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Der ganz normale Wahnsinn

So gelingt der Dialog mit Teenies – nicht!

Kommunikation ist das A und O in Sachen Beziehungspflege. Das gilt auch für die Beziehung von Eltern und Kindern. Man sollte also so oft wie möglich das Gespräch suchen. Aber wie macht man das mit Teenagern? Unsere Familienbloggerin hat bisher vor allem herausgefunden, wie mans nicht macht!

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Sandra Casalini Blog der ganz normale Wahnsinn

Teenager kommunizieren immer - vor allem online. Den Eltern gegenüber ist ihr Mitteilungsbedürfnis allerdings nicht riesig.

Lucia Hunziker

Das Mitteilungsbedürfnis von Pubertieren ihren Eltern gegenüber hält sich in sehr engen Grenzen. Ich muss zugeben, dass etwa drei Viertel meiner diesbezüglichen Versuche scheitern. Das liegt zu einem grossen Teil am Timing. Ich vergesse immer wieder, dass gewisse Tageszeiten gar nicht gehen, wenn man sich mit Teenies unterhalten will. Zum Beispiel morgens vor der Schule. Wenn ich da auf ein liebevolles «Guten Morgen, gut geschlafen?» zu hören bekomme «Boah, gehts bei dir? Hör mal auf so fröhlich zu sein, Mann!» freue ich mich, dass man überhaupt mit mir spricht. Und sich sogar nach meinem Befinden erkundigt hat – wenigstens so etwas in der Art. Sonst krieg ich jeweils nur ein «mmm» zu hören. Wenn überhaupt.

Konversation im Auto?

Auch der Ort ist entscheidend. In ihrem Zimmer geht gar nicht. Nicht nur, weil man da in ihr Revier eindringt – sondern auch, weil man nie weiss, wer noch mithört. Per Chat oder Game mit irgendwelchen Kumpels verbunden, kommts ganz schlecht, wenn man reinplatzt und nach dem seelischen Befinden fragt. Eine Freundin sagte mir mal, sie suche das Gespräch mit ihrem pubertierenden Sohn immer im Auto. Da könne er nicht davonlaufen, müsse ihr aber nicht in die Augen schauen. Hab ich also gefühlte Stunden, Hände am Steuer, von der Seite auf mein Kind 1 eingeredet. Bis es irgendwann mit einem verständnislosen «Hä?» die Kopfhörer aus den Ohren zog.

«Wenn mir jemand einen Satz präsentieren kann, auf den ich von einem Teenager nicht die Antworten «ja», «nein», «gut» oder «weissnicht» kriege, oder nur angestarrt werde, bitte her damit!»

Was ich auch auf die harte Tour lernen musste: Nur weil ich mit meinem Kind über ein bestimmtes Thema reden möchte, heisst das noch lange nicht, dass es auch mit mir darüber reden will. Ich schreibe unter anderem für ein Elternmagazin, und immer, wenn ich da ein gewisses Thema behandle, falle ich in so eine Art Aktionismus. So hatte ich den Drang, als ich an einem Dossier zum Thema Aufklärung arbeitete, Kind 2 zu fragen, ob es schon mal einen Porno gesehen habe. Kind 2 starrte mich an. «Du weisst schon, dass das nicht das reale Leben ist?» Kind 2 starrte mich an. «Du weisst schon, dass Frauen im echten Leben ...» – «Mama, bitte!»

Der Trick: warten, bis das Pubertier spricht

Okay, das war vermutlich nicht gerade der beste Satz, um eine echte Unterhaltung anzufangen. Aber eben ... Wenn mir jemand einen Satz präsentieren kann, auf den ich von einem Teenager nicht die Antworten «ja», «nein», «gut» oder «weissnicht» kriege oder eben nur angestarrt werde, bitte her damit! Ich verrate euch jetzt trotzdem noch meinen ultimativen Trick: abwarten, bis das Pubertier von sich aus spricht. Egal worüber. Von da aus entwickelt der Teenie-Profi dann das Gespräch: «Mama, der Kühlschrank ist leer.» - «Hast du Hunger?» - «Ja.» - «Es hat doch noch was im untersten Fach.» - «Nein.» - «Ich gehe eh noch einkaufen.» - «Gut.» - «Was soll ich holen?» - «Weissnicht.» - «Wie gehts eigentlich in der Schule?» Das Kind starrt mich an. Das war ein Dialog aus zehn Sätzen! Ich weiss eben, wies geht.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 29. Januar 2022 - 18:09 Uhr