Sie sind verwöhnt. Faul. Narzisstisch. Abhängig von Social Media. Sie hat einen ganz schlechten Ruf, die «Generation Y». Oder die Millennials, wie die in den Neunzigern Geborenen genannt werden. Seit einiger Zeit entern sie den Arbeitsmarkt. «Und kriegen dort alles, was sie wollen, und sind trotzdem nicht glücklich», sagt Simon Sinek in einem Interview, das viral ging. Der Autor der «New York Times» und Berater - er hat unter anderem für die Vereinten Nationen, Microsoft oder American Express gearbeitet - sieht die Millennials als «Opfer» ihrer Erziehung und ihres Umfeldes. «Ihnen wurde nonstop erzählt, wie speziell sie sind. Dass sie alles erreichen können, nur weil sie es wollen. Und sie haben gute Noten bekommen, nicht, weil sie sie verdient haben, sondern weil die Eltern Terror gemacht haben und die Lehrer Angst vor den Eltern hatten. Dann werden sie mit der realen Welt konfrontiert, und diese zerstört ihr Selbstbewusstsein.»
Touchée. Ich erzähle meinen Kindern auch gern, dass sie speziell sind. Dass sie alles erreichen können, wenn sie es wollen. Aber ich verheimliche ihnen nicht, dass Wollen nicht genügt - es steckt auch eine Menge Arbeit hinter jedem Erfolg. Und bei Lehrern Noten-Terror zu veranstalten, hab ich nicht nötig. (Obwohl: kommt schon! Eine 5 in Sport? Ihr wisst doch selbst, dass er mehr verdient hat!!!) Dabei zeigen Studien: So anders als die vorherigen Generationen sind die Millennials gar nicht. Sie haben einfach einen anderen Hintergrund. Sie sind mit digitalen Medien in einer Art und Weise vertraut, die uns Älteren Angst macht - im Privatleben, vor allem aber im Job. Sie sind sich gewohnt, zu googeln - sie müssen nicht fragen, forschen, recherchieren. Wir mögen das faul nennen, für sie ist das ihr Alltag. Trotzdem sind die Millennials nicht von ganz klein auf mit dem Internet aufgewachsen. Die meisten davon sind später damit in Berührung gekommen. Und es ist nicht selten das, was für die Generation ihrer Eltern Alkohol oder Drogen waren: Sie brauchen das Surfen im Netz und die Jagd nach Likes, um Alltags-Probleme zu vergessen.
Nach den Millennials, nach der «Generation Y», kommt die nächste Generation: Die Post-Millennials, die «Generation Z». Die Generation, die jetzt heranwächst. Die Generation, die vom Babyalter an mit Internet und Social Media vertraut ist - und deshalb auch «iGeneration» genannt wird. Und: Oh Wunder! Studien haben gezeigt, dass die Post-Millennials in keiner Art und Weise realitätsfremd sind. Im Gegenteil. Sie brauchen das Netz nicht nur zum Über-Nonsens-Chatten und Gamen, sondern in erster Linie, um soziale Kontakte zu pflegen und sich zu informieren. Chatten und das Agieren in sozialen Netzwerken ist eine Ergänzung zum realen Leben und steht nicht im Widerspruch zu diesem. Das sehe ich sehr deutlich an der Anzahl von Kids und Teenagern, die ständig durch unser Haus rennt - am liebsten wenn ich gerade aus der Dusche komme - obwohl meine Kinder eine gefühlte Ewigkeit am Handy kleben. Und da knallen sie mitnichten nur digitale Monster ab oder tauschen Schmink-Tipps aus. «Dieser Trump, meint der das ernst mit der Mauer in Mexiko?», fragte meine Tochter kürzlich. «Hast du das im Fernsehen gesehen?», wollte ich wissen. «Nein», sagte sie, «wir haben im Klassenchat darüber geredet.»
Die Post-Millennials, finden Experten, dürfen durchaus optimistisch in die Zukunft schauen: Als «Digital Natives» bringen sie Fähigkeiten mit, von denen ihre Eltern nur träumen können. Sie sind offen für neue Ideen, denken global und suchen Erfüllung, nicht nur einen Job. Wie also soll ich diese Post-Millennials erziehen, damit sie dereinst wirklich ihr volles Potential ausschöpfen können? Die Antwort ist vermutlich dieselbe, wie sie es schon für jede Generation an Eltern vor mir war: Ich muss nicht alles verstehen, was meine Kinder machen oder gut finden, aber ich muss zu ihnen stehen. Ich darf kritisch sein und hinterfragen, aber ich darf ihnen keine Chance verbauen. Und ich muss vertrauen. Darauf, dass sie genau das wollen, was ich auch will: das Beste für sie. Und so schwer es mir auch fällt, das zuzugeben: Je älter sie - und ich - werden, desto besser wissen sie selbst, was richtig ist für sie. Zumindest im Moment. «Generation Z» - quo vadis? Wir werden sehen. Ich freu mich drauf.