Linda Fäh, vor zehn Jahren wurdest du zur Miss Schweiz gekürt. Was für Erinnerungen hast du an dein Amtsjahr?
Mega schöne und einmalige. Miss Schweiz wird man nur einmal im Leben und nur einmal im Jahr hatte jemand die Chance dazu. Dass ich genau die eine sein durfte, erfüllt mich auch zehn Jahre später noch mit Stolz. Damals war das alles noch von grosser Bedeutung. Man wurde über Nacht zu einer schweizweit bekannten Person. Ich bin froh, dass ich das Glück hatte die Zeit zu erleben, in der die Menschen drei Stunden angestanden sind für Fotos und Autogramme. In meinem Amtsjahr konnte ich mich unglaublich weiterentwickeln und bin aufgeblüht.
Was war dein absolutes Highlight während dem Missen-Jahr?
Schwierige Frage. Das wurde ich bestimmt auch nach meinem Amtsjahr gefragt und konnte es schon damals nicht beantworten (lacht). Wahrscheinlich war es der Moment der Wahl selbst. Ich war sowas von aufgeregt und nervös und wusste: Jetzt geht es um alles oder nichts. Meinen Namen zu hören und mit meinen Liebsten zu feiern; das war wirklich ein Augenblick voller Emotionen und ist bis heute mein Highlight geblieben.
Wo siehst du die Miss-Schweiz-Wahl heute?
Ich würde sagen, dass ihre Bedeutung in den letzten fünf Jahren massiv abgenommen hat. Ein grosser Faktor dabei waren bestimmt die Organisatoren-Wechsel. Jeder wollte etwas Neues, etwas Anderes daraus machen. Ich versteh, dass man mit der Zeit gehen will, dabei hat man aber etwas kaputt gefahren, das in der Schweiz fest verankert war. Vielleicht war es aber auch einfach Zeit dafür. Wie auch immer, ich finde es schade, dass wir in der Schweiz, die kein Königshaus hat, nun auch die Miss Schweiz aufgeben mussten und die Tradition verloren geht.
Wen würdest du in Zukunft gerne noch treffen?
Roger Federer! Ich fand ihn vor zehn Jahren schon super und finde ihn heute noch toll. Ich habe während meinem Missen-Jahr gemeint, ein Treffen würde sich mit der Zeit ergeben und wäre kein Problem. Allerdings habe ich mich da getäuscht. Einmal war ich kurz davor, ihm an den Swiss Indoors in Basel die Hand zu schütteln und Grüezi zu sagen. Schliesslich hat es dann doch nicht geklappt. Woran es letztlich lag, weiss ich nicht mehr. Somit bleibt das Treffen auf meiner Bucket-List. Also, lieber Roger, ich hoffe wir lernen uns bald kennen.
In deiner ersten Woche als Miss wurdest du von einem Regio-Sender gebeten, etwas zu singen. Daraufhin kam die Antwort: «Ich bin Miss Schweiz und nicht Sängerin!»
Echt?! (lacht) Ich sag dir jetzt ehrlich: Anfangs war ich wirklich in einem Clinch. Mein grosses Hobby und meine Leidenschaft waren das Singen. Aber ich wollte auch professionell meiner Rolle als Miss Schweiz gerecht werden. Ich wollte das nicht mischen und letztlich als die singende Miss wahrgenommen werden. Der Druck stieg aber immer weiter und alle wollten, dass ich singe. Mit meinem Manager habe ich schliesslich ausgearbeitet, wie man es professionell angehen könnte und wo ein Auftritt infrage käme. Der erste Auftritt war dann beim SRF im «Samschtig-Jass», wo ich den «Gigi von Arosa» gesungen habe. Rückblickend bin ich froh, dass wir das anständig aufgegeleist haben und ich nicht überall bisschen vor mich hin geträllert habe.
Heute arbeitest du hauptberuflich als Sängerin. Macht dich dieser Job glücklich?
Ich bin unheimlich glücklich. Ein Traum ist wahr geworden. Als kleines Kind habe ich von der grossen Bühne geträumt und wollte hinstehen und singen. Ich hätte nie gedacht, dass das alles mal Wirklichkeit ist.
Was meinst du, wie wäre dein Leben ohne den Miss-Schweiz-Titel verlaufen?
