Normalerweise ist er direkt vor Ort, wenn die Schweiz am Eurovision Song Contest antritt. Dieses Jahr musste er wegen der Corona-Pandemie zuhause bleiben. Den gestrigen ESC-Final hat Sven Epiney, 49, von Zürich aus kommentiert.
Um trotz der Distanz den «ESC-Vibe» zu spüren, haben Sven und seine SRF-Kollegen das bestmögliche getan. Dazu gehörten etwa, die Garderobe und die Kommentatoren-Kabine ESC-gerecht zu dekorieren. «Wir haben Schweizerfahnen aufgehängt, wie wir das jeweils am Event machen», erzählt Epiney im Gespräch mit schweizer-illustrierte.ch. Zudem sei er in regem Austausch mit Gjon's Tears, 22, und der Schweizer Delegation gestanden. «Wir versuchten via Skype und Zoom so nahe wie möglich am Geschehen zu sein.»
Natürlich sei es schade gewesen, dass er nicht komplett ins ESC-Universum eintauchen konnte, meint Sven – «aber auch völlig verständlich». Aufgrund der Corona-Pandemie habe es absolut Sinn ergeben, dass eine möglichst kleine Delegation nach Rotterdam reiste.
Die Stimmung war aber von Anfang an auch in Zürich bestens. «Es hat ja schon vor der Show super angefangen, als Gjon den Preis für die beste Komposition bekam», sagt Epiney. «Als wir dann beim Jury-Voting auf Platz eins landeten, war das mega.» Da wir dadurch als letztes Land die Punkte der Zuschauer bekamen, war die Show «unglaublich spannend bis zur letzten Sekunde».
Von der Leistung von Gjon's Tears ist natürlich auch der langjährige ESC-Kommentator begeistert: «Schafft man es aufs Podest, ist das sensationell!» Er habe im Vorfeld immer gesagt, es sei alles möglich. Das zeigte sich dann auch bei der Vergabe der Punkte: Bis zur letzten Sekunde war der Sieg für Gjon's Tears in Reichweite. Am Ende hat es doch nicht sollen sein und Italien entschied den diesjährigen Wettbewerb für sich.
Enttäuscht darüber, dass es knapp nicht für den Sieg gereicht hat, ist Sven Epiney nicht. «Aber ist man so nahe dran, denkt man für einen Moment schon: ‹Jetzt hätten wir mal gewinnen können›», gibt er zu. Was die Zukunft der Schweiz am ESC betrifft, ist er zuversichtlich: «Irgendwann werden wir es wieder bis ganz nach oben schaffen!» Die Schweiz sei definitiv wieder dabei.
Nach eher erfolglosen Jahren erreichte Luca Hänni, 26, mit seinem Song «She got me» vor zwei Jahren Platz 4. Im letzten Jahr fand wegen Corona zwar kein Wettbewerb statt, aber schon mit seinem damaligen Lied «Répondez-moi» wurde Gjon's Tears als Favorit gehandelt. «Wir haben einen guten Lauf und nehmen diesen Schwung ins nächste Jahr mit», ist Epiney überzeugt. Die hervorragenden Resultate der vergangenen zwei Jahre würden auch zeigen, dass sich die Arbeit und der lange Weg, den die Schweizer Delegation mit dem Künstler in Angriff nimmt, lohnen.