Kommunizieren mit Kindern ist eine Sache für sich. Als Eltern fragt man sich ab Tag eins des Mama- und Papa-Daseins: Wie um alles in der Welt kommuniziert man mit diesem Wesen?
Wobei es ganz am Anfang vor allem darum geht, das Baby zu verstehen. Daran verzweifelt man regelmässig. Hat es Hunger? Schmerzen? Heiss? Kalt? Dann fängt es an zu brabbeln, was allerdings nicht viel zum Verständnis beiträgt. Wenn es doch nur sprechen könnte! Wenn es dann mal reden kann, merkt man, dass sich die Kommunikation zwar verändert, ob sie besser wird, sei dahingestellt. Zwar kann das Kind sich verbal ausdrücken, es tut dies aber oft mit genau den Worten, mit denen man als Eltern ganz schlecht umgehen kann: «Nein», «Ich will» oder «Nicht gern». Dann kommt dazu, dass man selbst den Kindern Dinge so erklären muss, dass sie sie verstehen. Mit «Das kannst du nicht haben, das ist zu teuer» kann ein Kindergartenkind wenig anfangen. Wenn man ihm aber zeigt, wieviele gesparte Einfränkler das ersehnte Spielzeug kosten würde, kann es sich mehr darunter vorstellen.
«Kommt das pubertäre Kind nach Hause, sagt es meistens - gar nichts! Hat es Hunger?, fragt man sich. Oder Schmerzen? Aus seinem Gebrabbel, wenn man fragt, ob es Hausaufgaben hat, hört man meist auch nichts Eindeutiges heraus.»
Noch später versucht man, gewisse äussere Einflüsse auf ihren Wortschatz zumindest zu Hause zu eliminieren und ihnen irgendwie zu erklären, warum man nicht möchte, dass «schwul» als Schimpfwort gebraucht wird, und warum es nicht nett ist, wenn man den Grossvater «Alter» nennt. In der Vorpubertät kommt noch eine gigantische Dünnhäutigkeit dazu. Ab dieser Phase muss man als Eltern jedes Wort auf die Goldwaage legen, bevor man es ausspricht, denn die Chance, dass es falsch verstanden wird, ist riesig. Ich hab die Gelegenheiten, bei denen Vorwürfe wie «Du findest mich blöd!» oder «Du hast mich nicht gern!» entgegengeschleudert wurde, nur weil ich gesagt habe, man solle doch bitte seine Socken aufheben, gar nicht mehr gezählt.
So. Und wenn das alles durch ist, kommt sie, die Zeit, in der die Königsdisziplin der Kommunikation verlangt wird: die Pubertät. Sie vereinigt nämlich alle bisherigen Phasen, und als Eltern kann man jetzt echt zeigen, ob man etwas aus ihnen gelernt hat. Kommt das pubertäre Kind nach Hause, sagt es meistens - gar nichts! Hat es Hunger?, fragt man sich. Oder Schmerzen? Aus seinem Gebrabbel, wenn man fragt, ob es Hausaufgaben hat, hört man meist auch nichts Eindeutiges heraus. Wenn es denn mal etwas sagt, stehen die Ausdrücke «Nein», «Ich will» und «Nicht gern» ganz oben auf der Liste. Der Wunsch nach immer teureren Spielzeugen nimmt zu, und den Wert derselben können sie immer noch nicht einschätzen. Sie wissen nur, dass «alle anderen Eltern» ihren Kindern diese «einfach so» kaufen, nur die eigenen nicht. Mit vielen Ausdrücken in ihrem Wortschatz ist man total überfordert, und wenn man nachfragt, erntet man nur ein genervtes Augenrollen. A propos: die Dünnhäutigkeit weitet sich auf die nonverbale Sprache aus. Wehe man schaut mal ein bisschen schräg. «Was luegsch mich so a???? Ich weiss, dass du mich voll blöd findest!» - «Ich find dich nicht blöd. Hast du Hunger? Schmerzen? Heiss? Kalt?» - «Hä? Du bist voll cringe, Alter!»
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