Die älteren deutschen Häschen in der Redaktion können sich noch erinnern: Die Autorin dieses Textes ist in Bayern geboren, weilte aber am 9. November 1989 mit zarten vier Jahren in ihrem Feriendomizil im österreichischen Burgenland. Die Eltern klebten gebannt vorm Fernseher, die Tochter glotzte unwissend mit, hätte sich aber mehr über lustige Neue Deutsche Welle und hübsche Dauerwellen, als über Kundgebungen gefreut. Wie auch immer: Die Berliner Mauer, die Ost- von Westdeutschland getrennt hatte, war gefallen. Und dann kam die Silvesternacht 1989/1990. Da wurde nicht nur die Ära der Nineties eingeläutet, nö nö: Die Mauer am Brandenburger Tor stand noch, hatte aber schon Löcher. Hunderttausende feierten grenzenlos – und dann kam David Hasselhoff auf einer Hebebühne und besang Freiheit. Damit war endlich die anständige Dauerwelle auf der Bildfläche erschienen und mit ihr eine blinkende Lederjacke samt stilvollem Klaviatur-Schal. Die Wende als Wendepunkt des guten Geschmacks?
Wir wollen nun nicht, dass der eigentlich so magische Vorgang des Wendens negative Assoziationen hervorruft. Drum zeigen wir euch nun, wie Wenden auch hip geht.
Dazu gibt es Breaking News von Adidas: Zusammen mit der Agentur Jung von Matt hat die Sportmarke mit ihrer «#breakingwalls»-Kollektion eine limitierte Wendejacke entworfen. Höhöhö, sagt ihr jetzt, super Wortwitz. Naja ... eben tatsächlich. «Wir wollen ein klares Zeichen dafür setzen, dass Wandel, Freiheit und Einheit auch in der heutigen Zeit von gesellschaftlicher Bedeutung sind. Wallbreaker, also Menschen, die durch ihr Denken und Handeln andere dazu inspirieren, Hindernissen entgegenzutreten, prägen auch heute das aktuelle Zeitgeschehen», so Björn Jäger, Vice President Brand Adidas. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von deutschen Persönlichkeiten wie den Musikern Sido und Trettmann und Moderatorin Wana Limar. Drum: Einfach mal Jacke auf links drehen und was bewegen.
Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Nun können wir die Zeit nicht zurück-, aber immerhin das Hemd umdrehen. Um es an Ort und Stelle zu halten, empfiehlt es sich, den Saum in Hose oder Rock zu verstauen oder den Wandel von situiert auf experimentell mit einem Gürtel zu fixieren.
Überraschungen versüssen das Leben. Zieht man die Strickjacke einfach mal falschrum an, dann macht sie vornerum einen auf Pullover und zeigt erst dann neckisch Dekolleté, wenn man sich umdreht.
Weil die Welt im Wandel ist, dürfen es auch unsere Klamotten sein. Warum soll ein Hemd bloss ein Hemd sein und sich lediglich auf den Oberkörper beschränken? Wenn es doch so viel mehr kann? Steigt man grossen Blusen nämlich in den Kragen und bindet deren Ärmel in der Taille zu, so steht man im Handumdrehen in einem ganz wunderbar dekonstruierten Rock da. Nicht wall-, aber groundbreaking.