Lieber Sandro Brotz
Einen besseren Nachfolger für Jonas Projer konnte sich das SRF nicht ausdenken. Gratuliere. Aber Schluss mit Vorschusslorbeeren. Erst mal abwarten, wie Sie sich als «Arena»-Moderator bewähren.
Den Ruf eines angstfreien, unabhängigen Fragers haben Sie sich mit den hartnäckigen Interviews in der «Rundschau» schon mal eingehandelt. Es brauchte Mut und sehr hieb- und stichfeste Argumente, um sich freiwillig von Ihnen in die Zange nehmen zu lassen. Gewisse «Opfer» waren nicht begeistert, Armeechef Blattmann hat in einer internen Veranstaltung sogar den Begriff «Sandro Kotz» geprägt, der Ihnen lange nachgelaufen ist. Eigentlich ein Kompliment.
Allerdings müssen Sie wirklich noch beweisen, dass Sie auch Charme haben, der kann gerade in der «Arena» helfen, wo Sie auch mal nett sein müssten. Bis jetzt wirkten Sie mit ihren funkelnden blauen Augen eher wie ein protestantischer Inquisitor. Man merkte allerdings auch, dass Sie eine exzellente Ausbildung genossen haben. Sie sind nicht im klimatisierten Treibhaus von SRF herangewachsen.
Nein, Sie kommen aus der Kälte, gecoacht von den Besten des Fachs: Zuerst Roger Schawinski, auch kein Samtpfötchen, dann bei De Schepper die harte Boulevardschule des «SonntagBlicks» und schliesslich als Stellvertreter von Patrik Müller beim «Sonntag» in den Händen einer Recherchen-Kralle erster Klasse.
Wenn ich mich an die Anfänge von Jonas Projer erinnere, kann ich Ihnen nur zurufen: Nicht einschüchtern lassen, die bösen Kritiker spitzen schon die Griffel, die Parteizentralen laden die Druckgewehre. Aber daran sind Sie ja gewöhnt. Viel Spass!
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler