Lieber Radovan Vitek,
Langsam frage ich mich, ob Ihnen der gute Ruf von Crans-Montana wirklich am Herzen liegt. Sie haben die gesamte Service-Mannschaft der Pistenbeiz Merbé fristlos gefeuert, weil Sie ein kaltes Steak serviert bekamen. Die Beiz gehört den Bergbahnen, deren Besitzer Sie zu 85 Prozent sind. Sie können sich also fast alles erlauben – scheinen Sie
zu meinen.
Noch erinnern sich alle, wie Sie mitten in der Saison die Bergbahnen abstellten, um der Gemeinde zu zeigen, wo Bartli den Most holt. Die Weltpresse hat sich köstlich amüsiert, die geprellten Touristen sehr viel weniger. Jetzt musste sich das Wallis schon wieder schämen – so sehr, dass Ihr Ausraster zunächst unter der Decke blieb. Die heimischen Medien haben erst darüber berichtet, als die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» den Fall aufgedeckt hat.
«Vielleicht sollten Sie Samih Sawiris mal anrufen und um Tipps bitten»
Und was ist die Folge? Schlechte Werbung für den Schweizer Tourismus. Jetzt jammern viele Skifahrer über die angeblich miese Qualität der Pistenrestaurants – von den vielen guten redet niemand. Good News machen keine Schlagzeilen. Aber eben, das ist das grosse Risiko für Traditionskurorte wie Crans-Montana. Wenns schlecht geht, wird an einen Milliardär verkauft, dabei riskiert man, die Seele des Ortes mitzuverkaufen.
Nicht alle haben das Glück, auf einen Samih Sawiris zu stossen, der sich in Andermatt noch nie unanständig aufgeführt, nie Herr im Haus gespielt und auf den Tisch geklopft hat. Er weiss, wie man in der Schweiz mit den Menschen umgeht. Vielleicht sollten Sie ihn mal anrufen und um ein paar Tipps bitten, einfach so von Gebirgs-Milliardär zu Gebirgs-Milliardär.