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Yangzom Brauen in Hollywood

«Jetzt hab ich meine Villa Kunterbunt»

Als Kind schwärmt Yangzom Brauen für Pippi Langstrumpf. Heute dreht sie als Regisseurin in Hollywood erfolgreiche TV-Krimis. Ihr neues Zuhause bietet endlich Platz für Tiere – die Bernerin macht sich die Welt so, wie sie ihr gefällt.

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Yangzom Brauen

Yangzom Brauen mit Mustang Takoda und Ziege Penny in ihrem neuen Zuhause bei Los Angeles. «Sie sind fast wie meine Kinder.»

Jonas Mohr

Voller Energie schiebt Yangzom Brauen (43) ihre Schubkarre über die Koppel und gabelt Pferdeäpfel auf. «Wohl nicht gerade das, was man sich unter einer Hollywood-Karriere vorstellt», sagt sie lachend. «Aber für mich genau das, was ich zum Abschalten und Energietanken brauche.» Seit 2008 lebt die Bernerin in Los Angeles. Als Schauspielerin stand sie mit Grössen wie Charlize Theron oder Frances McDormand vor der Kamera. Seit geraumer Zeit bewegt sie sich lieber dahinter, führt Regie bei Serien wie «Navy CIS: L.A.» oder «Sweet Magnolias». Gerade drehte sie eine neue Kreuzfahrt-Krimiserie namens «Death and Other Details» mit Mandy Patinkin («Homeland», «Criminal Minds») in der Hauptrolle. Der Job sei spannend – und stressig. Da freue sie sich jeweils auf ihr Zuhause und auf die Ruhe mit den Tieren. «Ich bekomme aber auch hier schon mal die Ohren voll, wenn ich mich mit dem Futter verspäte», erzählt sie und schmunzelt.

Dabei hätte sich Yangzom noch vor zwei Jahren kaum vorstellen können, dass sie ihr Leben bald mit einer Handvoll Tieren teilen würde. Damals adoptiert sie einen domestizierten Wild-Mustang aus einer Auffangstation; ein Bekannter sucht einen Stallkumpel für sein Pferd. Yangzom hat nicht viel Ahnung von diesen Tieren. Aber die Chemie stimmt: «Er ist etwas stur – wie ich manchmal –, lehnte jedoch seinen Kopf an mich.» Sie nennt ihn Takoda, was bei den Sioux so viel bedeutet wie «Freund von allen».

Yangzom Brauen

Angekommen: Das Haus im amerikanischen Craftsman-Stil aus dem Jahr 1920 ist Yangzoms Oase fernab von Hollywood.

Jonas Mohr

Dank Ziege zum Traumhaus

Schliesslich schaut sich Yangzom Brauen nach einer Bleibe um, die es ihr erlaubt, Takoda zu sich zu holen. Fündig wird sie in Shadow Hills. Der als «Horse Country» bekannte Vorort von L.A. liegt nur zwanzig Autominuten nördlich von Hollywood, ist aber Welten von den roten Teppichen entfernt. «Das erste Haus, das ich anschaute, gehörte dem Enkel von Elizabeth Taylor. Und die Ranch von Patrick Swayze steht auch gerade zum Verkauf», erzählt sie. Obwohl sie nicht das höchste Angebot macht, erhält Yangzom Brauen den Zuschlag für ein Fünfzimmerhaus mit über 4000 Quadratmetern Umschwung, Stall, Freilaufgehege und einem Gästehaus. Die damaligen Besitzer können bei ihrem Wegzug Ziege Penny nicht mitnehmen. «Ich bot an, sie mit zu übernehmen. So verdanke ich es wohl ihr, dass ich heute hier leben darf.»

Als Gesellschaft und zum Schutz vor Kojoten adoptiert Yangzom zwei verstossene Esel. Was die beiden, denen sie die Navajo-Namen Miki («Kleines») und Kimi («Geheimnis») gibt, alles durchmachten, kann man nur ahnen: «Sie waren völlig verwahrlost, die Hufe waren wohl nie bearbeitet worden, und an Halfter waren sie auch nicht gewöhnt. Sie hatten ein Branding, das darauf hindeutet, dass sie einst Wildtiere waren.» Wie bei den Vorbesitzern kümmert sich Stallbursche Raphael um die Tiere, wenn Yangzom arbeitet.

Yangzom Brauen

Zufall oder Schicksal? «Unlängst ist eine Kinderzeichnung von mir aufgetaucht mit zwei Eseln als Haustieren», so Brauen.

Jonas Mohr

Herzensprojekt fürs Kino

Der Streik der Filmbranche in Hollywood, der letzten Mai beginnt und lange andauert, beschert allerdings auch der Regisseurin mehr Freizeit als üblich. Sie nutzt sie, um das Gästehaus zu renovieren, einen Garten anzulegen, einen Pool einzubauen – und ihre Tiere besser kennenzulernen. Eine Freude für Yangzom, die mit Schildkröten, Hasen, Hund und Katze als Haustiere aufgewachsen ist: «Ich wollte immer ein Pferd, ein Äffchen und die Villa Kunterbunt wie die Kinderbuchheldin Pippi Langstrumpf. Jetzt habe ich das verwirklicht – mit einigen Abwandlungen», sagt sie, während sie Takoda mit Streicheleinheiten verwöhnt und die vorwitzige Penny ihre Westentasche nach Leckereien abschnuppert. «Takoda und Penny sind schnell beste Freunde geworden. Sie spielen miteinander, necken sich und schlafen gemeinsam ein.»

Zeit für einen Kaffee in der kalifornischen Wintersonne. Die Singlefrau geniesst ihn allein. Einsam sei sie nicht, betont Yangzom: «Ich war seit meinem 17. Altersjahr immer liiert. Ich schliesse eine Beziehung nicht aus, aber ich kann gut allein sein und brauche niemanden an meiner Seite, um mich glücklich zu fühlen.» Mittlerweile seien ihre Tiere ihre Familie, und das Gästehaus ist oft von Verwandten, Freundinnen und Bekannten belegt. Über die Festtage waren ihre Eltern aus der Schweiz zu Besuch. Mit ihnen und ihrem Bruder hat Yangzom ein enges Verhältnis. Eine eigene Familie hatte bisher nie Priorität für sie: «Falls ich mich irgendwann dafür entscheiden sollte, hat Adoption in meinen Augen mehr Sinn, als selber Kinder zu zeugen. Blutsverwandtschaft ist keine Garantie für eine harmonische Familie. Und es gibt viele elternlose Kinder, denen man ein gutes Leben ermöglichen könnte.»

Yangzom Brauen

Während des Hollywood-Streiks lässt Brauen einen Pool bauen. Chica, der Hund einer Freundin, nimmt hier gerne ein Sonnenbad.

 

Jonas Mohr

Vorerst beschäftigt Yangzom Brauen allerdings wieder in erster Linie ihr Job. Ihre Auszeit ist demnächst vorbei und die erste Hälfte des Jahres bereits ausgebucht. Zuerst gehts nach Hawaii für neue Folgen von «Navy CIS: Hawaii», dann steht der Dreh einer Serie in Budapest an und bald ein Reboot des Krimiklassikers «Matlock» mit Oscar-Preisträgerin Kathy Bates («Misery») in L.A. «Und mein Herzensprojekt für 2024: der Dokumentarfilm «Mola» über meine verstorbene Grossmutter, die aus Tibet flüchtete. Ihn würde ich gern in die Schweizer Kinos bringen.»

Von Marlène von Arx am 29. Januar 2024 - 06:00 Uhr