Als sie klein waren, fand ich schon, dass meine Kinder einander ähnlich sahen. Auch wenn da schon klar war, dass Kind 1 aussehenstechnisch eher nach der Familie seines Vaters kommt, während Kind 2 sozusagen mein Ebenbild ist. Trotzdem hatte ich lange das Gefühl, man sieht dass sie Geschwister sind. Doch je älter sie wurden, desto weniger ähnelten sie einander (nicht nur, weil Kind 2 unaufgehalten in die Höhe schoss, während Kind 1 zu seinem grossen Bedauern bei 1.68 m stehen blieb).
Und während sie früher viele Interessen teilten – schwimmen, Hiphop tanzen, Fussball – gibts heute kaum mehr etwas, das sie diesbezüglich verbindet. Als Kind 1 kürzlich beim Essen von einem Konzert schwärmte, an dem es war, hörte Kind 1 mit wachsendem Erstaunen zu und fragte schliesslich: «Warum geht man an ein Konzert? Du kannst doch das auf Spotify hören.» Kind 1 verwarf die Hände. «Das ist doch nicht das Gleiche, Mann! Es geht ums Erlebnis. Wie zum Beispiel Kino.» Kind 2: «Das versteh ich auch nicht. Kann man ja auch zu Hause schauen.» Kind 1: «Aber du gehst doch auch manchmal ins Kino?» Kind 2: «Ja, weil die anderen wollen, dass ich mitgehe. Aber ich finds, ehrlich gesagt, voll unnötig.»
«Meinen Sohn für etwas zu begeistern, ist extrem schwierig. Aber wenn es mal gelingt, legt er sein ganzes Herzblut da rein, und fokussiert in einer Art und Weise, die man sich bei seiner Schwester nur erträumen kann.»
Meine Tochter, die «Hänsin-Dampf-in-allen-Gassen.» Manchmal in zu vielen Gassen. Für alles und jede zu haben und zu begeistern, immer und überall – und läuft dabei nicht selten Gefahr, sich zu verzetteln. Fokussieren und Prioritäten setzen fällt ihr (noch) schwer. Das machts nicht immer einfach – für sie selbst, und für mich.
Mein Sohn, der Pragmatiker. Für ihn muss alles Sinn machen, einen Grund haben. Regeln befolgen, einfach weils Regeln sind? Nicht sein Ding. Ihn für etwas zu begeistern, ist extrem schwierig. Aber wenn es mal gelingt, legt er sein ganzes Herzblut da rein, und fokussiert in einer Art und Weise, die man sich bei seiner Schwester nur erträumen kann (momentan ist das gerade das Fitnessstudio, aber das kann auch wieder ändern).
Manchmal wünschte ich, ich könnte meine Kinder miteinander mixen. Wenn jedes ein bisschen was vom anderen abkriegen könnte, würde das so vieles erleichtern, für uns alle. Leider – oder zum Glück? – kann ich das nicht. Sie sind, wie sie sind, und das ist gut so. Und ich staune immer wieder darüber, dass dieses ungleiche Duo tatsächlich Schwester und Bruder ist. Und ich seine Mutter.