Das frage ich mich manchmal auch. Wirklich. Ich wollte während meiner Schulzeit lange Lehrerin werden. Ich könnte mir vorstellen, dass ich diesen Weg verfolgt hätte, wenn ich gar nicht ins Show-Business gekommen wäre. Vielleicht aber wäre ich auch heute Sängerin, einfach über einen anderen Weg, eventuell über eine Musik-Casting-Show.
Beatrice Egli hat bei einer Musik-Casting-Show mitgemacht, gewonnen und ist zum Schlager-Star geworden. Bist du eifersüchtig?
Überhaupt nicht! Sie hat einen komplett anderen Weg gewählt. Ihren Erfolg mag ich ihr von Herzen gönnen, sie hat es verdient. Beatrice und ich sehen uns immer wieder an Events und Auftritten, da habe ich sie als aufgestellte und bodenständige Person kennengelernt. Sie ist einfach, wie sie ist, und das ist im Schlager entscheidend. Wie sie ihren Weg bestritten hat, ist grandios. Ich bin sowieso der Meinung, dass wir gemeinsam mehr erreichen können. Sie hat es geschafft, den Weg in Deutschland für Schweizer Künstler zu ebnen, und Sympathie für unser Land zu gewinnen. Davon profitieren alle, die nach ihr kommen. Die Szene ist genug gross, damit jeder Platz hat, der es ehrlich und ernst meint.
Du zählst zu einer der erfolgreichsten Missen aller Zeiten. Macht dich das stolz?
Ehrlich gesagt, erfüllt es mich mehr mit Stolz, wenn ich höre, dass ich eine beliebte Miss Schweiz bin. Noch nie ist ein Fan zu mir gekommen und hat gemeint, ich sei eine der erfolgreichsten Missen. Was ich häufiger und auch lieber höre ist, ich sei eine tolle Miss, oder die sympathischste Miss aller Zeiten. Für mich zählt mehr, was für einen Eindruck ich hinterlasse, das geht mir ans Herz. Klar ist es «nice to have», wenn man weiss, dass man zu den erfolgreicheren gehört und eine von den Missen ist, die noch in der Öffentlichkeit steht. Darauf baue ich allerdings nicht auf.
Wie hältst du deine Work-Life-Balance im Gleichgewicht?
Das ist ein schwieriges Thema (lacht). Ich arbeite gerne und liebe es aufzutreten. In ruhigeren Phasen, die es immer wieder gibt, wird mir schnell langweilig. Aber die braucht es nun mal und die Zeit nutze ich für mich. Im Januar habe ich mir zuletzt eine Auszeit genommen, um Zeit für mich und meinen Mann zu haben, etwas zu reisen und den Stress zu vergessen. In dem sich die strengeren und intensiveren Phasen abwechseln, schaffe ich das Gleichgewicht für mich. Das musste ich aber in den letzten Jahren lernen. Aber am meisten Kraft geben mir mein Mann, meine Freunde und mein Gottemeitli. Das holt mich immer «back to the basics».
Wer im Internet nach dir sucht, findet fast jeden Moment deines Lebens, sei es beruflich oder privat.
Das stimmt. Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, da das Amtsjahr extrem war. Inzwischen kann ich das ein bisschen steuern, es ist eigentlich eine Zusammenarbeit mit den Medien geworden. Ich weiss, was ich zeigen will und was eben nicht. Diese persönliche Grenze erlaube ich mir. Letztlich ist ein Geben und ein Nehmen, da es zu meinem Job gehört und auch meine Fans mehr sehen und vor allem die persönliche Linda spüren wollen.
Wo ziehst du diese Grenze?
Ich mache beispielsweise keine Homestorys mehr. Ich gebe viel von mir preis, doch meine vier Wände will ich inzwischen für mich behalten. Auch Geschichten mit meinem Mann müssen nicht immer sein, da er die Öffentlichkeit etwas scheut. An Veranstaltungen habe ich eher mal meine Schwester oder eine Freundin dabei. Meine Beziehung ist meine Schatztruhe, die wahre. Bei meiner Hochzeit habe ich zwar Bilder an Medien gegeben, aber ich hätte nicht gewollt, dass Journalisten dabei sind. Ich mag es auch nicht, mich öffentlich politisch zu äussern. Nicht weil ich keine Meinung habe, aber ich bin der Meinung mich nicht öffentlich überall einmischen zu müssen.
