Dermatologen schwärmen, alternde Menschen sind süchtig: Retinol ist in aller Munde. Und in so ziemlich allen gehypten Beautyprodukten. Aber:
Gute Frage. «Chemisch gesehen gehört Retinol zu den Diterpenoiden und ist ein einwertiger, primärer Alkohol. Der enthaltene Ring aus sechs Kohlenstoffatomen wird β-Jononring genannt, und das Molekül weist zudem eine Reihe konjugierter Doppelbindungen auf, die für seine Beteiligung am Sehvorgang entscheidend sind», sagt Wikipedia. Joa, das versteht nun kein Mensch (an alle, die es tun: Respekt!). Was ihr euch merken dürft: Retinol ist eine Form von Vitamin A. Was ihr auch ruhig glauben dürft: Der positive Effekt dieses Vitamins auf unseren Teint ist wissenschaftlich belegt.
Vitamin A ist der Bob der Baumeister unter den Zellerneuerern und ist quasi Projektleiter beim Aufbau der Hautstruktur. Unser Körper ist selbst in der Lage, Vitamin A zu produzieren, aber je älter wir werden und je mehr wir in der Sonne rumturnen, desto eher geht uns das kostbare Vitamin in der Haut durch die Lappen. Apropos: Was dann passiert, ist das Abschlaffen der Haut, die Elastizität geht Flöten. Es steigen euch Tränen in die Augen? Muss nicht sein, Bob der Baumeister aka Vitamin A aka Retinol ist ja da.
Wenn von innen nichts mehr geht, dann muss man eben von aussen ran. Retinol treibt den körpereigenen Regenerationsprozess der Hautzellen an und kann so dem natürlichen Alterungsprozess entgegenwirken. Als Ingredienz in Cremes und Seren pusht es also ausserdem die Kollagenproduktion. Die Haut, die vielleicht schon knittert, wird von innen aufgepolstert. Retinol ist ein Anti-Aging-Selbstläufer, könnte man sagen. Es glättet und stärkt. Das kann aber doch noch nicht alles gewesen sein. Bob, was geht?
... klar, da ist mehr. Kurz zusammengefasst: Neben den Falten kümmert sich Retinol um Sonnenschäden, Pigmentflecken und sogar um Akne. Jaja, das Ding hat so einige Baustellen. Weil Retinol auch peelt, verfeinert es unseren Teint, indem es verstopfte Poren aushebelt und so einen erbitterten Kampf gegen Pickel führt. Die Talgproduktion geht zurück, die Haut glowt vor Reinheit.
Achtung, Achtung! Retinol ist nichts für Sensibelchen! Zuallererst gilt für alle: Der eben erwähnte entfettende Effekt (die Sache mit der Talgproduktion) kann unser Gesicht austrocknen. Bei empfindsamen Geschöpfen könnte sich die Haut schuppen und gar irritiert reagieren. Drum reicht eine Retinol-Bombe anfangs zwei- bis dreimal die Woche völlig aus. Zum Beispiel als Serum vor dem Schlafengehen.
Zudem ist Retinol nicht gleich Retinol. Es existieren jede Menge unterschiedliche Arten von Vitamin A, die beileibe nicht alle gleich stark sind. Bei sensibler Haut sollte man sich daher vielleicht besser beraten lassen.
Korrekt. Wie gesagt, so ein bisschen explosiv ist Retinol eben schon. Aber von nichts kommt nichts. Man muss es nur zu handlen wissen. Es macht ja auch alles Sinn: Durch den dezenten Peeling-Effekt kommt ein bisschen der obersten Hornschicht ab, die Haut muss ihren natürlichen Sonnenschutz ziehen lassen, sie wird lichtempfindlicher. Wer also vorhat, sich demnächst volle Breitseite in die Sonne (wo ist die eigentlich?) zu knallen, der sollte das mit dem Retinol erstmal lassen. Generell ist es cleverer, Retinol als Nachtpflege zu verwenden und morgens keinesfalls den Lichtschutzfaktor zu vergessen.