Neid ist so eine Sache. Kennen wir alle (ja, auch Selflove-Influencer, die ihren Fokus radikal nach Innen verlegt haben). Neid muss man sich erarbeiten. Und das ist im Wesentlichen auch Kim Kardashian Wests Lebensgeschichte. Sie hat sich den Neid hart erarbeitet. Womit? Das ist vielen auch nach über 10 Jahren «Keeping Up With The Kardashians» noch ziemlich unklar.
Nein, ein Sex-Tape ist keine nachhaltige Business-Strategie
Zu Unrecht, mit Verlaub. Wer sich in den letzten 13 Jahren nicht zwecks Selbstfindung in eine Einsiedlerhütte ohne Strom verabschiedet hat, muss wissen, was die Kardashian so treibt. Selbst wenn sie nicht auf eine allgemein akzeptierte Art und Weise berühmt geworden ist. Wer Filme dreht (selbst die romantischen Schmonzetten, die üblicherweise in pinken DVD-Hüllen über den Ladentisch gehen), der ist zurecht berühmt. Wer Musik macht, auch. Aber Kim Kardashian? Die hat im Prinzip als persönliche Assistentin und Stylistin von Paris Hilton angefangen. Auch bei ihrer damaligen Chefin war nicht ganz klar, weshalb sie – abgesehen von ihrem berühmten Nachnamen – eigentlich berühmt war. Ja, da war was mit einem Sex-Tape. Das allein aber, wars auch bei Kardashian nie.
Im Wesentlichen müssen wir uns eingestehen: Die Frau hat es geschafft. Und wird zu Unrecht noch heute als Reality-TV Trulla mit nicht viel mehr als Heu im Kopf verunglimpft. Warum? Sie war frech und hat eben keinen Film gedreht und kaum Musik gemacht (es gab Versuche...). Sie hat sich selbst wahnsinnig professionell vermarktet und sitzt inzwischen auf einem geschätzten Vermögen von rund 1.2 Milliarden US-Dollar. Richtig gelesen.
Geschäfte schon als Teenagerin
Ihr Geschäftssinn geht weit zurück. Als Schülerin arbeitete sie in der Kanzlei ihres Vaters, Rob Kardashian (der vertrat unter anderem O.J. Simpson). Sie entdeckte in einem J.Lo-Video ein Paar Schuhe von Manolo Blahnik. Später sagte sie in einem Interview, sie hätte sofort gespürt, dass die Schuhe ein Hit werden würden. Also bat sie ihren Vater um das nötige Kleingeld, sich fünf Paar der potentiell begehrten Schuhe zu kaufen. Sie wollte die Heels mit Profit auf eBay verkaufen. Vater Rob lieh ihr das Geld – mit der Bedingung, dass sie es ihm mit Zinsen zurückzahlt.
Kim behielt Recht: Sie kaufte die fünf Paar Schuhe für je 700 Dollar und verkaufte sie für 2500 Dollar pro Paar. Das nennt man normalerweise Geschäftssinn. Aber nicht bei Kim Kardashian. Die hatte ja ein Sex-Tape, die trug (und trägt) gerne enge, teilweise offenherzige Kleider, die liess sich ja mal ihren Hintern im Live-TV per Röntgengerät auf Implantate durchleuchten, die drehte zusammen mit der Famiglia eine Reality-TV-Show. Nein, so eine kann doch keine Geschäftsfrau sein. Die kann im Prinzip nix können.
Deshalb schreiten wir zur Beantwortung der Frage vom Anfang: Womit hat sich Kim Kardashian den Neid ihrer Kritiker eigentlich erarbeitet? Mit – ACHTUNG – vermutlich ziemlich viel Grips im Kopf. Denn: Auch geschicktes Eigenmarketing muss man können. Sie kanns. Und machte sich selbst zum Brand. Sie verkauft inzwischen ziemlich erfolgreich Make-up, Shapewear und neuerdings auch noch Mode in Kooperation mit Fendi. So nebenbei hat sie noch vier Kinder, studiert Jura und ist ziemlich witzig – wie sie vor Kurzem bei Saturday Night Live unter Beweis stellen durfte.
Ihren Stil im Wandel der Zeit, gibt es übrigens in der Bildstrecke.