Ostermundigen, vor den Toren unserer Landeshauptstadt. Von hier stammen einige der schillerndsten Töchter und Söhne der Schweiz: das ewige Bond-Girl Ursula Andress, Glamour-Moderatorin Michelle Hunziker sowie Roman Josi, der vielleicht beste Schweizer Eishockeyspieler der Gegenwart. Und in Ostermundigen steht eine der aussergewöhnlichsten Wohnungen des Landes – in einem unscheinbaren Gebäude an der Oberdorfstrasse 20.
Erbaut wurde das Haus in den 1970er-Jahren. Es strahlt den nüchternen Charme eines damals zeitgemässen Zweckbaus aus. Doch hinter der unspektakulären Fassade versteckt sich eine geballte Ladung an Elektronik, technischer Finesse und wissenschaftlichem Know-how, das die Viereinhalb-Zimmer-Altbauwohnung im Erdgeschoss zum Vorzeigeobjekt des Smart-Home-Modells befördert und die Besucher permanent staunen lässt.
Philippe Burkhalter, der Innovations- und Kommunikationsbeauftragte des TecCenter der ISP Electro Solutions AG, eines Unternehmens der BKW Building Solutions, öffnet die Tür mit dem Smartphone. Als wir das Foyer betreten, schaltet sich das Licht automatisch ein. Burkhalter erklärt: «Die Sensoren erkennen, wenn jemand in den Raum tritt. Die Beleuchtung schaltet sich nur ein, wenn es im Raum zu wenig Tageslicht hat. Wenn sich niemand mehr im Raum befindet, schaltet sie sich aus.» Dies ist aber noch nicht das Ende des Spektakels: Es lassen sich auch individuelle Beleuchtungsszenarien mit indirektem Licht, LED-Bändern und -Spots hinterlegen und per Tastendruck ändern. Am Morgen kann der Sonnenaufgang, am Abend der Sonnenuntergang simuliert werden. Geht man ins Bett, kann man mittels eines einzigen Befehls und akustischer Impulse alle Systeme zurückfahren, Lichter löschen und Fensterstoren schliessen.
In jedem Raum befindet sich ein Taster, an dem Licht, Lüftung, Heizung und Musikanlage gesteuert werden können. Ausserdem lässt sich das gesamte System über eine zentrale App via iPad oder Smartphone lenken: «Das letzte Wort hat immer die Bewohnerin oder der Bewohner», sagt Burkhalter. Gleichzeitig gelte aber das Prinzip, dass die Interaktion mit der Technik so stark wie möglich reduziert werde: «Man will ja nicht permanent damit beschäftigt sein.» Weiter sagt er: «Die Gebäudeautomatismen sollen dem Bewohner so viel abnehmen wie möglich.»
So schön dies in der Theorie tönt, so wichtig ist der praktische Test. So hat Burkhalter drei Personen eingeladen, die in der Wohnung kochen, übernachten und das System auf die Probe stellen: die klinische Psychologin Lisa Brändle sowie die beiden Softwareentwickler Stefan Eichenberger und Marco Schaub. Alle sind 34 Jahre alt und gehören damit zu einer Generation, die sich noch an ein Leben ohne Smartphone erinnern kann: «Als Digital Natives kann man uns wohl nicht bezeichnen», sagt Stefan Eichenberger.
«Dem Bewohner soll durch die Automatismen so viel abgenommen werden wie möglich.»
Der Wow-Effekt lässt nicht lange auf sich warten. Angesichts des Heimkinos geraten alle ins Staunen. Der Vorhang öffnet sich automatisch, die weichen Sessel lassen sich in der Position verändern und haben einen Behälter, in dem Getränke gekühlt werden können. Der Sternenhimmel und das Dolby-Surround-System vermitteln ein echtes Kinogefühl. «Wie in Hollywood – aber aus Bern leichter zu erreichen», ruft Lisa Brändle lachend. Der Psychologin gefällt aber eine andere Komponente fast noch mehr: «Ich fühle mich in einer solchen Wohnung sehr sicher. Denn über das Handy lässt sich jederzeit kontrollieren, wer vor der Haustür steht.» Dasselbe ist auch Stefan Eichenberger aufgefallen: «Die vernetzte Gegensprechanlage ist ein grosser Mehrwert. Dank ihr kann man ortsunabhängig mit dem Besucher vor der Haustür sprechen und diese öffnen. So kann beispielsweise der Postbote selbst dann ins Treppenhaus eingelassen werden, wenn man selber in den Ferien ist.»
Zum verstärkten Sicherheitsaspekt zählt auch die Abwesenheitssimulation: Licht, Musik, Storen und Fensterläden vermitteln den Eindruck, dass jemand zu Hause ist – nach unterschiedlichen Zeiten und Mustern.
Ein wichtiges Element im Smart-Living-Modell ist das intelligente Heizsystem. Speziell in der Wohnung in Ostermundigen: Die bestehenden alten Radiatoren wurden eingebunden und die Gesamtenergieeffizienz optimiert. Bei Abwesenheit oder beim Lüften wird die Heizung heruntergefahren. Das funktioniert mit elektronischen Funkventilen.
Marco Schaub ist auch vom Lichtmanagement beeindruckt: «Mich faszinieren die Lichtelemente. Mit den verschiedenen Farbtönen lassen sich Ambiente und Raumklima von einem Moment auf den anderen ändern.» Besonders angenehm sei, dass der Lichtsensor auch im Schlafmodus perfekt funktioniert. Muss man während der Nacht aufstehen, schaltet sich ein gedämpftes Licht ein, das einem beispielsweise den Weg zur Toilette weist – ohne andere Personen zu stören. Zu den wichtigsten Komponenten zählen die intelligenten Fensterläden: Je nach Wetter bewegen sich diese selber. Erstaunlich dabei: Bei den Fensterläden handelt es sich um Klappläden, wie sie bei alten Häusern vorkommen. In diesem Fall bewegen sie sich mit einem Elektromotor und stehen für eine Besonderheit der Show-Räume. Denn diese beweisen, dass sich auch eine Altbauwohnung nach dem Smart-Living-Konzept aufrüsten lässt.
Mit 46 Unternehmen bietet die BKW Building Solutions vielseitige Dienstleistungen in den Bereichen Gebäudetechnik, Gebäudeautomation sowie IT aus einer Hand.