Es gibt erstaunlich viele Themen, mit denen man sich während der Baby-und Kleinkindjahre beschäftigt, die in der Pubertät wiederkehren. Eines davon ist Schlafen. Lustigerweise hat sich bereits während den Schwangerschaften abgezeichnet, was diesbezüglich auf mich zukommen würde. Kind 1 turnte neun Monate lang in mir rum, gefühlt ohne je ein Auge zuzutun. Kind 2 verpennte sogar die letzte Chance, sich in die richtige Geburtsposition zu drehen, versuchte es trotzdem noch und blieb quer stecken. Und schlief so weiter bis zum Kaiserschnitt.
Das Muster zog sich in den folgenden Jahren durch. Kind 1 zum Schlafen zu bewegen, war jahrelang ein Ding der Fast-Unmöglichkeit. Ich erinnere mich an stundenlanges nächtliches Herumtragen und ewiges Guet-Nacht-Gschichtli-Erzählen, bei dem ich meist vor dem Kind einschlief und von ihm wieder geweckt wurde. Kind 2 musste bereits im Spital alle vier Stunden zum Stillen geweckt werden, sonst wäre es vermutlich im Schlaf verhungert. Es schlief nach wenigen Wochen in der Nacht durch, und ging als Kleinkind abends freiwillig ins Bett, legte sich hin und schlief ein. Dafür stand es dann auch öfter mal am Wochenende morgens um sechs auf der Matte, was bei Kind 1 nie der Fall war. Im Primarschulalter pendelte sich der Schlaf dann einigermassen ein, auch wenn Kind 1 immer eine «Eule» blieb und Kind 2 eine «Lerche».
«Kind 1 hält seit Pubertätsbeginn noch weniger von einigermassen vernünftigen Schlafenszeiten, und ist dafür am Morgen nicht nur ungeniessbar, sondern pures Gift.»
Dann kam die Pubertät. Kind 1 hält seither noch weniger von einigermassen vernünftigen Schlafenszeiten, und ist dafür am Morgen nicht nur ungeniessbar, sondern pures Gift. Aber auch Kind 2 geht nicht mehr ganz so freudig ins Bett, und morgenmuffelt dann genauso vor sich hin wie seine Schwester.
Dass tatsächlich jede und jeder in unseren Breitengraden in der Pubertät zum Morgenmuffel wird, hat zum einen mit unserem Gehirn zu tun, zum anderen mit unserer Gesellschaft. Ersteres produziert ein Hormon namens Melatonin, welches dafür sorgt, dass man müde wird. Ab der Pubertät schüttet das Hirn abends nicht mehr so viel davon aus wie in Kindertagen, deshalb werden Teenager später müde. Auch wenn es stimmt, dass die Nutzung von elektronischen Geräten das ihre dazu beitragen - Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das blaue Licht, das sie ausstrahlen, die Melatonin-Produktion noch zusätzlich beeinflusst - ist es nicht damit getan, Handy und Co. aus dem Zimmer zu verbannen. Die Kids sind einfach nicht früher müde.
Das Problem ist: Sie brauchen trotzdem zwischen acht und zehn Stunden Schlaf pro Nacht. Vollkommen unrealistisch in einem Land, das 7.30 Uhr für eine total akezptable Zeit für den Schulbeginn für Teenager hält (viermal pro Woche bei Kind 2)! Laut Studien bekommen hierzulande gerade mal 15 Prozent der Pubertierenden regelmässig den Schlaf, den sie brauchen würden. Übrigens führt die Wissenschaft die vermehrte Hoffnungs- und Lustlosigkeit von Teenies, bis hin zu Depressionen, auch teilweise auf Schlafmangel zurück. Wäre das nicht ein Grund, mal über eure «Öffnungszeiten» nachzudenken, liebe Schulen?