Was war das für eine entspannte Woche. Den 15. Geburtstag meiner Tochter feierten wir bei einem feinen Essen zusammen mit ihrer besten Freundin. Am 13. Geburtstag meines Sohnes ein paar Tage später drehte er mit ein paar Freunden seine Runde auf der heiss geliebten Kartbahn, danach gabs Kuchen. Gebacken hat den seine grosse Schwester.
Und ich hab mich durch Magazine geblättert und durch Instagram gescrollt, und mir angeschaut, was die Khloé Kardashians und Jennifer Lopez’ dieser Welt für einen Zirkus veranstalten, wenn ihre lieben Kleinen Geburtstag feiern: Hüpfburg, Bällebäder, Zauberkünstler, Themenpartys …
Mit einer Mischung aus Schaudern und Belustigung erinnere ich mich an die Zeiten, als ich mich auch von diesem «The bigger the better»-Kindergeburtstags-Virus habe anstecken lassen. Keine Ahnung warum. Irgendwie hatte ich wohl das Gefühl, ich sei das meinen Kindern schuldig – und bin tatsächlich in diesen Wettbewerb hineingeschlittert, wer die tollste Party schmeisst. Eigentlich gar nicht mein Ding.
«Wenigstens habe ich ein paar Anekdoten zu erzählen. Zum Beispiel von der Fussball-Themenparty, die in einer Massenschlägerei endete.»
Gut, wenigstens habe ich ein paar Anekdoten zu erzählen. Zum Beispiel von der Fussball-Themenparty, die in einer Massenschlägerei endete. Oder von der Geburtstagsfeier auf dem Ponyhof, wo ein Mädchen so heftig allergisch reagierte, dass es mit Blaulicht ins nächste Spital gefahren werden musste. Oder von der Super-Duper-Pizzaparty, wo ich an jegliche Art von Pizza gedacht hatte, nur nicht daran, dass die Hälfte der Gäste kein Schweinefleisch essen darf und die andere Hälfte irgendwelche Allergien hat!
Als meine Tochter ihren ersten Geburtstag feierte, war die Aufregung gross. Die gesamte Verwandtschaft und der Freundeskreis trabte an, es gab Kuchen und einen Riesenberg Geschenke. Ihr zweiter Geburtstag fiel einiges bescheidener aus, da ich hochschwanger war und dementsprechend nicht wirklich in Partylaune. Als sechs Tage später mein Sohn zur Welt kam, fand ich das ganz praktisch: Es würde fortan eine Geburtstagsparty für beide geben mit allen Freunden und Verwandten.
«Heute schüttle ich ehrlich gesagt ein bisschen den Kopf über mich selbst, wenn ich zurückschaue. Wofür in aller Welt brauchten die Pony-Partys und Goody-Bags?»
Das ging solange gut, bis die Kinder auf die Idee kamen, sich eigene Freunde anzuschaffen und ihren Geburtstag mit diesen separat feiern zu wollen. Das war der Beginn der Zeit, in der die Zeit um Ende August und Anfang September jeweils zur «Horrorwoche» mutierte.
Denn neben der Organisation der eigentlichen Party, welche denen ihrer Freunde irgendwie standhalten mussten, musste man auch noch den besten aller Kuchen organisieren und natürlich die tollsten Goody-Bags (eine Tüte voller Geschenke) für die Geburtstagsgäste. Ausserdem wurde erwartet, dass das Geburtstagskind an seinem Ehrentag jeweils in Schule oder Kindergarten den Znüni mitbringt. Und dies alles mal zwei innerhalb von sechs Tagen.
Heute schüttle ich ehrlich gesagt ein bisschen den Kopf über mich selbst, wenn ich zurückschaue. Wofür in aller Welt brauchten die Pony-Partys und Goody-Bags? Die hätten doch einfach spielen und Kuchen essen können und fertig.
Als mein Sohn und seine Handvoll Freunde den Geburtstagskuchen verspiesen hatten und ich Kuchenform und Messer – die einzigen Requisiten, die ich dabei hatte – wieder einpackte, schielten wir an den Nebentisch. Da sass eine grosse Gruppe Mädchen mit üppig dekorierter Geburtstagstorte auf einem reich dekorierten Tisch mit Luftschlangen, Tischbomben und so weiter, und die Gäste wühlten eifrig in kleinen Täschchen.
«Hätten wir noch Goody-Bags machen müssen?», raunte mein Sohn mir zu. «Quatsch. Was hättest du denn da reingetan? Matchbox-Autöli und Schläckstängel? Ausserdem hast du Geburtstag, nicht deine Freunde.» Stimmt, fand er. «Und warum haben wir immer diese Goody-Bags gemacht, als ich noch kleiner war?» Tja – genau das frage ich mich heute auch.
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