Nur vier Moderatoren arbeiten beim Schweizer Fernsehen für die Hauptausgabe der «Tagesschau». Und das hat seinen Grund: Je weniger Gesichter, desto höher die Identifikation des Publikums mit der Sendung. Die vier Präsentatoren sind schliesslich täglich zu Gast in Schweizer Stuben und gehören damit beim TV-Zuschauer quasi zur Familie.
Das Problem dieses Konzepts: Viel Spielraum bei den Arbeitseinsätzen bleibt da nicht. Beim SRF kommt hinzu, dass zwei der vier Aushängeschilder - Katja Stauber und Florian Inhauser - verheiratet sind und gleichzeitig Ferien beziehen. Zurzeit ist das der Fall. Zudem weilt auch Moderator Franz Fischlin gerade in den Ferien.
Für die Vierte im Bunde bedeutete das in den letzten Tagen viel Arbeit. Vom 12. bis 21. Januar hatte Cornelia Boesch durchmoderiert. Nach drei Tagen Pause ging es am Sonntag für sie weiter - krank. Die 39-Jährige konnte lediglich zehn Minuten moderieren, musste sich dann geschlagen geben. Nachdem SRF-Korrespondent Werner van Gent über die Wahlen in Griechenland berichtete und zurück ins Studio schaltete, erschien nicht Boesch, sondern Sportmoderator Sascha Rufer. Die «Tagesschau»-Hauptausgabe musste anschliessend erstmals in ihrer Geschichte abrupt abgebrochen werden.
Cornelia Boesch sei es «schlecht und schwarz vor Augen» geworden, wie SRF-Sprecher Stephan Wyss später erklärte. «Sie konnte die Sendung einfach nicht weiter moderieren.»
War der Arbeitsanfall der letzten Tage schlicht zu viel für sie? Cornelia Boeschs Chef, «Tagesschau»-Leiter Urs Leuthard, betont am Montag gegenüber «Watson», dass man «eine Notvariante» gehabt hätte. Auf die habe man allerdings verzichtet, «weil Cornelia Boesch zuversichtlich war, die Sendung stemmen zu können». Worin dieser Plan B bestanden hätte, will er jedoch nicht sagen. Klar ist: Die Moderatorin sei schon angeschlagen zur Arbeit gekommen. Sie habe entschieden, die Hauptsendung zu moderieren, auf die Spätausgabe aber zu verzichten. «Frau Boesch ist eine starke und sportliche Frau, die sich gut einschätzen kann. Leider haben ihre Kräfte doch nicht ausgereicht.»
Bleibt die Frage, warum Sportmoderator Sascha Ruefer die Sendung nicht zu Ende moderiert hat. Er sei zwar ein «hervorragender Moderator«, sagt Leuthard, aber für eine Tagesschau müsste er sich entsprechend vorbereiten können. «Und Sie können sich vorstellen, dass es schwierig ist, eine Sendung spontan zu übernehmen, wenn die Hauptmoderatorin im Studio zusammensackt.»