Wer in den Läden die Auswahl an feuchten Hygienetüchern sieht – mit Aloe vera getränkt, mit Kamille, Mandelmilch oder dem Duft von Waldbeeren –, ahnt nicht, wie jung dieses Produkt ist: Trockenes Klopapier ist seit gut 600 Jahren in Gebrauch – feuchtes erst seit fünfzig Jahren. Gedacht war es als Luxusartikel. Genutzt wurde es zur Babypflege. Gekauft wurde es anfangs kaum. Dann kam in den Nullerjahren ein Boom. Ein reissfester, bis heute.
Der Trick der Feuchttücher ist, die Stellen, an denen die Fasern verbunden sind, wasserfest zu machen. Fachleute sagen gern: Nassfestausrüstung. Macht man manchmal mit Chemikalien wie Melaminformaldehydharzen. Sagen Fachleute nicht so gern. Die Stoffe sind ein Grund, warum Verbraucherzeitschriften wie der K-Tipp von ein paar Sorten feuchten Toilettenpapier abraten: Formaldehyd ist krebsverdächtig und kann Allergien auslösen. Problem Nummer 1.
1. Grund: Die Haut kann Schaden nehmen
Die Tücher sind mittlerweile mit weniger umstrittenen Stoffen konserviert. Aber: Ohne geht es kaum, da sich in dem feuchten Milieu schnell Keime oder Schimmel entwickeln können. Der K-Tipp stellte in jedem dritten Produkt den Giftstoff Formaldehyd fest. Empfohlen sind vor allem die «Feuchte Toilettentücher samtweich mit Kamillenextrakt» von Denner oder die Qualité & Prix «Super Soft Classic» von Coop. Gemäss Ökotest sind Feuchttücher ohne Parfüm jeweils die bessere Wahl.
Der Trick der Nassfestigkeit erlaubt es, ein Tuch mit Essenzen zu tränken, die nach Mandelmilch und Kamille duften – und es trotzdem auf dem Klo taugt: Obwohl es feucht ist, bleibt es stabil und reissfest. Und was benutzt wurde, wandert in die Schüssel. Und wird runtergespült – auch diese Tücher, die noch im Nassen reissfest bleiben. Problem Nummer 2.
2. Grund: Umweltschädlich
Die Vliese – so schwer abbaubar und reissfest, wie sie sind – vermüllen Strände und verstopfen Kläranlagen. Zudem bestehen die meisten von ihnen zum Teil aus Plastik.
Generell hat ausser WC-Papier nichts anderes im Klo verloren. Elf Prozent des an Stränden gefundenen Plastikmülls bestehen aus nicht spülbaren Toilettenartikeln wie Feuchttüchern und Wattestäbchen. Sechs Monate braucht ein als «biologisch abbaubar» deklariertes Feuchttuch etwa zur Zersetzung.