Ob meine Kinder ein bisschen Taschengeld verdienen wollen und drei Wochen lang ihre Katze hüten, wenn sie in den Ferien sind, fragten unsere Nachbarn. Selbstverständlich wollen meine Kinder das. Und so nebenbei, sagen sie, könnte man dann ja auch mich davon überzeugen, dass man doch auch so ein Kätzchen haben könnte. Oder sogar einen Hund.
Nachdem ich ja schon lange alle Aufgaben übernommen habe, was ihre Kaninchen betrifft, war mir klar, dass ich dem Katzendienst nur zusagen kann, wenn ich selbst bereit bin, diese drei Wochen zu dem kleinen Kater zu schauen. Klar, ist ja halb so wild. Schliesslich ist er stubenrein, und Katzen schlafen einen Grossteil des Tages.
«Bis heute - drei Wochen später - hat der Kater mehr Angst vor den Kaninchen als umgekehrt. Und das Zimmer von Kind 1 ist total tabu, selbst wenn die Tür sperrangelweit offensteht.»
Also zog der kleine Racker bei uns ein. Und die Kinder investierten zuerst einmal viel Zeit mit den Versuchen, das verängstigte Büsi unter dem Sofa hervorzulocken. Irgendwann wurde ihnen das zu blöd und sie verzogen sich wieder in ihre Zimmer. So war halt nur ich da, als er sich endlich raustraute.
Ich versuchte, ihn in die Kinderzimmer zu locken. Er tapste ins Zimmer von Kind 2, das gerade seiner Haupt-Ferien-Beschäftigung nachging und am Gamen war. Natürlich kann man wegen einer Katze nicht einfach sein Spiel unterbrechen, auch wenn man per Definition für sie verantwortlich ist. Also langweilte sich das Tier schnell mal im Zimmer von Kind 2 und trippelte mir nach ins andere Zimmer. Nur - da wohnen die Kaninchen. Diese starrte er mit grossen, erschreckten Augen an und verschwand sofort wieder unterm Wohnzimmer-Sofa. Bis heute - drei Wochen später - hat der Kater mehr Angst vor den Kaninchen als umgekehrt. Und das Zimmer von Kind 1 ist total tabu, selbst wenn die Tür sperrangelweit offensteht.
«Ich hingegen habe so etwas wie ein pelziges, vierbeiniges Kleinkind, das mir überallhin nachläuft und sich auf meinen Laptop setzt, wenn ich arbeiten sollte.»
Es kam, wies kommen musste. Nach ab und zu mal Füttern und merken, dass der junge Kater nicht wahnsinnig verschmust ist, dafür sehr verspielt und beim Spielen halt auch ab und zu mal kratzt, wurde das Interesse immer weniger. Ich hingegen habe so etwas wie ein pelziges, vierbeiniges Kleinkind, das mir überallhin nachläuft und sich auf meinen Laptop setzt, wenn ich arbeiten sollte. «Ich denke, die Frage nach einer eigenen Katze hat sich erledigt», teilte ich also den Kids mit. «Ja, aber! Eine eigene wäre was anderes», motzt Kind 1. «Glaubst du ja selber nicht.» Kind 2 beschäftigt was anderes: «Und was ist mit dem Geld, das wir fürs Hüten bekommen?» - «Stimmt, ich schick euch eine Rechnung. Schliesslich hab ich eure Ferien-Katze gehütet.» - «Hä? Das ist unfair. Dann würden wir ja noch draufzahlen dafür, dass die Katze bei uns gewohnt hat.»
Na, wenigstens kann er auch in den Ferien noch einigermassen logisch denken. Ich bringe jetzt den kleinen Kater wieder nach Hause. Und dann surf ich mal auf der Seite des Tierheims. Heimlich natürlich. Warum? Einfach so.