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Volg

«Hier bin ich daheim»

Vom Flüchtling aus Syrien zum beliebten Volg-Ladenleiter – das ist die Lebensgeschichte von Orhan Muhammad. Im Dorfladen in Linthal GL ist die Atmosphäre familiär, man kennt und schätzt sich.

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Orhan Muhammad in Aktion beim Volg im Linthal

Willkommen im Volg Linthal! Der Ladenleiter begrüsst seine Kundinnen und Kunden wenn möglich persönlich.

Ruis

Mit seinen etwas mehr als 1020 Einwohnern zählt Linthal, am Fuss des Klausen, zu den grösseren Gemeinden im Bezirk Glarus Süd. Hier werden noch Bräuche und Traditionen gelebt, es wird viel Wert auf ein Miteinander gelegt. Mitten im Dorf, direkt an der Hauptstrasse gelegen, der Volg. Als einziger Laden im Dorf ist er gleichzeitig auch Treff- und Angelpunkt von Linthal. Hier hat und nimmt man sich noch Zeit für einen Schwatz, während gleich nebenan auf der Wiese ein paar Kühe weiden und dabei ihre Glocken fast rhythmisch bimmeln lassen.

Es ist Freitagnachmittag und grad viel los im Volg. «Das ist normal», sagt Ladenleiter Orhan Muhammad lachend, platziert einen Stapel gelbe Einkaufskörbli neben dem Eingang und begrüsst die eintretende Kundschaft freundlich mit Namen – einige davon sogar mit Vornamen. Man kennt sich, man schätzt sich. «Der Slogan ‹frisch und fründlich› ist nicht nur ein Spruch, das wird hier gelebt», sagt Elsbeth Kohler, die regelmässig hier einkauft, und Orhan Muhammad mit einem Lächeln anschaut. Die Freude über das Kompliment sieht man dem 31-Jährigen an. Er strahlt und lacht glücklich.

Orhan Muhammad in Aktion beim Volg im Linthal

Orhan Muhammad mag es ordentlich. Die Bügel der Einkaufskörbli müssen auf der gleichen Seite liegen.

Ruis
Schlüssel zum Weiterkommen

Seit 2023 ist der gebürtige Kurde Ladenleiter des Volgs Linthal. «Volg habe ich alles zu verdanken», sagt er wenig später in fast akzentfreiem «Schwiizerdütsch», «aber alles von Anfang an.» Und dann erzählt er seine unglaubliche Geschichte. Vor zehn Jahren kam er als Flüchtling aus Syrien in die Schweiz, nach Basel. Fünf lange Tage hatte seine Reise, auf der er sich hinten im Lastwagen der Schlepper verstecken musste, gedauert. «Eine Flucht, für die mein Vater sehr, sehr viel Geld gezahlt hat.» Ganz alleine und auf sich gestellt, ohne jegliche Orts- und Deutschkenntnisse, musste er sich erst einmal zurechtfinden.

Mit seinen wenigen Brocken Englisch – «ich spreche Kurdisch, Arabisch und Türkisch» – beantragte er Asyl und kam dann ins Durchgangsheim Ennenda. «Kein schöner Ort», erinnert er sich. «Ich sah, wie einige Flüchtlinge klauten.» Mit denen wollte er nichts zu tun haben. Er wollte weg. Mit dem N-Ausweis durfte er aber weder arbeiten noch eine Schule besuchen. Aber er nutzte die Zeit und besuchte im Heim den Deutschunterricht. «Ich wusste, die Sprache ist mein Schlüssel zum Weiterkommen.»

Seine Geschichte bei Volg

Nächste Station war Rüti, wo er den ersehnten F-Ausweis (vorläufige Aufnahme) bekam, der es ihm ermöglichte zu arbeiten. «Als Erstes meldete ich mich für einen Deutsch-Intensivkurs an, denn ich hoffte, dass ich in der Schweiz mein Studium zum Statiker, das ich in Aleppo abbrechen musste, irgendwann wieder aufnehmen könnte.» Und er suchte Kontakt zu den Einheimischen. «Ich wollte Leute kennenlernen, mich integrieren, Schweizer Freunde finden.» Sein Talent als Fussballspieler öffnete ihm dann die Türen: «Die zweite Mannschaft des FC Glarus nahm mich auf.»

Das Glück stand auf seiner Seite, denn bald schon erfuhr er bei der Koordinationsstelle Integration Flüchtlinge des Kantons Glarus, dass er die Möglichkeit hatte, eine Berufslehre zu machen. «Und hier beginnt meine Geschichte bei Volg», erzählt er weiter und strahlt. «2017 durfte ich hier im Laden erst ein Praktikum machen, bevor ich von 2018 bis 2021 die dreijährige Lehre zum Detailhandelsfachmann EFZ absolvierte.»

Sein Ziel: Schweizer werden

Orhan Mohammad war sich sicher: Hier wollte er bleiben. Noch während seiner Lehrzeit kam seine grosse Liebe Ronprin in die Schweiz. 2022 wurde er stellvertretender Ladenleiter, 2023 übernahm er die Leitung und das mit viel Herzblut. Er füllt die Regale auf, sitzt an der Kasse, wischt den Boden auf («bei mir muss alles ordentlich und sauber sein»). Ihm ist keine Arbeit zu viel. Und die Kundinnen und Kunden mögen ihn, vertrauen ihm. Wie Stammkunde Balthasar Zweifel, der soeben den Laden betritt. «Herr Zweifel ist blind, ich werde für ihn die Sachen, die er braucht, zusammenstellen.» Sagts und entschwindet mit dem Einkaufszettel vom Kunden zwischen den Regalen. Ein paar Minuten später ist er mit einem gefüllten Einkaufskörbli zurück. Er kennt seinen Laden wie seine Westentasche

Orhan Muhammad in Aktion beim Volg im Linthal

Kunde Balthasar Zweifel braucht Hilfe. Orhan Muhammad besorgt für ihn den Einkauf, hilft, wo er kann.

Ruis

Inzwischen ist Orhan Muhammad Vater einer vierjährigen Tochter, sein Sohn erblickte vor Kurzem das Licht der Welt. Sein nächstes Ziel: Er will Schweizer werden. «Ich habe inzwischen den C-Ausweis, die Niederlassung. In wenigen Jahren kann ich den Antrag stellen, für meine Familie und mich.» Irgendwann zurück nach Syrien zu kehren kommt für ihn nicht infrage. «Hier ist meine Heimat, hier will ich bleiben. Volg werde ich ewig dankbar sein, dass mir diese Chance geboten wurde.»

am 16. Dezember 2024 - 00:01 Uhr