Kind 2 war etwa fünf Jahre alt. Wir waren in den Ferien, es sass am Strand und schaute seit über zehn Minuten gedankenverloren auf Meer heraus. Ich sass daneben und wartete. Ich wusste: Jetzt kommt etwas ganz Grosses. Ich hab schon immer gespürt, dass das Kind ein Philosoph ist. Und dann kams: «Gell, Elefanten können nicht in der Nase bohren? Sonst brechen sie sich den Rüssel.»
Kinderhaben ist genauso schön wie anstrengend. Vor allem aber ist es auch eines: enorm lustig. Sie können die ernstetste Situation im Handkehrum mit einem Spruch entschärfen - ob gewollt oder nicht. Zum Beispiel damals, als unser Nachbar mit seinem weinenden Sohn vor unserer Tür stand, und sich beschwerte, weil Kind 2 das andere Kind mit dem Velo gerammt hatte. «Jetzt entschuldige dich halt, und sag, dass dus nicht extra gemacht hast», sagte ich zu Kind 2. Darauf Kind 2: «Das kann ich nicht.» Ich: «Warum nicht?» Kind 2: «Weil ichs eben extra gemacht habe!» Zum Glück fand unser Nachbar das auch relativ witzig, sonst wärs schwierig geworden.
«Weisst du, was nicht stimmt in unserer Familie? Du sagst, wir seien eine Demokratie. Aber solange du Judikative und Exekutive gleichzeitig bist, kann ich noch so lange Legislative sein, es nützt mir einen Scheiss!»
Denn Humor, das wissen wir alle, ist etwas sehr Individuelles. Dass sogar Geschwister einen total unterschiedlichen Humor haben können, sehe ich an meinen Kindern. Kind 1 ist an Wortwitz, Esprit und Schlagfertigkeit zuweilen kaum zu überbieten. «Weisst du, was nicht stimmt in unserer Familie?», fragte es mich kürzlich. «Du sagst, wir seien eine Demokratie. Aber solange du Judikative und Exekutive gleichzeitig bist, kann ich noch so lange Legislative sein, es nützt mir einen Scheiss!» Während Kind 2 oft eher unfreiwillig komisch ist. So sollte es beim Biologie-Lernen drei Pflanzen nennen, die in den Subtropen wachsen. «Denk doch mal an Zypern», wollte ich ihm helfen. Wir hatten in den Ferien dort Oliven-und Zitrusfrüchte-Plantagen besucht. Kind 2 überlegte und meinte dann überzeugt: «Gyros!»
Etwas ist ihnen - und wohl allen Teenagern - in Sachen Humor allerdings gemeinsam: Schadenfreude ist ihre grösste Freude. Und das liebste Objekt ihrer blöden Sprüche bin ich. Ist ja auch logisch - sie kennen mich genau und wissen, wo man mich treffen kann. Zum Beispiel, wenns ums Kochen geht. Ich hasse es, wenn sie ihr Essen sezieren, als ob ein paar Vitamine sie umbringen würden. «Was?», meint Kind 1 auf meinen warnenden Blick. «Ich motze nicht über dein Essen, also motz du nicht über meine Art, es zu essen!» Oder beim Thema Autofahren. «Du darfst nicht mit meinem Töffli fahren, du hast keine Prüfung», sagt Kind 2. Ich: «Natürlich darf ich, ich kann ja Autofahren.» Kind 2: «Also, ich würd jetzt nicht sagen, dass du Autofahren KANNST ...».
Dabei geht das Umgekehrte selbstredend gar nicht - wehe man macht als Mutter mal einen Witz auf Teenies Kosten. Dann verbringt man den Rest des Tages mit dem Erklärungsversuch, dass mans nicht so gemeint hat. Was vermutlich daran liegt, dass elterlicher Humor - im Gegensatz zu ihrem - vor allem eins ist: peinlich.
Ich: «Also, wenn ich du wäre ...» Kind 1 fällt mir ins Wort: «Wenn du ich wärst, wärst du cool!»
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