Buochs liegt idyllisch am Vierwaldstättersee, die Rigi strahlt in voller Pracht und spiegelt sich im Wasser. Von hier kommt Skistar Marco Odermatt. Heute aber gilt der Besuch dem nächsten vielversprechenden Skitalent. «Härzlich willkomme, Junioräwältmeisterin» steht auf dem Plakat vor ihrem Zuhause. Jasmin Mathis (21) öffnet die Tür. Um ihren Hals baumeln zwei Medaillen. Die Nidwaldnerin reiste nachselektioniert an die Junioren-Skiweltmeisterschaft in Tarvisio (I). Die Enttäuschung über die erste Absage war riesig. «Ich musste schon ein paar Tränchen verdrücken, als ich es meinen Eltern am Telefon gesagt habe.» Roland (57) und Anita Mathis (58) leiden mit ihrer Tochter mit.Überraschend aber fällt dann eine Fahrerin aus, Jasmin Mathis rückt nach – und schreibt ein Schweizer Skimärchen: Erst holt sie in der Abfahrt Silber und krönt sich dann im Super-G zur Juniorenweltmeisterin! «Ich habe gar nicht damit gerechnet. Ich war einfach nur dankbar und glücklich über die Chance. Diese Emotionen, die Siegerehrung vom obersten Treppchen mitzuerleben – wunderschön.»
Familie Mathis hat eine enge Verbindung: Jasmin,Mutter Anita, Vater Roland und Bruder Andrin Mathis am Vierwaldstättersee.
Nathalie BooAuch Papa Roland Mathis kanns kaum fassen. Während er spricht, bekommt er ein bisschen feuchte Augen. «Wir haben so mitgefiebert – aber nie hätte ich das gedacht. Wir sind einfach wahnsinnig stolz.» Mama Anita fügt hinzu: «Im Ziel hat es mich richtig geschüttelt. Jasmin hat so viel durchgemacht, jetzt wurde sie dafür belohnt.»
Der zwei Jahre ältere Bruder Andrin konnte nicht vor Ort sein. Während der Arbeit schaute er immer wieder auf die FIS-App. «Als da stand: Jasmin Mathis, 1 – da dachte ich, das kann doch nicht sein! Ich konnte es kaum glauben.»
In Vaters Fussstapfen
Auch Andrin war bis zu seinem 16. Altersjahr im Skizirkus mit dabei, entschied sich aber schlussendlich für eine Lehre als Elektroinstallateur. «Ich habe gesehen, was es für eine Karriere alles braucht, und es gibt so viele, die es versuchen.»Die Leidenschaft für den Schneesport liegt in der Familie. Vater Roland Mathis war bereits alpiner Skifahrer, wechselte mit 17 Jahren allerdings auf Grasski und wurde vor 30 Jahren Grasski-Weltmeister. Mit der Startnummer 14 gewann er damals – Jasmin wurde mit der 14 Vizeweltmeisterin. Und mit der Nummer 5 Weltmeisterin – dem Geburtsdatum ihrer Mama.
1995 vs. 2025: zwei Weltmeister auf einem Bild. Jasmin Mathis tat es Vater Roland gleich – nur nicht auf Gras, sondern im Schnee.
Nathalie BooZum grossen Erfolg gratulierte auch Marco Odermatt – Jasmins Eltern trafen ihn vor dem Weltcuprennen im slowenischen Kranjska Gora. Odi prägte Jasmins Karriere neben ihrem Vater und ihrem Bruder mit. «Ich sah früh, was alles möglich ist.» Ihr grosser Traum: Olympiasiegerin zu werden. «Odis Olympiafeier war an meinem 18. Geburtstag. Das war ein Fest!» Zahlen scheinen in Jasmins Leben eine besondere Rolle zu spielen. Und wer bisher nicht mit ihr gerechnet hat, sollte besser damit anfangen.