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Der ganz normale Wahnsinn

Die Sache mit den Jugendsünden

Wir alle kennen sie, die Geschichten aus Teenagertagen, die man in einer entspannten Runde zum Besten gibt - zur Unterhaltung aller. Wenn sich diese Geschichten dann mit den eigenen Kindern wiederholen, findet man sie plötzlich gar nicht mehr sooooo witzig, weiss unsere Familienbloggerin.

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Sandra Casalini Blog Motorradmechaniker

Unsere Familienbloggerin findet die frisierten Töffs von früher - Jugendsünden ihres Schwagers - wesentlich lustiger als den ihres eigenen Sohnes. 

Getty Images

Auch ich erzähle sie ab und zu, diese Jugendsünden-Storys. Wie wir im Teenageralter mit einer Gruppe Freunde das Auto der Eltern eines Freundes «ausliehen» und damit dann an den Rhein fuhren, um zu grillen. Selbstverständlich alle ohne Führerschein. Wie wir das Auto nach dem Grillspass - inklusive einiger legalen und weniger legalen Substanzen - nicht mehr ankriegten. Wie wir das nächstbeste Auto anhielten, das vorbeifuhr - und dabei dummerweise übersahen, dass es sich um ein Polizeiauto handelte. Und wie wenig Verständnis wir für das Unverständnis unserer Eltern hatten.

Kein Kavaliersdelikt!

Dabei achte ich, wenn ich diese Geschichte erzähle, immer drauf, dass meine Kinder nicht in der Nähe sind. Denn selbstverständlich halte ich weder Fahren ohne Führerschein, noch Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss für ein Kavaliersdelikt. Und auch wenn ich damals nicht selbst gefahren bin, denke ich heute eigentlich mit Schrecken an diese eine «Sünde» zurück. Man bedenke, was alles hätte passieren können. Zum Glück waren wir zu doof - oder zu bekifft - um zu merken, dass man nur den richtigen Gang hätte einlegen müssen, um die Karre zu starten (was ja im Nachhinein gesehen das wirklich Witzige an der Geschichte ist).

«War das Mofa getunt?», fragte ich meinen Sohn. «Ich weiss nicht…. bin nicht sicher …. kann schon sein.»

An anderer Stelle in meiner Familie geht es immer um die eine Jugendsünde: Töffli frisieren. Ich fand die Erzählungen bis anhin auch immer relativ lustig. Vielleicht, weil ich einfach null Erfahrung mit getunten Fahrzeugen habe aus meiner Jugend. Und mit den Folgen davon schon gar nicht. Bis – ja eben. Bis mein Kind 2 sich ein Mofa zulegte. Bezahlt aus seinem Taschen- und Weihnachtsgeld, und ich habe auch ein bisschen was dazu beigetragen. 

Mit dem Rücken zur Wand

Es hat genau vier Monate gebraucht, um das Ding zu schrotten. Nicht ein bisschen anzukratzen. Um es richtig totzukriegen. Nein, lustig fand ichs nicht. Aber zum Glück hatte es ja noch eine Garantie drauf. Dachte ich. «Das Fahrzeug ist frisiert. Da gilt die Garantie nicht», erklärte mir der Hersteller. Was für ein schöner Moment. «War das Mofa getunt?», fragte ich meinen Sohn. «Ich weiss nicht…. bin nicht sicher …. kann schon sein.» Du meine Güte, Kind, merkst du nicht, dass du mit dem Rücken zur Wand stehst hier? Es erinnerte mich fast ein bisschen an die Situation, als ich ihn mit vier Jahren an der offenen Kühlschranktür hängend erwischte, ihm sagte, er solle sich bitte nicht an die Kühlschranktür hängen und er mir – immer noch hängend – in die Augen sah und sagte: «Ich hänge nicht an der Kühlschranktür!»

«Und wir werden herzlich lachen. Weil das vermutlich dann noch das Harmloseste war, was er in den letzten zehn Jahren gemacht hat. Wenn ich daran denke, kriege ich jetzt schon Magenkrämpfe.»

Nun gut, irgendwann hat er dann gestanden, dass dieses Mofa ein bisschen schneller fahren konnte, als es durfte, und dass nicht er, sondern irgend ein Kumpel es frisiert hatte. Ob er es selbst totgefahren hat, will er mir nicht sagen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es ein Gemeinschaftswerk von einigen Pubertieren war. Dabei nervt mich nicht einmal so sehr, dass das Ding frisiert und geschrottet wurde, sondern dass es so lange gegangen ist, bis er zum Scheiss stehen konnte, den er gemacht hat. 

Dabei sehe ich uns bereits in zehn Jahren in gemütlicher Runde: «Weisst du noch, als ich das neue Töffli kaputt gemacht habe, Mama?» Und wir werden herzlich lachen. Weil das vermutlich dann noch das Harmloseste war, was er in den letzten zehn Jahren gemacht hat. Wenn ich daran denke, kriege ich jetzt schon Magenkrämpfe. Vielleicht sollte ich mir doch überlegen, das Kind einzusperren. Er hat ja jetzt seine Jugendsünden-Geschichte. Mehr als eine brauchts nicht. Oder? 

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Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 17. April 2021 - 17:01 Uhr