Man sollte meinen, der eine Gegenstand, der immer dabei ist, sollte immer einen Platz in der Tasche finden. Doch zumindest sind die Taschen an Damenkleidung oft weit von der Grundfläche eines Smartphones entfernt. An einigen Frauenjeans findet man unterhalb des Bundes sogar nichts als eine zugenähte Taschenattrappe, in die höchstens das hineinpasst, was man wirklich nicht drin haben will: Fusseln.
Frechheit von Taschenandeutung im Wandel der Zeit
Eigentlich war es die Frau, die die Hosentasche erfand, indirekt nämlich, indem sie die Rocktasche erfand. Während des Rokoko (18. Jahrhundert) führten Frauen den nötigen Kleinkram wie Nähzeug, Taschentuch, Riechsalz oder Puder meist im kleinen Beutel mit sich. Diese Säckchen waren unter ihren weiten Röcken an einem Band um die Taille gebunden. Später wurde diese Tasche nach aussen verlagert, weil sie sich unter den engeren Empire-Kleidern abgezeichnet und die Kleidung ausgebeult hätte. Am Rocksaum baumelten fortan reich verzierte Beutel mit Zugband.
Diese Täschchen wurden Ridicules genannt, zu deutsch: «Lächerlichkeiten», denn sie waren so klein, dass man kaum etwas von Belang hineintun konnte. Ridicule sind heutzutage die Jeanstaschen an Frauenhosen.
In einer Erhebung von der Seite The Pudding wurden Blue Jeans der jeweils gleichen Marken auf Unterschiede zwischen Männer- und Frauenhosentaschen hinsichtlich ihrer Grösse untersucht. Das Ergebnis: Es gibt da einen Gender-Gap bei der Skinny Jeans. Die Taschen der Frauen sind im Schnitt nur halb so tief wie die von Männern. Ausserdem sind sie weniger breit, die hinteren Taschen lassen sich oft kaum öffnen.
Viel Platz steht nicht jeder
Und die Hosen, bei denen es mehr Spielraum für vergrösserte Taschen gäbe, die sind gemäss diverser Modemagazin nicht für jeden Typ. Es sind Hosen, die nach einer Deklination von Beziehungs- und Verwandtschaftsstatus klingen. Sie heissen Mom-, Girlfriend- oder Boyfriend-Jeans und haben einen hohen Bund. Shopping-Ratgeber*innen warnen: «Derartige Jeans lassen das Hinterteil breiter und flacher wirken. Sie sollen möglichst unmodisch aussehen und verlangen deswegen ordentlich Selbstbewusstsein.»
Aber weil der Spätbarock fast genauso veraltet ist wie solche Aussagen und wir mittlerweile tragen, was wir wollen, egal wie dick unser Po darin aussieht, fordern wir eine Stärkung der Hosentaschenlobby. Und der Rock- und Kleidertaschen. Es gibt sie nämlich schon, die Jupes mit Stauraum. Aber immer noch zu selten.