Um 6 Uhr klingelt mein Wecker, damit ich wenigstens in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken kann, bevor der Wahnsinn losgeht. An einem guten Morgen habe ich die Gnade, einen Blick auf die Stundenpläne zu werfen, sie nicht zu verwechseln und das richtige Kind zur richtigen Zeit zu wecken - denn selbstverständlich haben sie nie gleichzeitig Schule.
An einem schlechten brummt das zuerst geweckte Kind irgendwann «ich muss gar nicht so früh» und zieht sich nochmal die Decke über den Kopf. Worauf ich in leichter Panik das andere Kind wecke, das zuerst verwirrt ist und dann noch hässiger, als es eh schon wäre, wenns zur richtigen Zeit geweckt worden wär. Je nachdem wie schnell das erste Kind gemerkt hat, dass es zu früh wach gemacht wurde, schafft es das zweite noch rechtzeitig aus dem Haus, oder ich kritzle schnell eine Entschuldigung für die Lehrpersonen auf einen Zettel und jage das Kind mit einem Stück Brot in der Hand aus dem Haus.
«Gelobt sei die Tiefkühlpizza, die noch im Eisfach rumlungert. Tomatensauce hat doch auch Vitamine, oder?»
An einem guten Morgen hat es tatsächlich Brot im Haus. Oder zumindest irgend etwas Essbares fürs Frühstück. Und das findet denn tatsächlich die Gnade von Kind 2 - der Magen von Kind 1 ist jeweils erst ab dem Mittag für feste Nahrung empfänglich. An einem guten Morgen hat jedes Kind saubere Socken und Unterwäsche, die Hausaufgaben erledigt und die Sachen für den Sportunterricht gepackt.
An einem schlechten grinst mich der gähnend leere Kühlschrank hämisch an und ich stelle dem genervten Kind 2 eine Schüssel trockene Cornflakes hin. Oder ein Nutellaglas mit Löffel (was gar nicht so schlecht ankommt). Dann schau ich meinen Tagesplan durch und frage mich, wann um alles in der Welt ich es noch schaffen soll, einkaufen zu gehen. Und was es eigentlich zu Mittag geben soll. Gelobt sei die Tiefkühlpizza, die noch im Eisfach rumlungert. Tomatensauce hat doch auch Vitamine, oder?
«An einem guten Morgen gönne ich mir noch einen Kaffee, wenn die Kids aus dem Haus sind. An einem schlechten frage ich mich, ob 8 Uhr zu früh für Prosecco ist.»
An einem schlechten Morgen liegt die gesamte Wäsche auch nach dem Trocknen noch klatschnass im Tumbler und die ersten Worte, die das Kind an diesem Tag spricht, sind: «Meine Unterhose ist nass!» - «Dann zieh halt keine an. Merkt ja keiner.» - «Spinnst du? Ich habe Sport, ich muss mich umziehen.» A propos Sport. An einem schlechten Morgen klingelt mein Handy fünfzehn Minuten nachdem das Kind das Haus verlassen hat: «Ich habe nur einen Turnschuh eingepackt. Kannst du mir den zweiten in die Sporthalle bringen? Jetzt. Ich glaube, er liegt unter dem Bett.» Und als ich mit dem zweiten Turnschuh das Haus verlasse fragt das andere Kind entsetzt: «Wo gehst du hin? Du muss mich noch Voci abfragen!»
An einem guten Morgen gönne ich mir noch einen Kaffee, wenn die Kids aus dem Haus sind. An einem schlechten frage ich mich, ob 8 Uhr zu früh für Prosecco ist. Rein hypothetisch natürlich. Der Kühlschrank ist eh leer.
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