Es war das nackte Grauen: einkaufen mit zwei Kleinkindern. Bis man nur schon aus dem Haus war und beide im Kindersitz festgeschnallt hatte, nochmal zurück, um Fritz, den Plüschhund zu holen, denn ohne Fritz ging Kind 1 nirgends hin. Dann das Gezanke darum, wer in den Einkaufswagen sitzen durfte - es gewann mit hoher Sicherheit immer das Kind, das sofort wieder raus wollte. Während man also das eine Kind in den und wieder aus dem Einkaufswagen lud, machte sich da andere selbstständig und füllte den Wagen mit allem, was ihm irgendwie in die Finger kam.
Die Dinge wieder auszuladen barg das hohe Risiko, dass das eine Kind währenddessen fremde Leute ansprach («Du, Frau, wieso schwitzisch du so?»), während das andere in der Gemüseabteilung die Gurken ableckte. Dass man beim Zahlen merkte, dass irgendwo zwischen Käsetheke und Kühlregal Fritz liegen geblieben war, was ein gröberes Drama zur Folge hatte, war eigentlich jeweils vorauszusehen. Nur den Klassiker hatte ich immer im Griff: Wenn eines der Kinder sich täubelnd auf den Boden warf, ging ich jeweils weg und fragte laut, wo wohl die Mutter dieses Kindes sei …
Heute gehe ich zwar glücklicherweise meist allein einkaufen, aber hin und wieder haben die Pubertiere das plötzliche Bedürfnis, mich zu begleiten. Meine anfängliche Freude darüber - mit Hilfe bin ich sicher schneller - verfliegt meist ziemlich bald. Nur schon bis man zum Haus raus ist - Kind 1 muss gefühlte 27 Schnallen an seinen Superduper-Schuhe schliessen, Kind 2 hat sein Handy vergessen und will eigentlich doch nicht mitkommen, aber irgendwie schon, denn wenn es nicht mitkommt, kaufe ich garantiert die falschen Soba-Nudeln.
Die «Hilfe» sieht dann folgendermassen aus: «Kannst du bitte Zucchetti holen?» - «Wäh, ich mag keine Zucchetti.» - «Aber ich.» Das Kind trottet missmutig los, holt Gurken («Was? Sieht ja gleich aus.»), bringt Gurken wieder zurück, holt Zucchetti, schmeisst sie angewidert in den Einkaufswagen, nimmt sie wieder raus, legt sie auf die Waage, drückt an der Waage rum bis ich die Nerven verliere und das Kind Soba-Nudeln suchen schicke. Natürlich hats die Nudeln, die es will, nicht, was zu erneuten Diskussionen führt («Nein, ich gehe ganz sicher nicht noch in einen anderen Laden deine Nudeln suchen!») und schliesslich dazu, dass das Kind mich den Rest des Tages anschweigt.
«Beim Zahlen an der Kasse merkt man, dass das Handy irgendwo im Laden liegen geblieben ist, was natürlich meine Schuld ist, warum auch immer.»
Währenddessen hat das zweite Kind sich selbstständig gemacht und unseren Einkaufswagen mit allem gefüllt, was ihm einigermassen verlockend erschien. Was auch an dieser Front zu Diskussionen führt: «Wir brauchen nicht vier verschiedene Arten Frühstücksflocken.» - «Doch, es hat keine mehr.» - «Können wir nicht ein Paket nehmen, ihr esst ja doch immer nur die gleiche Sorte.» - «Das ist viel zu wenig. Und man kann ja auch mal was Neues probieren.» Könnte man schon, wenn es denn nicht erfahrungsgemäss immer beim Probieren bleiben würde und man danach doch nur das isst, was man kennt. Beim Zahlen an der Kasse merkt man, dass das Handy irgendwo im Laden liegen geblieben ist, was natürlich meine Schuld ist, warum auch immer. Leicht genervt fahren wir nach Hause. Wenigstens muss ich heute mal nicht allein die Einkaufstaschen schlepp … zwei knallende Autotüren, zwei augenrollende, schmollende Pubertiere, die aussteigen und verschwinden. Und tschüss.