Ciao Amici. Schon mal für einen Abend nach Venedig geflogen? Ich schon. Letzte Woche. Das italienische Fashion-Label Duvetica, das für seine knallig-bunten Daunenjacken bekannt ist, feierte seinen zehnten Geburtstag und schmiss in einer alten Burg eine Party. Eine modische Sternstunde für mich. Denn wenn eines auffiel, dann war es, dass Italien in Sachen Style definitiv in Männerhand ist. Venedig war an diesem Abend wie ein perfekt geschnittener Tom-Ford-Anzug mit Hemd: unbezahlbar und traumhaft schön.
Erwartet wurde Fiat-Erbe Lapo Elkann, weshalb ich wahrscheinlich vor allem meine Style-Antennen ausgefahren hatte. Denn der kleine Fashionrabauke kann es locker mit einer Jessica Alba aus Los Angeles oder einer Olivia Palermo aus New York aufnehmen. Und die sind in Modejournalistinnen-Kreisen dafür bekannt, ausnahmslos immer gut gestylt zu sein. Das ist Lapo auch: Er trägt dreiteilige Massanzüge aus demselben Stoff, knallig bunte Strümpfe und coole Hochwasserhosen, die auch ausserhalb Venedigs (Wasser, ha ha), immer heiss aussehen.
Okay, machen wirs kurz: Er kam nicht. Leider. Dafür blieb mehr Zeit, viele unbekannte Italiener zu beobachten und zu begreifen, dass diese Männer unseren Schweizern noch einiges beibringen können. Sie trugen bunte Blazer mit gut sitzenden Hemden. Teure Schals über coolen Lederjacken. Sie trugen Lederslipper ohne Socken (wunderbar) und stahlen mit ihrem Auftritt den Frauen einfach die Show. Und damit wird mir wieder mal bewusst, dass unsere Männer mächtig was abkupfern könnten. Warum sie es nicht tun, weiss ich nicht. Ich versuche hiermit einen Beitrag für eine schönere männliche Schweiz zu leisten. Hier folgt ein kleiner, nicht repräsentativer Fashionguide, was mich die südländischen Mode-Männer gelehrt haben.
- Auf dem Kopf:
Lasst alles wachsen, was (noch) wächst. Italiener tragen Bürzi und Wuschelköpfe: wild, strubbelig und sie sehen mit Bart einfach umwerfend aus. Der «Ich komm gerade von der einsamen Insel zurück»-Look macht den grössten Spiesser zum begehrten Jungen von nebenan.
- Hosen
:
Hosen dürfen hochgeschnitten und am Knöchel endend getragen werden. Wer es sportlich mag, krempelt sie. Wer zu Klassik tendiert, lässt sie umnehmen. Es gibt nichts Schöneres als einen nackten, hervorblitzenden Knöchel.
- Blazer
:
Tragt gut geschnittene, eng anliegende Blazer! Cord: ja. Samt: ja. Kaschmir: ja. Aber keine Nadelstreifen und nichts Glänzendes, gell, Sven Epiney! Wir sind nicht im Wachsfigurenkabinett.
- Hemden
:
Hemden sollten mit ganz wenigen Ausnahmen uni-farben sein. Diese Ausnahme heisst grober Karo im Holzfällerlook. Sonst dürfen Hemden andere Farben wie weiss, schwarz und - sehr schön - hellblau haben. Leinen ist okay, Baumwolle ist super. Aber kein rot (Kreisch!), nie. Keine Muster und auf keinen Fall aufgemalte Schriftzüge, Tribals oder Hinweise auf «La Martina». Das ist so over und gilt übrigens auch bei T-Shirts.
- Schuhe
:
Verlatschte Schuhe sind höchstens bei Chucks akzeptiert. Sonst gilt: gepflegte oder gar keine Schuhe. Abgeranztes Leder, stinkiger Gummi und abgelatschte Sohlen gehören verboten. Flip-Flops übrigens auch, wenn nicht am Strand. Braune und schwarze Leder- und Wildlederschuhe - that’s the shit.
- Strümpfe:
Socken bleiben zu Hause! Das Argument der kalten Füsse zählt nicht - wir Frauen tragen auch keine Socken in Stilettos. Wenn die Füsse eingepackt werden müssen, dann in elegante Strümpfe in coolen Farben. Weinrot, waldgrün, senfgelb.
- Schals
:
Wenn es wieder kühler wird, sind Schals wieder angesagt. Aber nur dicke, opulente Schals in feinen Materialien! Hört auf mit diesen kleinen Stoffschläuchen, die man sich lässig um den Hals wickelt. Sie geben nicht warm und sind nicht cool. Das geht nur noch Freitagabend im «Lifestyle» auf Tele Züri. Basta.
Das sind doch alles wunderbare Gründe, um den Schrank wieder mal auszumisten, die Sommergarderobe wegzupacken und den Mode-Herbst zu begrüssen. In diesem Sinne: Baci dall' Italia!