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Neue Regel(n)

So stimmen wir unsere Gesichtspflege auf den Zyklus ab

Fertig Perioden-Scham! Die Menstruation wird vom Tabu zum Thema – auch in der Beauty: Wie können wir unsere Gesichtspflege auf die Hochs und Tiefs des weiblichen Zyklus abstimmen?

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Lady Garden: Was untenrum passiert, beeinflusst auch unsere Haut.

Ruo Bing LI

«Psst, hast du einen Tampon?», fragen Sie Ihre Freundin leise. Es ist Zeit, die Lautstärke aufzudrehen. Weil wir uns nicht für die Periode schämen müssen. «Einfacher gesagt als getan», denkt ihr jetzt – und haben natürlich recht. Dass wir Frauen nicht so offen über unsere Intimzone sprechen sollen wie Männer über ihre, wurde uns über Jahre eingetrichtert. Während der Penis immer Penis hiess, war die Vulva lange die Scham. Nomen est omen: Noch heute braucht es Überwindung, unser Geschlechtsteil beim Namen zu nennen. Logisch also, dass wir auch unsere Tage nicht an die grosse Glocke hängen. Die Heimlichtuerei ist tief in unserer Gesellschaft verankert, galt Menstruationsblut doch bis ins 20. Jahrhundert als schmutzig und giftig. Zu verdanken haben wir das tatsächlich einem Schweizer. Der Arzt und Philosoph Paracelsus liess im Jahr 1520 nämlich selbstbewusst verlauten: «Es gibt kein Gift der Welt, das schädlicher ist als das ‹menstruum›.» Vierhundert Jahre später setzte der ungarische Arzt Béla Schrick eins obendrauf: Das Menstruationsgift Menotoxin liesse Blumen verwelken und Lebensmittel schlecht werden (kein Witz!).

No offence, Herr Schrick, aber das war bestimmt einfach Ihre negative Energie. Über das angebliche Toxin im Blut und im Schweiss von menstruierenden Frauen wurde bis in die Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts spekuliert. Heute wissen wir: Alles okay bei uns. Wir sind ungiftig und sogar ganz gesund. Je genauer wir hinschauen – im übertragenen und wortwörtlichen Sinn –, desto faszinierter sind wir. Und erkennen, was alles mit unserem Zyklus zusammenhängt. Ein bekanntes Beispiel ist unsere Laune, die vor der Menstruation oft in den Keller rutscht. Dass sich netterweise genau dann auch mehr Bibeli zeigen, hilft natürlich nicht. Es wirft aber spannende Fragen auf: Wie beeinflusst der Zyklus die Haut? Und wie können wir unsere Pflege auf die verschiedenen Phasen abstimmen? Um Antworten zu finden, haben wir mit zwei Expertinnen gesprochen. Die Zürcher Frauenärztin Regine Laser hat sich auf ganzheitliche Frauenkunde spezialisiert und erklärt uns, welche Prozesse die Hormone Östrogen und Progesteron auslösen. Cornelia Fäh, Hauttherapeutin und holistische Ayurveda-Gesundheitsberaterin bei Skin Therapist in Zürich, gibt auf den nächsten Seiten Pflegetipps. Teilen Sie das neue Wissen mit Ihrer Freundin. Laut und stolz.

Wellenreiten
In den drei Phasen des Zyklus erleben wir die Ebbe und die Flut der Hormone Östrogen und Progesteron. So schwimmt unsere Gesichtspflege mit dem Strom.

I Follikelphase: Tag 1-13

Mit dem ersten Tag der Menstruation beginnt der neue Zyklus (Durchschnittsdauer: 28 Tage). Erst einmal wird ausgemistet: Die alte Schleimhautschicht muss weg. Gleichzeitig bildet der Körper im Eierstock ein Ovarialfollikel mit einer Eizelle. Aber nicht nur das: «Im Eierstock entsteht das Geschlechtshormon Östrogen, das während der Menstruation auf dem Tiefpunkt ist und in den ersten vierzehn Zyklustagen ansteigt», erklärt die Frauenärztin Regine Laser. Östrogen ist das Zauberwort, wenn wir den Zusammenhang zwischen unserem Hautbild und dem Zyklus untersuchen. Je mehr Östrogen wir im Blut haben, desto klarer und strahlender sieht unser Teint aus. Sehen wirs positiv: Ab hier kanns nur noch besser werden. Mit der passenden Pflege sowieso.
Das sagt die Haut-Expertin Cornelia Fäh: «Am Zyklusanfang ist die Haut eher sensibel, und Trockenheit kann sich bemerkbar machen. Probieren Sie während der Menstruation besser keine neuen Pflegeprodukte aus, sondern setzen Sie auf bewährte Helfer, die beruhigen und Feuchtigkeit spenden.»

