Lieber Joseph Deiss
Jetzt sollten Sie Ihr Buch mit dem Titel «Quand un cachalot vient de tribord» endlich auf Deutsch herausgeben. Damit alle nachlesen können, was Sie schon Ende 2018 geschrieben haben: Die Schweiz könne mit einem EU-Beitritt besser über ihre Zukunft bestimmen, als wenn sie draussen bleibt.
Im Welschland schlug das keine Wellen. Erst jetzt, wo Sie in einem Interview (CH-Media) dasselbe sagten, gabs Beleidigungen auf der Facebook-Seite der Jungen SVP und zwei Morddrohungen gegen Sie, den alt Bundesrat und Präsidenten der 65. Uno-Generalversammlung.
Aber die EU ist nur ein Detail des Buches, das den Titel dem Skipper Olivier de Kersauson entliehen hat: «Wenn der Pottwal von Steuerbord kommt, hat er Vortritt. Wenn er von Backbord kommt auch.» Sprich: keine Chance gegen ein übermächtiges Tier. Die grosse Überraschung ist etwas anderes: nämlich dass Sie ein echter Spassvogel sind.
Dachten wir doch, dass nur Ihre Ehefrau Babette (mit dem Rosen-Tattoo auf der Schulter) für eine lustige Story gut ist, zum Beispiel, wenn sie eine Kaiserin küsst oder sich von Sumo-Kämpfern auf den Arm nehmen lässt.
Sie schreiben ja unterhaltender als jeder andere alt Bundesrat, bringen hochinteressante Details über Ihre Begegnungen mit Staatschefs, verraten sogar, was sie Ihnen aufgetischt haben, etwa «Grenailles de Noirmoutier» oder «Holothuries aux poireaux» in Paris.
Und dass «Iles flottantes» Ihr Lieblingsdessert sind, obwohl «sie eher zur SVP passen würden, die die Schweiz gerne als Insel inmitten einer europäischen Vanillesauce sähe» (O-Ton Deiss). Echt spannend, das Buch.
Mit freundlichen Grüssen