Kürzlich gestand mir eine Freundin, sie habe Angst, dass Corona ihr Verhältnis zu ihrer Tochter dauerhaft schädigen könnte. «All diese Einschränkungen, man hockt dauernd aufeinander, ist dünnhäutig. Sie weint total oft, manchmal genügt ein schräger Blick. Und ich schimpfe auch viel mehr, als nötig wäre.»
Ich muss gestehen, dass ich mir diese Gedanken gar nie wirklich gemacht habe. Zum einen wohl, weil meine Kinder älter sind als ihre Tochter und es nicht mehr ganz so schlimm finden, wenn ich mal schräg schaue. Zum anderen, weil sich in unserem Alltag – zumindest auf den ersten Blick – gar nicht so viel geändert hat. Ich arbeite so oder so im Homeoffice, wenn ich keine Termine habe, die Kids verbringen einen Grossteil ihrer Zeit in ihrem Zimmer, ausser beim gemeinsamen Essen oder wenn ich mal beim Lernen helfe. Also alles wie immer?
«Es gibt schon ein paar Dinge, die mich nerven, die Ursprung in der Corona-Misere haben. Masken in Hosentaschen von Dreckwäsche zum Beispiel.»
Doch nicht ganz. Dadurch, dass die meisten Hobbys flachfallen, sind sie viel öfter zu Hause. Was zur Folge hat, dass ich auch viel öfter ihre Zimmer stürme, in meiner ureigenen charmanten Art frage, wann man gedenke, die Hausaufgaben zu erledigen, und mit genervtem Augenrollen demonstrativ dreckige Socken vom Boden aufhebe. Aber auch da kann ich mir nicht vorstellen, dass sie’s mir ein Leben lang nachtragen werden.
Gut, es gibt schon ein paar Dinge, die mich nerven, die Ursprung in der Corona-Misere haben. Masken in Hosentaschen von Dreckwäsche zum Beispiel. Eine noch grössere Sauerei als Taschentücher, wenn man sie wäscht! Da kann ich schon mal lauter werden als sonst. Oder die Online-Shopping-Wut von Kind 1 – beziehungsweise die Tatsache, dass sie immer dann, wenn ich abends schon kaum mehr die Augen offen halten kann, unbedingt noch was bestellen muss und dafür meine Autorisierung braucht. Da reagiere ich doch öfter ungehalten – und das Kind im Gegenzug beleidigt. Dass es unser Verhältnis dauerhaft beeinträchtigt, wage ich zu bezweifeln.
«Da Kinder ja Kinder sind und nicht Dummköpfe, kann man ihnen auch erklären, dass da halt manchmal gerade ein bisschen zu viel auf einen einprasselt.»
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass man als Eltern von kleineren Kindern zwischen Homeoffice, Haushalt und unterbeschäftigten Kleinen, denen es an Freunden und Bewegung mangelt, schneller mal an seine Grenzen stösst und öfter lauter wird, als das sonst der Fall wäre. Aber da Kinder ja Kinder sind und nicht Dummköpfe, kann man ihnen auch erklären, dass da halt manchmal gerade ein bisschen zu viel auf einen einprasselt. Und sich entschuldigen. Und am Abend das Lieblingsessen des Kinder kochen. Ist ja auch für uns am einfachsten, wenns dreimal pro Woche Tomatenspaghetti gibt.
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