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Der ganz normale Wahnsinn

«Dann mach halt selbst»: Wenn Eltern an ihre Grenzen stossen

Unsere Familienbloggerin nennt sie die «Dann-mach-halt-selbst-Momente», die Momente, in denen jede angebotene Hilfe abgelehnt wird und man das Kind sich selbst überlässt. Sie kommen immer wieder, und sind als Eltern schwierig, weil man oft die Konsequenzen nicht abschätzen kann. Sandra C. steht gerade wieder an so einem Punkt.

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Thema: Maedchen streitet mit Eltern am Schreibtisch. Bonn Deutschland *** Topic Girls argue with parents at their desk Bonn Germany Copyright: xUtexGrabowsky/photothek.netx

«Willst du nun Hilfe oder nicht?» Beim gemeinsamen Lernen stossen Eltern und Kinder oft an ihre Grenzen.

imago images/photothek

Es ist ein Nervenspiel, schon wenn das Kind ganz klein ist. Es will sich nicht mehr beim Anziehen helfen lassen oder beim Schuhe binden oder beim Brötli streichen. Dies meist in den Momenten, in denen man eh schon im Stress ist. Man steht vor dem Entscheid, was jetzt schneller geht, und was weniger Nerven kostet: nochmal eine Runde mit dem Kind in den Ring steigen, oder es einfach machen lassen. Wenn man mitten drin steckt, ist diese Situation extrem nervig, auch wenn man weiss, dass ja eigentlich nicht viel passieren kann, wenn man das Kind nun einfach machen lässt. Man kommt halt ein bisschen zu spät, was solls.

Ab wann überlässt man das Kind sich selbst?

Je älter das Kind wird, desto schwieriger wird es, die Konsequenzen dieser «Dann-mach-halt-selbst-Momente» abzuschätzen. Bei mir gab es sie bei beiden Kindern immer wieder beim Lernen und bei den Hausaufgaben. Ab wann überlässt man da das zuerst Hilfe-suchende und dann Jede-Hilfe-verweigernde Kind sich selbst? Vor allem dann, wenn man sieht, dass es eigentlich könnte, wenn es wollte? Und wenn es eine einigermassen gute Note wirklich brauchen könnte, im Hinblick aufs nächste Zeugnis? Ich hab in dieser Zeit sehr oft mit mir selbst gekämpft, auch wenn ich eigentlich immer wusste: Man kann nur jemandem helfen, der oder die sich helfen lassen will. Am Ende habens beide durch die obligatorische Schulzeit geschafft (beziehungsweise ist Kind 2 kurz vor deren Ende), manchmal schlechter, manchmal rechter.

«Ist er jetzt gekommen, der «Dann-mach-halt-selbst-Moment»? Und wenn ja, was sind die Konsequenzen? Nicht per se für das Kind, sondern für mich?»

Und jetzt diese Lehrstellensuche. Klar, es ist extrem früh, sich für einen Beruf entscheiden zu müssen, vor allem dann, wenn man keinen Plan hat, was man will. Der Plan, in alle möglichen Berufe reinzuschnuppern, die einem gefallen könnten, wurde von der Pandemie vereitelt. Verständlicherweise ist die Motivation da auch nicht immer hoch. Trotzdem scheint Kind 2 nach einem einwöchigen Praktikum jetzt etwas gefunden zu haben, mit dem es sich anfreunden könnte. Und jetzt? Bewerbungen schreiben? «Weiss nicht.» Doch noch in andere Berufe reinschnuppern? «Weiss nicht.» Die ganze Übung für den Moment abbrechen, uns nochmal ein Jahr Zeit nehmen und eine Alternative für ein Zwischenjahr überlegen? «Weiss nicht.»

Ich bin überfordert. Ist es das Kind auch?

Ist er jetzt gekommen, der «Dann-mach-halt-selbst-Moment»? Und wenn ja, was sind die Konsequenzen? Nicht per se für das Kind, sondern für mich? Was mach ich, wenn ich das Kind sich selbst überlasse, und das Kind macht das, was es jetzt macht - nämlich gar nichts? Ich bin ratlos. Ich bin überfordert. Und es fällt mir verdammt schwer, mir das einzugestehen. Aber vermutlich ist genau das der Sinn dieser «Dann-mach-halt-selbst-Momente». Der Punkt, an dem ich überfordert war, war oft auch der, an dem ich merkte, dass es meine Kinder nicht sind - obwohl ich es dachte. Ich lass das Kind jetzt also selbst machen. Mal schauen, was passiert.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 12. März 2022 - 18:09 Uhr