Lissabon. Die portugiesische Kapitale gilt als Wiege der Entdecker. Von hier aus startete der Seefahrer Vasco da Gama seine Abenteuerreise nach Indien. Und Kolumbus rettete sich schwimmend in diese Stadt, als Piraten sein Schiff angriffen.
Dass das jüngste Flottenmitglied von TUI Cruises in Lissabon getauft wird, ist also kein Zufall: «Auf Entdeckerkurs» lautet das Motto der neuen «Mein Schiff 2». «Unsere Gäste sollen fremde Welten mit uns erkunden», sagt Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises. Die «Mein Schiff 2» ist – wie die im letzten Jahr in Dienst gestellte «Mein Schiff 1» – Teil einer neuen Generation. Beide Schiffe sind rund 20 Meter länger als ihre Vorgänger. «Bei der ‹Mein Schiff 2› haben wir einen Schwerpunkt auf bekannte Designer gesetzt», sagt Wybcke Meier. Fünf international renommierte Architekten und Ausstatter haben ihre Handschrift hinterlassen.
Das zeigt sich auf den ersten Blick in der neu gestalteten Schaubar. Diese erinnert an ein hippes Lokal in einem urbanen Trendviertel. Kein Wunder! Die Bar wurde von Werner Aisslinger gestaltet, dem Mastermind, der unter anderem für den Look der angesagten 25hours Hotels verantwortlich ist. Seinem Stil bleibt der Designer auch auf hohe See treu: Stühle mit grünen und lila Samtbezügen, goldfarbene Tische und geflochtene Korb-Lampen. «Mojitos, Caipirinhas und Cuba Libre gehen hier oft über die Theke», sagt der Barkeeper aus Hamburg.
Auch das Tag & Nacht Bistro – ein Klassiker, der sich auf jedem «Mein Schiff»-Kreuzer findet – wurde von Aisslinger umgestaltet. Es erinnert mit Blumenkästen, floralen Mustern und Lichterketten nun mehr an ein Gartenfest als an eine Imbissbude. «Ich mag am liebsten die Pommes», sagt Kapitän Kjell Holm, der sich während seiner Pause am Nachmittag einen Snack gönnt. Auch hungrige Nachtschwärmer kommen auf ihre Kosten. Denn etwas zu essen gibt es – wie der Name schon sagt – rund um die Uhr.
Etwas reduzierter und schlichter erscheinen die Aussenbereiche: Das Pooldeck, die Lagune, aber auch die Open-Air-Bars haben vom renommierten schwedischen Kollektiv Tillberg Design ein neues Gesicht bekommen. Wie schon auf der «Mein Schiff 1» hat die spanische Star-Designerin Patricia Urquiola alle Suiten eingerichtet. Von ihr stammt unter anderem auch das Interieur des «Igniv by Andreas Caminada» im Grand Resort Bad Ragaz. Das Raumkonzept der Grossen Freiheit am Heck des Schiffes ist neu offener gestaltet – und bietet mehr Platz. Die 167 Quadratmeter grosse Glasfassade in Form eines Diamanten ist das Erkennungsmerkmal der Location. Hierher kommt man für einen Apéro bei Sonnenuntergang oder zum Digestif unter dem Sternenhimmel.
Wer es lieber ein bisschen rustikaler mag, geht ins «Ebbe & Flut». In der Bierbar gibt es 20 Sorten Craft Beer. Fällt die Entscheidung schwer, bestellt man sich das «Degustations-Menü». Zwickel, Pils, Rotbier, Pale Ale und India Pale Ale – eine Entdeckungsreise für den Hopfen-und-Malz-Gaumen. Das freut nicht nur die Gäste. Der Barkeeper weiss: «Hier stösst auch die Crew nach Feierabend zusammen an.»
Kalorien abbauen und Promille rausschwitzen kann man auf der Joggingstrecke auf Deck 14. Die 438 Meter lange Bahn verlangt mit einer Steigung von bis zu 6,7 Prozent durchaus etwas ab. Das deutsche Designbüro 3deluxe, das seit der «Mein Schiff 1» für TUI Cruises arbeitet, war für die Gestaltung der Deckflächen und Sportbereiche verantwortlich. Die rund um die Uhr geöffnete Arena dient nicht nur als grosse überdachte Sporthalle für Fuss- und Basketballspiele. Kletteraffine Gäste können sich hier auch an einer Boulderwand austoben. Und wer Glück hat, kann den Tänzerinnen und Tänzern
des Bord-Ensembles bei den Proben zuschauen.
Auf dem deutschen Schiff findet man auch da und dort ein bisschen Heimat: Zurzeit arbeiten neun Schweizerinnen und Schweizer an Bord. Eine davon ist Veronika Maiwald, 27, aus Brunnen SZ. Sie ist First Purser. Will heissen: Sie sorgt für einen reibungslosen Ablauf beim Check-in und Check-out der rund 2500 Passagiere und regelt mit allen Hafenbehörden und Schiffsagenturen die Ein- und Ausklarierung des Schiffes. «Ich liebe diesen Job, weil er so abwechslungsreich ist», sagt Maiwald. Auch wenn es medizinische Notfälle mit den Passagieren gibt, ist sie zur Stelle und alarmiert die Not-ärzte. «Ich trage viel Verantwortung.» Die Schwyzerin arbeitet sechs Monate ohne Unterbruch, sieben Tage die Woche. «Das war schon eine grosse Umstellung, aber die Herausforderung gefällt mir.» Wenn sie nicht auf hoher See unterwegs ist, lebt sie inzwischen in Mexiko. Auch Silvan Walder, 37, aus Wald ZH hat sich Mexiko als Wahlheimat ausgesucht. Aber nur, wenn er nicht gerade als Souschef auf dem Kreuzfahrtschiff arbeitet. Im Hauptrestaurant Atlantik bekochen Walder und ein Team von 230 Mitarbeitenden pro Abend bis zu 1400 Gäste. «Oft müssen wir flexibel sein und improvisieren», sagt er. Viel Zeit und Platz habe man bei der Arbeit auf hoher See nämlich nicht. Und wenn der Chef selber mal Hunger, aber keine Lust zum Kochen hat? «Dann esse ich am liebsten einen Döner auf Deck 12», sagt Walder und lacht, bevor er sich wieder seinen dampfenden Töpfen widmet.
Wer den Tag mit einem «Bettmümpfeli» abschliessen will, ist auf Deck 12 genau richtig: in der Eis Bar by Bruno Gelato. Hier bekommen Schleckmäuler alles, was das Herz begehrt – etwa Spaghetti-Eis, Schokoladenbecher und über ein Dutzend Glacesorten. Der neuste Hit? Buttermilch mit roter Grütze! Auf dem Schiff gibt es tatsächlich immer etwas zu entdecken – und sei es nur eine neue Glacesorte.
5 for the road
Reisen Diverse Routen, z. B. 12 Tage Mittelmeer ab Mallorca für CHF 1305.–.
Hingucker Die Schaubar, gestaltet von Werner Aisslinger (Star-Designer, u. a. 25hours Hotels).
Essen Fischmarkt: A-la-carte-Restaurant mit integrierter Sushi-Bar.
Sport Fit wird man im grossen Gym mit Blick auf Pool und Meer.
Internet Das WLAN ist schnell, aber nur bei den Suiten inbegriffen.