Wünschst du dir manchmal, nicht mehr berühmt zu sein?
Ich liebe meinen Beruf mit allem, was dazu gehört. Und dennoch habe auch ich Tage oder Phasen, in denen ich weniger gut gelaunt bin und ich nicht danach schreie, dass mich jemand anspricht. Aber da muss man durch und darf es sich nicht anmerken lassen. Da kenne ich kein Pardon. Für die Leute da zu sein gehört für mich zum Beruf. Zum Glück sind solche Momente aber eine Seltenheit und der grosse Rest meiner Arbeit topt alles.
Wie entspannst du nach einem stressigen Tag?
Auf dem Sofa. Am liebsten lasse ich mich dann von meinem Mann bekochen oder wir bestelle etwas zu essen. Dazu schauen wir einen Film oder eine Serie. Was ich auch liebe, ist mal ein Tag im Wellness oder in der Sauna.
Gibt es eine Handlung, Situation oder Aussage, die du bereust?
Nein, überhaupt nicht. Ich weiss zwar, dass ich nicht immer das Richtige gesagt habe, aber niemand ist perfekt. Man muss nur zu seinen Fehlern stehen können. Mein grösster Fauxpas war, dass ich damals als Miss-Schweiz Kandidatin das Matterhorn in einem Interview nicht erkannt habe und durch die Klatsch-Presse gezogen wurde. Aber auch aus diesem Tiefflug konnte ich etwas Positives ziehen, schliesslich kann ich heute sagen, dass ich das Matterhorn bestiegen habe und ich es nun aus jedem Blickwinkel kenne. Das soll mir mal wer nachmachen.
Seit 2017 bist du verheiratet. Kommt Marco manchmal zu kurz?
Jein, es gibt Monate, in denen er zu kurz kommt, wenn ich viel unterwegs bin. Die Frage ist allerdings, wie geht man als Paar damit um, wenn man sich nicht so oft sieht oder nicht soviel Zeit miteinander verbringt. Wir haben einen super Weg gefunden, nehmen uns dafür vor und nach diesen Phasen intensiv füreinander Zeit. Ich persönlich bin froh, dass wir kein Eheleben führen, das von Montag bis Freitag immer gleich läuft. Aber ich muss auch sagen, dass ich Glück habe, dass Marco meine Arbeit, meinen Traum, so sehr respektiert und akzeptiert.
Du arbeitest intensiv an deiner Karriere. Wie sieht es mit der Familienplanung aus?
Diese Frage musste ja kommen. (lacht)
Stört sie dich?
Nein, an diese Frage habe ich mich gewöhnt. Bis es in ein paar Jahren so weit ist, bekommen halt alle immer die gleiche Antwort. Ich frage mich eher, ob es den Journalisten bis dahin nicht verleidet. Aber es ist klar, jeder will irgendwann mal der Erste sein, der es weiss. Es ist aber effektiv so, dass wir in der jetzigen Situation mit der Familienplanung warten. Wir wollen noch etwas unser Leben und unsere Zweisamkeit geniessen. Darüber hinaus arbeite ich intensiv an meiner Kariere als Sängerin und Marco will auch noch weiter kommen in seinem Beruf. Letztlich stellt sich aber noch die Frage, ob wir denn Kinder haben können. Das eine ist, dass wir Kinder wollen, ob es dann klappt, liegt nicht in unseren Händen. Wir hoffen es und lassen uns überraschen.
Schauen wir mal zehn Jahre in Zukunft, wo siehst du dich?
Ui, ein Blick soweit hinaus? In den nächsten zehn Jahren will ich weiterhin erfolgreich unterwegs sein und mich in Deutschland etablieren. Nachdem ich die Florian-Silbereisen-Konzerttour begleiten durfte, wäre ein abendfüllendes Programm mit Band und Tänzern etwas Tolles. Was ich auch noch toll fände, wäre eine eigene Samstag-Abend-Show im Fernsehen, in der ich mich austoben könnte. Und nicht zuletzt steht die Familienplanung auf dem Programm.