Ich habe nichts gegen Blumen und auch nichts gegen Schoggi – obwohl mir ein Entrecôte lieber ist –, gegen Zmorge am Bett oder zum-Znacht-eingeladen-Werden. Ich habe überhaupt nichts gegens Dankesagen. Und es spricht auch nichts dagegen, dass man der Mama mal einen Tag widmet. Was mich stört, ist die Message, welche dieser Tag hierzulande immer noch vermittelt: «Wir sagen Mami mal dafür danke, dass sie sich so für uns alle aufopfert. Auch wenns ja eigentlich das ist, was man von einer guten Mutter erwartet.»
Ich finde nach wie vor nicht, dass meine Kinder mir zu Dank verpflichtet sind. Mit ihrer Geburt habe ich mich dafür entschieden, die Verantwortung für sie zu übernehmen, das war mein Wunsch, nicht ihrer. In unseren Köpfen ist Verantwortung in der Mutterschaft aber immer noch gleichbedeutend mit Aufopferung. Sich für diese zu bedanken, zementiert diese Stigmatisierung der Mutterrolle in einer Zeit, in der sie eigentlich endlich abgeschafft gehörte. An einem Tag für mich als Mutter würde ich deshalb lieber andere Sätze hören:
Liebst du deine Kinder und sie wissen das? Und sie sind weder körperlich noch seelisch vernachlässigt? Dann gibt es null Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Total egal, ob du arbeitest oder nicht, wie viel du arbeitest, ob du dir mal Zeit für dich nimmst, mal in den Ausgang gehst, deine Kinder noch im Kindergarten in deinem Bett schlafen, du ihnen mal ein Handy oder ein Glacé in die Hand drückst – du bist niemandem Rechenschaft schuldig, ausser dir selbst. Also hör auf mit dem schlechten Gewissen, es gibt keinen Grund.
Das heisst nicht, dass du dir zuerst die Wimpern fertig tuschst, wenn dein Kind sich neben dir das Knie aufgeschlagen hat. Aber die Annahme, dass eine gute Mutter die Bedürfnisse der Kinder (oder das, was sie dafür hält) ständig jederzeit über ihre eigenen stellt, ist einfach nicht richtig. Mit der Mutterschaft ist es wie mit den Sauerstoffmasken im Flieger: Du musst zuerst selbst atmen können, um deinem Kind zum Atmen zu verhelfen.
Klar geht auch mal etwas schief. Aber wenn du die Dinge mal mit etwas Abstand betrachtest: Wieviele Kinder kennst du, die an einem Kieselstein erstickt sind? Oder in der Oberstufe noch in die Hosen machen? Oder auf der Strasse landen, weil sie mal die Schule geschwänzt haben? Du tust das, was du für richtig hältst, du kannst ja gar nicht anders – auch dann nicht, wenn sich das im Nachhinein als falsch herausstellen sollte. Aber so oft wird das nicht passieren. Hab Vertrauen in dich selbst und in dein Umfeld, allen voran in deine Kinder. Es erspart dir sehr viel Seelen-Unfrieden.
Liebe Mütter, ich wünsche euch allen einen gesegneten Muttertag. Und falls es euch noch niemand gesagt hat: Ihr seid grossartig. Nicht, weil ihr Mutter seid. Sondern weil ihr euch selbst seid.