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Exzentrisches Leben

Vivienne Westwood: Die Erfinderin der Punk-Mode wird 80

Modeschöpferin Vivienne Westwood, oft die Erfinderin der Punk-Mode genannt, feiert am 8. April ihren 80. Geburtstag und lebt nach wie vor ein exzentrisches Leben.

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Vivienne Westwood wird 80

Vivienne Westwood kann mit 80 Jahren auf ein aufregendes Leben zurückblicken.

taniavolobueva/Shutterstock

Sie gilt als die «Queen of Punk»: Mit ihren Schöpfungen aus Karomuster, Nieten und Korsetts begeistert Vivienne Westwood (80) seit Jahrzehnten die Modewelt. Die britische Designerin ist nicht nur die ewig exzentrische Rebellin der Modeszene. Vor 80 Jahren kam sie als Vivienne Isabel Swire in der mittelenglischen Kleinstadt Glossop zur Welt. Man könnte meinen, die Liebe zur Mode hätten ihre Eltern – die Mutter Weberin und der Vater Schuhmacher – ihr in die Wiege gelegt. Doch Vivienne ging zunächst einen anderen Weg …

Ihr erster Job? Lehrerin!

Der Einstieg ins Berufsleben gelang Vivienne Westwood mit einem durchaus konventionellen Broterwerb: Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin unterrichtete die Britin ab 1961 an einer Primarschule im Norden Londons. Ein Jahr darauf heiratete sie den Werkzeugmacher Derek Westwood. 1963 wurde Sohn Ben geboren. Doch das junge Familienglück sollte nicht von Dauer sein.

Ihre ersten Schöpfungen wurden aus der Not geboren

1965 wurde die Ehe geschieden, Vivienne Westwood hatte einen Freund ihres Bruders kennen und lieben gelernt. Malcolm McLaren (1946-2010) wurde ihr Lebenspartner und Vater ihres zweiten Sohnes Joseph, der 1967 zur Welt kam. Als Mutter zweier Kinder begann Westwood, ihre eigene Kleidung zu schneidern. Sie hatte sich schon als Schülerin für Mode interessiert, doch war der Leidenschaft nie nachgegangen. Westwood brachte sich das Nähen selbst bei, indem sie Kleidung auseinandernahm und dann wieder zusammennähte.
Die aus der Not geborene Tätigkeit machte McLaren, von Beruf Manager der berühmten Punk-Band Sex Pistols, zur Business-Idee. Das Paar eröffnete ab 1971 in London einen Laden nach dem anderen und kreierte auch in eben solcher Geschwindigkeit neue Trends. Das brachte ihr unter anderem den Titel «Erfinderin des Punk» ein.

Ihre erste Fashion Week

Bereits damals war abzusehen, dass sich Westwood bei ihren Kreationen gerne durch historische Ereignisse oder von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen inspirieren lässt. In diesem Sinn brachte die Modemacherin 1981 auch ihre erste professionelle Kollektion auf den Laufsteg. Der Titel: «Pirates» – die Intention: ein Abschied aus der Punk-Szene, als diese immer mehr in den Mainstream abdriftete.

Verliebt in einen jungen Studenten

In den 1980er Jahren lernte sie als Gastprofessorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien den 25 Jahre jüngeren Tiroler Andreas Kronthaler kennen. Die beiden heirateten 1992 und sind seither zusammen in der Modebranche unterwegs.
Ihr Geheimnis, so jung zu bleiben, ist laut The Guardian, sich nicht zu oft zu waschen. Ihr Ehemann versicherte 2017: «Sie badet nur ein Mal pro Woche.» Ausserdem macht sie Yoga, wie sie dem Süddeutschen Zeitung Magazin in einem Interview zum 70. Geburtstag erzählte. Wenn es ums Altern geht, hat das Paar eine deutliche Abmachung: «Sollte ich zum Pflegefall werden, möchte ich nicht, dass er zu den Menschen gehört, die mich pflegen. Ich werde wieder in meinen Heimatort ziehen, in einem kleinen Häuschen leben und Bücher lesen. Ich habe keine Angst vor dem Alleinsein.»

Sie lebte viele Jahre in einer Sozialwohnung

«Meine Philosophie ist, dass es unsere Pflicht ist, diese Welt zu verstehen, weil es ein Geschenk ist, überhaupt mit den Füssen auf diesem Planeten zu stehen, der im ganzen Universum vermutlich der einzige seiner Art ist, mit diesen ganz ungewöhnlichen Bedingungen», erklärte Westwood 2014 im Interview mit dem Zeit Magazin. Interviews knüpft die Modeschöpferin stets an die Bedingung, auch über die Rettung der Erde zu sprechen.
30 Jahre lang lebte sie einfach und bescheiden für 400 Pfund Miete in einer Sozialwohnung mit zwei Zimmern in Clapham, einem südwestlichen Stadtteil von London. Erst im Jahr 2000 konnte ihr Mann Andreas Kronthaler sie zum Umzug in ihr 1703 erbautes Haus im Queen-Anne-Stil überreden.

Sie bleibt eine Mode-Pionierin

Westwood beschreibt sich selbst als «Eco-Warrior» und steht mit ihren Kollektionen sowie Protestaktionen für die Themen ein, die ihr am Herzen liegen. Als sie 2007 bekannt gab, bei ihren Kollektionen komplett auf Pelze verzichten zu wollen, war sie eine der ersten Luxusmarken mit diesem Vorhaben. Engagements für die Schliessung von Guantánamo Bay sowie gegen den Bau von Atom-U-Booten und Unterstützung für «Fridays für Future» sind für sie Ehrensache.

Sie fährt bei jeder Wetterlage mit dem Fahrrad

Ihr Umweltbewusstsein spiegelt sich auch in der Art und Weise, sich fortzubewegen, wider. Von A nach B geht es stets mit dem Drahtesel – und das zu jeder erdenklichen Jahreszeit. «Ich fahre Fahrrad», erklärte sie dem SZ-Magazin im Interview. Autos empfinde sie als Belastung. Regenwetter macht ihr dabei nicht im Geringsten etwas aus. «Ich finde es toll, bei solchem Wetter zu radeln. Ich ziehe mein Regencape über, und dann fahren Andreas und ich die 20 Minuten von unserem Haus ins Büro», verriet sie einmal im Interview mit dem Tagesspiegel.

«Wer vorhat, gegen die Etikette zu verstossen, sollte sie zuvor studiert haben»

Rebellion mit Stil. Ein Motto, das Vivienne Westwood als Person wohl ziemlich treffend beschreibt. «Mode kann sich jeder mit Geld kaufen. Stil ist die intelligente Abweichung von Normen, die man kennen muss. Deshalb ist Stil ohne Bildung und Erfahrung nicht zu haben», erläuterte Westwood dem SZ-Magazin. «Zu Stil gehört auch, dass man seine Kleidung und sein Benehmen zur Deckung bringt. Wer vorhat, gegen die Etikette zu verstossen, sollte sie zuvor studiert haben.»
 

Von spot am 8. April 2021 - 12:09 Uhr