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Sepp Arnold pfeift auf Smartphone und Instagram

Von «Bauer, ledig, sucht...» zum Social-Media-Star

Als ältester Schweizer Influencer ist Sepp Arnold zum Liebling von Teenies und IT-Firmen geworden. Erst fand der Kultbauer im TV spätes Liebesglück, jetzt verdient er sich einen Zustupf für seinen Traum.

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Influencer Sepp Arnold

Derzeit hat Bauer Arnold noch 18 Geissen. Er denkt ans Aufhören. «Die Gelenke machen mir zu schaffen.»

Geri Born

Sein Rauschebart ist Kult, die Person dahinter eine Legende: Sepp Arnold, 76, aus Bürglen im Kanton Uri ist Kult-Bauer, TV-Publikumsliebling, Influencer – und seit geraumer Zeit auch ein Social-Media-Werbestar.

Ältere lieben den Geissenzüchter aus dem Schächental seit der TV-Kuppelshow «Bauer, ledig, sucht …» auf dem Sender 3+. In Staffel 13 findet Sepp zu Claudia, 64, und erlebt – nach dem Tod der ersten Frau – mit der Zürcher Oberländerin noch mal spätes Liebesglück.

Nur ein Ort im Haus hat Internet-Empfang

Teenies finden die lustigen Videos von Sepp – gemeinsam mit Zeki – einfach nur geil. Zeki Bulgurcu, 30, zählt mit seinen Kanälen «Zekisworld» auf Youtube und Tiktok sowie «Swissmeme» auf Instagram zu den grössten Internetstars der Schweiz.

Sepp ist nun selbst Top-Influencer.

Er verdankt diesen Erfolg unter anderem Zeki. Der stand eines Tages nach einem Anruf in der Stube, erklärte Arnold die Internet-Welt, und Sepp fand danach: «Was der vorhat, ist nicht so schlimm.» Seither lacht die Schweiz über Videos wie «Verkehrskontrolle mit Sepp» oder «Sepp het Internetproblem».

Mit dem Internet ist es bei Sepp auf 1000 Meter über Meer tatsächlich so eine Sache. Im Haus gibts eine einzige Stelle mit 4G-Empfang. «Dort stellte meine Tochter so ein Kästli fürs Internet auf.» Sein ältester Enkel zeigt ihm manchmal die Clips des Grossvaters.

Influencer Sepp Arnold

Liest Sepp Katja, 7, Pauli, 2, und Susanne, 9, vor, ist er für seine Enkel einfach «dr lieb Neni».

Geri Born
«Ich habe noch nie eine SMS geschrieben»

«Der älteste Influencer der Schweiz», wie die «Weltwoche» Sepp Arnold nennt, hat weder einen Selfiestick griffbereit noch ein Smartphone im Hosensack. Das uralte Handy, das Sepp vom Küchenschrank hervorkramt, hat ein winziges Display und noch kleinere Wähltasten. «Damit telefoniere ich nur, ein SMS habe ich noch nie geschrieben», gibt er offen zu.

Zur Kultwerbefigur mauserte sich Sepp vor allem in der Digitalbranche. Firmen wie Smile Direct (Versicherungen), Huawei (Telekommunikation) und Trivadis (IT-Dienstleister) setzen auf den urchigen Senior mit dem Ürner Dialekt und dem mächtigen Bart («den habe ich in meinem Leben nur dreimal abrasiert»). Bei Microsoft kennen ihn gar die obersten Chefs. Er war als Stargast an eine Konferenz des weltgrössten Software-Herstellers eingeladen, bis «das cheibe Corona» ihm einen Strich durch die Rechnung machte.

Claudia und Sepp Bauer, ledig sucht

Bei «Bauer, ledig, sucht...» lernte Sepp seine Claudia kennen.

Thomas Luethi
Sein Traum: «Eine Safari mit Claudia»

Die Rechnung geht aber auch so auf für den Urner. Er, der sein Leben lang hart chrampfte, freut sich über den Zustupf, den ihm die Influencer-Auftritte ins Kässeli spülen. Sein Leben lang lebt er bescheiden, bleibt es erst recht im Alter. Sein rostiger Subaru («Ich habe immer nur Occasionen gekauft») bringt Sepp zuverlässig über die holprige und vom Regen arg ramponierte Schotterstrasse runter ins Dorf und rauf nach Hause. Und im Herbst verkauft er wieder ein paar Ziegenkäse an Kollegen.

Einen Traum aber würde er sich gern noch erfüllen. «Eine Safari in Kenia – mit Claudia.» Beim Gedanken an Afrika strahlen seine Augen. Ein bisschen ist der Bauer aus dem abgelegenen Tal ja schon in der Welt herumgekommen: Italien, Österreich, Ukraine, Portugal und Kuba hat Sepp Arnold aus Bürglen (es gibt 17 weitere im Ort mit demselben Namen) bereits bereist. Gefallen hats ihm überall. «Aber Heimat ist, wo du aufgewachsen bist», sagt Sepp. Dieser Influencer ist ein ehrlicher Cheib. Und sympathisch dazu!

Influencer Sepp Arnold

Sepp Arnold vor seinem Hof im Urner Schächental. Das Haus wurde 1795 gebaut, seine Familie erstmals 1632 erwähnt.

Geri Born
Von René Haenig am 16. August 2020 - 17:16 Uhr