Lieber Prinz Andrew
Ich fragte mich oft, was ein Prinz so tut, um dem Leben einen Sinn zu geben, wenn Privatschulen und Pilotenausbildung mal abgehakt sind. Nur als netter Charity-Onkel Blumen und Orden überreichen kanns nicht sein. Dank Ihnen weiss ich nun mehr: Ein echter Prinz will es auch mal schön haben. Leider zieht er falsche Freunde an wie ein Kuhfladen die Fliegen. Als «viel zu höflicher Mensch» (Ihre Worte) darf er auch nicht gleich Nein sagen, wenn er nach Strich und Faden – vor allem nach Strich – verwöhnt wird, auch wenn der Gastgeber ein vorbestrafter pädophiler Blaubart wie Jeffrey Epstein selig ist, der gekaufte junge Mädchen vernaschte wie unsereiner Vollkorngipfeli.
Jetzt sind Sie aus dem Märchenbuch direkt ins Handbuch für PR-Anfänger geplumpst, wo es heisst, wie sich Promis im Krisenfall verhalten sollen: lieber abtauchen und Maul halten als lügen. Ihr desaströses Interview in der BBC-«Newsnight» ist heute schon Lehrstück. Alles falsch, angefangen bei der verkorksten Stellung im Fauteuil. Gute Lügner geben sich entspannt. Ihre Ausreden sind Kult. Geschwitzt haben Sie nicht beim Sextreffen mit Virginia Roberts (heute Virginia Giuffre), seit einem Adrenalin-Überschuss im Falklandkrieg können Sie nicht mehr schwitzen(!).
Was Ärzte dementierten: Adrenalin lässt mehr, nicht weniger schwitzen. Mit Ihrer Tochter in einer Pizzeria waren Sie beim zweiten Sexdate, «eigentlich ungewöhnlich für mich», sagten Sie. Finde ich auch. Beim viertägigen Aufenthalt bei Epstein wollten Sie nur die Freundschaft anständig aufkünden. So lange Abschiede gibts nicht mal in Wagner-Opern. Kein Wort des Bedauerns für die jungen Girls. Nun haben die Queen und Prinz Charles die Notbremse gezogen, Sie aus dem Verkehr genommen und das Taschengeld (ca. 300000 Pfund) gestrichen. Und wir Royal-Fans meinten doch immer, Fergie, Ihre Ex, sei am Hof die Schlimme gewesen …
Mit freundlichen Grüssen
Prinz Andrew beging «kommunikativen Karriere-Selbstmord». Nach dem Suizid seines Freundes, Milliardärs und Sexverbrechers Jeffrey Epstein behauptete eine der angeblichen «Sexsklavinnen»
Epsteins, der Prinz habe dreimal mit ihr Sex gehabt. Im BBC-Gespräch mit Journalistin Emily Maitlis
stritt er alles ab. Der für Imageaufbesserung angestellte Kommunikationsberater Jason Stein riet vom Interview heftig ab. Und kündigte.