Es sind Sportferien. Und Ferien sind gemäss Definition von Teenagern die Zeit, in der man tagelang Games spielt, Netflix schaut, chattet oder sich auf irgendwelchen Social Media Plattformen rumtreibt.
Da gibts sogar bei uns manchmal Diskussionen, weil mich das stundenlange Rumliegen nervt, vor allem, wenn schönes Wetter ist. Aber eigentlich haben wir – sehr untypisch für Familien mit Teenagern – kaum Streit wegen Handy und Co. Das liegt wohl daran, dass ich die laut «Experten» und Ratgebern wichtigste Regel aller wichtigen Regeln, was den Medienkonsum angeht, schlichtweg ignoriere. Ich gestehe: Ich schränke die Zeit, in der meine Kinder elektronische Medien nutzen dürfen, nicht ein.
«So viele Eltern haben keinen Schimmer, was ihre Kinder im Netz so treiben – Hauptsache, sie sind nur eine Stunde täglich da drin. Was sie in dieser Stunde zu Gesicht bekommen, interessiert niemanden.»
Das liegt zum einen daran, dass ich grösstenteils im Homeoffice arbeite und so mehr oder weniger acht Stunden täglich online vor ihren Augen verbringe. Wie soll ich ihnen da nach einer Stunde am Laptop sagen, das reiche nun langsam? Ausserdem erledigen sie je länger je mehr ihre Hausaufgaben auf ipad und Co. Und ich hab weder Lust und Zeit, da stundenlang daneben zu sitzen, um aufzupassen, ob man wirklich Franz-Vokabeln büffelt oder nicht doch Fifa zockt.
Zum anderen bin ich der Meinung, dass es viel wichtiger ist, was meine Kinder online machen, als wie lange sie dort unterwegs sind. So viele Eltern haben keinen Schimmer, was ihre Kinder im Netz so treiben – Hauptsache, sie sind nur eine Stunde täglich da drin. Was sie in dieser Stunde zu Gesicht bekommen, interessiert niemanden. Das ist keine Erziehung, das ist Faulheit, sorry. Oder würdet ihr eurem Dreizehnjährigen sagen: «Klar, geh nur raus, voll egal wohin, Stripschuppen, Pornokino ... Hauptsache, du bist in einer Stunde wieder hier.» Wohl eher nicht, oder?
«Ich habe einen Snapchat- und einen Tik-Tok-Account und schaue meinem Sohn regelmässig beim Gamen über die Schulter. Und schaue Netflix-Serien, bei denen ich zum Ärger meiner Tochter immer einschlafe.»
Ich kenne alle Zugangscodes für alle Geräte meiner Kinder und ich führe Stichproben durch. Sie wissen das. Nicht, um möglichst viel in ihrem persönlichen Leben rumzuschnüffeln. Sondern um sie vor ihrer eigenen Unerfahrenheit zu schützen. Ich glaube, mein Sohn war sogar ziemlich froh, als ich ihm sagte, ich fände die Idee, seine Internet-Freundin in Berlin per Flixbus zu besuchen – die Fahrpläne hatte er runtergeladen – nicht wirklich gut.
Ich habe einen Snapchat- und einen Tik-Tok-Account und schaue meinem Sohn regelmässig beim Gamen über die Schulter. Und schaue Netflix-Serien, bei denen ich zum Ärger meiner Tochter immer einschlafe (ausser bei «Sherlock» und «Stranger Things»). Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin nicht die Freundin meiner Kinder, sondern ihre Mutter. Aber ich finde, es ist meine Pflicht, mich für ihr Leben zu interessieren. Und das findet nun mal zu einem guten Teil auch online statt.
«Mein Sohn ist einer der wenigen, der in der Badi jeweils nicht am Handy hängt. Weil er weiss, dass er das zu Hause tun kann.»
Bis jetzt bin ich ganz gut gefahren so. Mein Sohn ist zum Beispiel einer der wenigen, der in der Badi jeweils nicht am Handy hängt. Weil er das zu Hause wieder tun kann. Der Familientisch ist handyfreie Zone – wir haben immer was zu bereden. Und wenns nur der neuste Insta-Post von Tom Holland ist. Wer immer er auch sein mag.
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