Ist euch schon mal aufgefallen, dass es in einigen Familien ein Nachzüglerli mit einem Altersabstand von etwa fünf Jahren zum zweitjüngsten Kind gibt? Der Grund ist ein relativ simpler: Wenn das jüngste Kind in den Kindergarten kommt und damit kein Kleinkind mehr ist, also im Alter von vier bis fünf Jahren, stellt sich bei vielen Eltern – meist bei den Müttern, aber manchmal auch bei Vätern – so eine Art «Heimweh» nach der Baby- und Kleinkind-Zeit ein. Man schaut auf dem Spielplatz in jeden Kinderwagen und findet sogar die täubelnde Zweijährige der besten Freundin zum Knutschen süss. Und nicht selten überredet man dann den Partner (oder die Partnerin) sozusagen zu einer Zugabe. Noch ein letztes mal das Leben in sich wachsen spüren, ein süsses Baby im Arm halten. Ein letztes Mal das erste Lächeln, die ersten Worte, die ersten Schritte.
Fremde Babys anhimmeln
Ich kenne dieses Gefühl auch, allerdings war es nie besonders stark. Vielleicht, weil meine dritte Schwangerschaft, als meine Kinder noch recht klein waren, in einem frühen Abort endete und ich danach sehr bewusst mit dem Thema abschloss. Aber so ein süsses, fremdes Baby anhimmeln, während die eigenen Rotzlöffel immer grösser werden, oder die Freundin beneiden, die den quengelnden Kleinen fix in den Kinderwagen packt, während man selbst mal wieder auf dem Weg zum Lehrerinnen-Gespräch unter vier Augen ist, diese Gefühle sind mir nicht fremd.
«Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass ich immer öfter, wenn ich bei uns im Wald joggen gehe, Eltern von ehemaligen Schulgspänli meiner Kinder begegne, mit einem Hund im Schlepptau. »
Sie gehen vorbei, zum Glück. Und dann kommen sie wieder. Nämlich zu dem Zeitpunkt, an dem die Kinder langsam erwachsen werden. Plötzlich fand man die anstrengende Kindergarten- und Primarschulzeit rückblickend doch irgendwie toll, und die unzähligen Samstage, die man trotz schönstem Wetter in einer stickigen Turnhalle bei einem Junioren-Handballmatch verbrachte, doch irgendwie schön.
Aber wenn das letzte Kind aus der Schule kommt, ist man meist in einem Alter, in dem nochmal schwanger werden nicht so einfach ist. Zudem ist man vernünftig genug, um zu wissen, dass einen die schlaflosen Nächte zu wandelnden Zombies machen würden. Was also tun, wenn sich die Nostalgie einstellt? Der Kinderwunsch-Kreislauf hat da eine lustige Lösung parat: Frauen – manchmal auch Männer, aber vor allem Frauen – finden plötzlich Hunde unglaublich süss und super und überhaupt. Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass ich immer öfter, wenn ich bei uns im Wald joggen gehe, Eltern von ehemaligen Schulgspänli meiner Kinder begegne, mit einem Hund im Schlepptau. Und ja, ich gebe zu, wenn ich das sehe schreit alles in mir: Ich will auch einen!
So ein Wesen, mit dem man alles kann, was man mit den Kindern nicht mehr kann: Spaziergehen, knuddeln, die Welt erklären. Nun, noch bin ich vernünftig genug, um zu wissen, dass der knuddlige Baby-Ersatz eben auch eine Menge Pflichten mit sich bringen würde, von denen ich ja ganz froh, bin dass ich sie nicht mehr habe. Aber wer weiss – irgendwie hab ich das Gefühl, spätestens wenn die Kinder ausziehen, knicke ich ein. Wir werden sehen.