Wir haben da so einen Lieblingsjapaner, der fantastisches Tantanmen macht. Man schlürft sich munter durch die scharfe Suppe, saugt fröhlich die Ramen-Nudeln ein – und bekommt zu jedem Gericht ein Lätzchen umgebunden. So hockt stets eine Armee orange-besprenkelter Riesen-Babies um kleine Tische, die das Restaurant im Anschluss makellos und blütenrein verlässt. Weil die Bedingungen aber nicht immer so optimal sind, soll es Menschen geben, die Weiss von Kopf bis Fuss meiden. Weil sie schusselig sind, ein romantisches Date à la Susi und Strolch im Kalender stehen haben, oder weil sie schlicht und einfach ein sorgloses Leben führen wollen.
Schon klar, mit weissen Kleidungsstücken macht man es sich ein bisschen schwer – aber eben auch so wahnsinnig schön. Warum? Wir haben vom Fleck weg drei Gründe in der Po-Tasche unserer weissen Jeans stecken. Voilà!
Es ähnelt einem Hindernislauf, bei dem man sich an Wänden entlangschlängelt, auf Stühlen schwebt und in Zeitlupe Gabeln zum Mund führt. Der Kampf ums ewige Weiss entschleunigt das Leben und verunmöglicht gieriges Schlingen. Was, wenn die Falafel spritzend in die Sauce knallt? Gut, nun lagern Falafel selten in dunklen Saucen, aber die Vorstellung lässt einem ja schlicht das Blut in den Adern gefrieren. Was also so schrecklich anstrengend klingt, ist letzten Endes herrlich entspannend?
Wenn man den Dreh raus hat, vielleicht. Und auch, wenns daneben geht: Who cares? Man lernt schliesslich immer und gern dazu. Wie geht Tomate aus Baumwolle? Schmieröl-Flecken aus der Jeans? Ein bisschen Recherche hat noch niemandem geschadet und die Google-Skills steigen auf ein Höchstlevel. Und hey, vielleicht ruft man dann auch mal wieder heulend bei Mama an. Die weiss nämlich ganz bestimmt, was Erste-Hilfe-mässig zu tun ist, wenn man Rotwein auf die weisse Seidenbluse gesabbert hat. So lernt man ausserdem kleinere Tobsuchtsanfälle besser händeln. Wir suchen doch ständig nach Herausforderungen. Da habt ihr sie.
Profi-Tipps für ein unbedenkliches Leben in Weiss: Die Schoggiglace-Finger mit dem Feuchttuch reinigen oder in den nächsten Brunnen tauchen statt sie am Hosenbein abzuwischen, hübsche Picknickdecken beugen Grasflecken vor.
In der Farbe der Wolken gekleidet durchs Leben wandeln – klingt himmlisch, wenn schon keine am Himmel stehen. Bis auf Diamanten scheint ausserdem nichts brighter. Nicht mal die erbarmungslose Sonne. Die lässt beim Anblick eines durchkomponierten All-White-Looks sogar Gnade walten und sticht nicht ganz so heftig.
Weiss schmeckt erfrischend nach Ferien, den hell getünchten Häusern auf Santorini, dem Sand auf Formentera. Weiss ist auf den ersten Blick Zitronensorbet und fühlt sich an wie Fior di Latte. Geht runter wie süsses Öl quasi. Dabei bereichert Weiss im wahrsten Sinne des Wortes: Ihr möchtet vermögender aussehen, als ihr seid? Stockt All White mit Goldschmuck auf. Wirkt Wunder, versprochen.
Ihr findet es diskriminierend, dass alle ständig von Sommerbräune reden? Ist euer Tan noch nicht da, wo er sein soll? Die gute Nachricht: Weiss sieht selbst an den durchsichtigsten Geschöpfen fabelhaft aus. Die Nicht-Farbe macht jede Frau zur griechischen Göttin. Ganz sicher und garantiert.
Aber, aber, aber! Ist der Teint schon sonnengestreichelt, dann bringt die Haut nichts so sehr zum Funkeln wie Weiss. Die Augen strahlen, der Glow schiesst Lichtjahre übers Ziel hinaus. Ihr müsst gar nicht so tun! Als wärt ihr nach ausgedehnten Strandferien noch nie ganz bösartig im weissen Pulli ins Büro zurückgekehrt, um einen prallen Sack Neid mit nach Hause zu schleppen ... Tja, haters gonna hate. Nur ein Weiser weiss, was Weiss weiss.