Kennt ihr diese berühmte hypothetische Frage: «Dein Haus brennt, alle Menschen und Tiere sind gerettet. Welche drei Gegenstände nimmst du mit?» Eines ist sicher: wer diese Frage «erfunden» hat, war noch nie in dieser Situation.
In dem Moment, in dem du spätabends realisierst, dass aus dem Bürofenster im Untergeschoss Flammen kommen, und zwar schon so hoch, dass sie bis zum drüberliegenden Zimmerfenster deiner Tochter lodern, überlegst du nicht mehr, was du jetzt mitnehmen sollst. Du drückst jedem Kind eines ihrer Kaninchen in den Arm, packst ein paar warme Klamotten und dann nichts wie raus.
«Bin ich dermassen pflichtbewusst? Oder hab ich einfach den nächsten Gegenstand gepackt, der da lag, um wenigstens noch irgendwas zu retten, falls es hart auf hart kommen würde?»
Trotzdem hab ich auf dem Weg nach draussen noch etwas mitgenommen: meinen Laptop. Inklusive Ladekabel. Schliesslich war tags darauf Redaktionsschluss und ich musste noch Dinge fertigmachen.
Ich frage mich nicht nur, was mich dazu bewogen hat, sondern auch, was das über mich aussagt. Bin ich wirklich dermassen übermässig pflichtbewusst? Oder hab ich einfach noch den nächsten Gegenstand gepackt, der da lag, um wenigstens noch irgendwas zu retten, falls es hart auf hart kommen würde? Ich weiss es nicht.
«Ich frage die Kinder, ob sie noch etwas hätten mitnehmen wollen. Beide schütteln den Kopf.»
Jedenfalls, als wir da auf der Strasse standen, und der Feuerwehr zuschauten, wie sie die Schläuche ausrollten, kam mir diese Frage in den Sinn. Welche drei Gegenstände hätte ich da rausgeholt? Ich hab keine Ahnung. Natürlich ist die Aussicht, unsere Habseligkeiten zu verlieren, nicht gerade prickelnd. Aber ist da echt etwas dabei, das total unersetzlich ist?
Natürlich täte es einem Leid um Erbstücke oder Fotoalben. Aber selbst das – die wichtigen Erinnerungen trägt man eh bei sich. Ich frage die Kinder, ob sie noch etwas hätten mitnehmen wollen. Beide schütteln den Kopf. «So ein bisschen täte es mir aber schon leid, wenn mein Zimmer brennen würde – NACHDEM ich es aufgeräumt habe», meint meine Tochter.
«Wir alle wissen mittlerweile sehr genau, dass wir viel Wichtigeres zu verlieren haben als ein paar materielle Dinge.»
Schlussendlich hatten wir Glück im Unglück. Das Feuer blieb im Büro (das zwar total ausgebrannt ist), hat aber nichts Tragisches erwischt. Dabei habe ich irgendwie das Gefühl, ich hätte vielleicht doch nicht ganz so locker reagiert, hätte es vor einigen Monaten bei mir gebrannt. Denn wir alle wissen mittlerweile sehr genau, dass wir viel Wichtigeres zu verlieren haben als ein paar materielle Dinge.
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