II Ovulation: Tag 14

Läuft alles wie am Schnürchen, startet die reife Eizelle um den 14. Tag des Menstruationszyklus vom Eierstock Richtung Gebärmutter. Dass wir jetzt besonders fruchtbar sind, sieht man uns förmlich an: Der hohe Östrogenspiegel direkt vor dem Eisprung wirkt sich positiv auf das Hautbild aus. «Ist viel Östrogen im Blut, sind auch viele Bindungseiweisse vorhanden, die das hohe Volumen an Hormonen abfangen. Sie halten während dieser Zeit auch das Hormon Testosteron in Schach, das oft mit unreiner Haut in Verbindung gebracht wird», sagt Dr. Laser. Danke, Bindungseiweisse! Wir müssen also nicht mehr viel machen ausser sanft weiterpflegen und das Strahlen von innen nach aussen verstärken. Die Foundation kann im Necessaire bleiben, wir beschränken uns auf ein Glow-Serum.
Das sagt die Haut-Expertin Cornelia Fäh: «Nach der Regelblutung verbessert sich der Teint sichtlich. Die meisten Frauen fühlen sich um den Eisprung allgemein am wohlsten in ihrer Haut. Jetzt lohnt sich das Auftragen einer guten Gesichtsmaske, weil die Balance von Feuchtigkeit und Öl ideal ist.»

III Lutealphase: Tag 15-28

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Wir haben noch gar nicht über das Hormon Progesteron gesprochen. Das hat nämlich erst jetzt seinen grossen Auftritt. Während das Östrogen im Blut nach dem Eisprung einen kleinen Absacker hat, beginnt der Körper, Progesteron zu produzieren. «Es wird im aufgesprungenen Eibläschen gebildet, das jetzt Gelbkörperchen heisst», erklärt die Ärztin Regine Laser. Obwohl der steigende Progesteronspiegel das kollagene Bindegewebe stärkt, fallen uns in dieser Phase vor allem die Unreinheiten auf, die jetzt auftauchen. Fiese Pickelchen – als wären die anderen PMS-Qualen nicht genug. Sie entstehen durch den tiefen Östrogenspiegel vor der Periode, der die Talgproduktion ansteigen lässt. Was hilft: tiefenreinigende und ausgleichende Pflegeprodukte. Und sich auf den nächsten Eisprung freuen.
Das sagt die Haut-Expertin Cornelia Fäh: «Nach dem Eisprung treten häufig Hautprobleme auf. Der Teint wirkt fahl, es entstehen Pickel durch verstopfte Poren. Jetzt lohnt sich der Fokus auf eine gründliche Reinigung.»

Die besten Tracking Apps

Flo
Bei 12000 Bewertungen hat diese App ein Rating von 4.6/5 im App Store. Sie ist übersichtlich, informativ und genau in ihren Vorhersagen. Pluspunkt: Die «Secret Chats», in denen man sich anonym mit anderen Frauen über Sex und die Periode austauschen kann.
Die Grundversion ist gratis, Flo Premium kostet Fr. 49.– im Jahr.

Clover
Wer keinen Schnickschnack will, ist hier richtig. Ein simpler Kalender zeigt, wann man mit dem nächsten Eisprung und der Menstruation rechnen kann – nicht mehr und nicht weniger. Wer will, kann sich von der App einen Periodenreminder schicken lassen.
Clover ist eine Gratis-App, Fr. 4.– kosten zusätzliche Gestaltungsoptionen.

Clue
Die App ist die Personalisierungskönigin dieser Runde. Aus über dreissig Optionen wählt man seine Trackingfaktoren aus: Laune, Haut, Haare, Verdauung... Perfekt für jene, die gern alles unter Kontrolle haben.
Die Basic-Funktionen kosten nichts, Clue Plus gibts für Fr. 59.– im Jahr.

Von Style am 12. April 2023 - 18:00 Uhr