Ich bin blond. Von Geburt an und jetzt gerade. Dazwischen liegen 13 Jahre, die ich als Brünette verbracht habe – und zwar so richtig. Kein Bronde, kein helles Naturbraun, sondern ein dunkler Esspresso-Ton, der besonders von der Herrenwelt längst nicht mehr von Schwarz abgegrenzt werden konnte. Wie das passieren konnte? Ich war mit 14 felsenfest davon überzeugt, dass ich nicht als Blondine bestimmt bin und bin dann sehr lange bei dieser Meinung geblieben. Meine Mutter hat mir mal gesagt, dass sie sich mich gar nicht mehr blond vorstellen kann – und mir ging es eigentlich genau so. Bis ich dann mit 28 den Entschluss fasste, wieder blond werden zu wollen. Und dann? Grosse Fragezeichen in den Augen aller, die ich um Rat fragte. Damit es euch nicht genauso geht, verrate ich fünf Dinge, die ich gern vorher gewusst hätte.
1. Nein, es geht wirklich nicht von heute auf morgen
«Einmal silbergrau, bitte!» – der Friseursalon meines Vertrauens bricht in schallendes Gelächter aus. Als sie merken, dass ich es ernst meine, wird es still. Meine Coiffeuse legt mir die Hände auf die Schultern, als müsste sie mir sagen, dass jemand wichtiges gestorben ist und unterbindet damit meine natürliche Reaktion, panisch wegzurennen, um eine weitere Konversation zu vermeiden. «Bist du dir sicher?» War ich natürlich keineswegs. Aber ich behauptete das Gegenteil. Zwischen dem Termin damals und heute liegen etwa sechs Monate und jede Menge Blondstufen, um zu vermeiden, dass mir sämtliche Haare abbrechen. Dadurch, dass meine Mähne in den Jahren zuvor circa 394 mal dunkelbraun nachgefärbt wurde, gab es einiges an Farbe, das es rauszuholen galt. Wir haben uns dafür entschieden, mit einer niedrig dosierten Blondierung anzufangen und uns mit Balayage langsam bis zum Ansatz vorzuarbeiten. Kommt man mit der Naturhaarfarbe in den Salon, kann eine einzige (wenn auch sehr lange) Sitzung reichen, um richtig hell zu werden. Um das einzuordnen: Unter vier Stunden verlässt man den Stuhl vor dem Spiegel nicht wieder. Dass es bei mir ein halbes Jahr dauern würde, bis ich so blond wie in meiner Vorstellung war, hätte ich allerdings auch nicht erwartet.
2. Es ist teuer. Viel teurer, als man denkt
Dass der Friseurbesuch selten mit einem Schnäppchen verbunden ist, ist vermutlich den meisten klar. Wie viele Franken ich allerdings letztlich vor Ort liess, hat mich doch etwas schockiert. Ich gebe euch einen Tipp: Wenn ihr, so wie ich, in mehreren Stufen erblondet, rechnet den Betrag niemals zusammen. Nie! Sechs monatliche Besuche mit Bleaching, waschen und föhnen addieren sich schnell mal in den höheren, vierstelligen Bereich.
3. Silbershampoo ist NICHT optional
Wer denkt, als Blondine wird alles einfacher, der hat das Haarewaschen nicht bedacht. Shampoonieren, ausspülen, fertig? Das war einmal. Wer einfach so weitermacht wie bisher, der wird am aschigen bis silbrigen Blond nicht lange Freude haben. Stattdessen verwandelt es sich – ich sage es, wie es ist – in Gelb. Nicht blond, nicht goldig, sondern brassy. Das ist englisch und die Coiffeure sagen, es bedeutet messingfarben. Wenn man es übersetzt, bekommt man aber auch ordinär, geschmacklos und dreist vorgeschlagen. Nur so als Hinweis. (Ein gutes) Silbershampoo verhindert das. Dafür möchte es mindestens fünf Minuten einwirken, und das bei jeder Wäsche. Das hat auch gute Seiten: Meine Beine sind zum Beispiel immer top rasiert. Was ihr so während der Einwirkzeit in der Dusche macht, bleibt aber natürlich euch überlassen.
4. Pflege ist ebenfalls nicht optional
Nach etwa 537 Stunden beim Coiffeur und vielen, vielen Minuten mit Silbershampoo auf dem Haupt in der Dusche später denkt ihr, das sollte nun reichen? Leider ist das falsch. Denn – grosse Überraschung – unsere Haare finden es im Allgemeinen nicht so geil, aggressiv mit Bleiche behandelt zu werden. Sie werden definitiv sehr, sehr trocken und egal was Olaplex und Konsorten euch versprechen: Sie werden mit absoluter Garantie nicht gesünder als vorher. Damit Glanz, Kämmbarkeit und Sprungkraft nicht ab sofort nur noch süsse Erinnerungen an die Vergangenheit sind, braucht es Pflege. Kuren sind gut, so wenig föhnen wie möglich ebenfalls, Haaröl wird euer bester Freund. Okay? Okay.
5. Die Blondine im Herzen braucht ihre Zeit
Phew, beim letzten Coiffeurbesuch war es also so weit: Mein Ansatz (der gesundeste Teil der Haare) wurde mitgefärbt. Bis hierhin habe ich mich immer noch ziemlich brünett gefühlt, einfach weil der Haaransatz noch dunkel war. Und dann? Sieht mir nach dem Waschen und Föhnen plötzlich eine Blondine im Spiegel entgegen. Bin das ich? Panik. Werde ich mich morgen früh im Spiegel erkennen (Spoiler: Nein), war das wirklich die richtige Entscheidung, sollte ich anfangen, bitterlich zu weinen? Um das klarzustellen: Ich liebe meine Haarfarbe. Aber ich habe einen kleinen Moment gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Und meinem Umfeld ging es genauso. Meine Eltern waren schockiert, meine Freunde sagten sowas wie «hmm, sieht ganz gut aus» – ihr könnt euch das Drama vorstellen. Der Punkt ist: Erst wenn man sich selbst wieder wohl fühlt, kommt das auch bei den anderen an. Direkt vor einer Hochzeit, einem Bewerbungsgespräch oder dem Passfototermin ist deshalb allenfalls nicht der beste Zeitpunkt, sich um 180 Grad zu verändern. Nur so als Tipp.