, dass sich auch das wie meine Muttersprache anfühlt, aber etwas mehr Dialekt wäre schön. Andererseits möchte ich das tolle Netzwerk, das ich mir in Deutschland aufgebaut habe, nicht missen.
«Zoom Persönlich» mit Moderatorin Claudia Lässer und Gast Bernhard Russi ist in ganzer Länge am Mittwoch, 19. Februar 2020 um 20.00 Uhr auf Teleclub zu sehen.