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Der ganz normale Wahnsinn

Wieviel Angst ums Kind darf sein?

Der unerwartete Krebstod von Olympiasieger Donghua Lis siebenjährigem Sohn macht auch unsere Familienbloggerin betroffen. Wie gehen wir als Eltern mit der Angst um, dass dem Kind ernsthaft etwas fehlen könnte, fragt sich Sandra C.

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Kann man das Schlimmste verhindern, wenn man (über-)vorsichtig ist?, fragt sich unsere Familienbloggerin.

Keystone

Ich bin sicher, dass sich Donghua Li und seine Frau diese Fragen seit Janis’ Tod unzählige Male gestellt haben: Hätte uns etwas auffallen müssen? Hätten wir diese Tragödie verhindern können, wenn wir etwas gemerkt hätten? Wie konnte es nur soweit kommen?

Alle Eltern kennen diese Angst

Niemand, der es nicht erlebt hat, kann sich vorstellen, wie es ist, ein Kind zu verlieren, noch dazu auf diese unendliche tragische Art und Weise. Die Angst davor, dass so etwas passiert, können aber wohl alle Eltern dieser Welt nachvollziehen. Denn sie stürzt uns auch immer wieder in ein Dilemma. Wieviel Angst ums Kind soll oder darf sein? Und kann man damit tatsächlich das Schlimmste verhindern?

Lieber einmal zu viel zum Arzt als einmal zu wenig. Seit ich Kinder habe, ist das meine Devise – davor scheute ich Arztbesuche wie der Teufel das Weihwasser, und das nicht nur, weil ich vor meinen Schwangerschaften grosse Angst vor Spritzen hatte.

Ich fand jeden, der wegen jedem Wehwehchen zum Doktor rannte und wegen jedem Husten Panik vor einer unheilbaren Krankheit hatte, peinlich. Aber spätestens seit ich bei meinem damals noch sehr kleinen Sohn eine Mittelohrentzündung erst bemerkte, als sie schon wieder am Abklingen war, bin ich selbst manchmal übervorsichtig.

«Ich gebe freimütig zu: Ich war schon öfter unnötig im Notfall mit meinen Kindern, obwohl ich nicht wirklich dachte, dass sie was Schlimmes haben.»

Zumal ich auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis schon Furchtbares erlebt habe. Ohrenschmerzen, die sich als Leukämie entpuppten. Ungewöhnliche Müdigkeit – ein Tumor in der Lunge. Starkes Seitenstechen – zwei gebrochene Rippen, und niemand hats bemerkt. Ich gebe freimütig zu: Ich war schon öfter unnötig im Notfall mit meinen Kindern, obwohl ich nicht wirklich dachte, dass sie was Schlimmes haben. Aus einem einzigen Grund: Wäre es doch etwas Schlimmes gewesen, und ich hätte die Signale ignoriert, hätte ich mir das nie verziehen.

Was, wenn doch was ist?

Aber wo sind die Grenzen? Kinder haben öfter mal Bauch-, Kopf- oder Ohrenschmerzen. Jedesmal zum Arzt rennen, damit man kein schlechtes Gewissen hat, falls tatsächlich etwas wäre, ist total unverhältnismässig. In meiner Fantasie hatten meine Kinder schon tausend Tumore und gebrochene Knochen. Vielleicht muss man als Eltern halt einfach damit leben.

Aber eben – was, wenn doch was ist? Was, wenn man das erst bemerkt, wenns schon zu spät ist? Dann lassen sich Selbstvorwürfe wohl kaum vermeiden. Auch wenn sie vollkommen ungerechtfertigt sind. Denn wenn das Schicksal zuschlägt, kann man dies schlicht und einfach nicht verhindern.

«Jedesmal zum Arzt rennen, damit man kein schlechtes Gewissen hat, falls tatsächlich etwas wäre, ist total unverhältnismässig.»

Das Schicksal ist manchmal ein mieser Verräter. Und manchmal auch nicht. Man kann nichts anderes tun, als zu versuchen, es zu akzeptieren. Und ihm hin und wieder dankbar sein, wenn es einen verschont.

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Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 24. August 2019 - 08:09 Uhr