«Geht es euch gut? Seid ihr glücklich? Was kann ich tun, damit es euch gut geht?» Manchmal würde ich meine beiden Teenager am liebsten schütteln, um Antworten auf diese Fragen aus ihnen rauszukriegen. Dann, wenn sie sich wieder stundenlang in ihren Zimmern verschanzt haben. Dann, wenn sie mal wieder null Bock auf nichts haben. Dann, wenn ich merke, dass irgend etwas ist, aber sie sich lieber die Zunge abbeissen würden, als ihrer Mutter zu gestehen, dass sie die schlechte Mathe-Note oder der schräge Blick einer Freundin mehr stresst, als sie das zugeben wollen.
Und dann, wenn ich aus meinem oder ihrem Umfeld mitbekomme, dass es viele Kinder in ihrem Alter gibt, denen es eben nicht gut geht. Kids, die regelmässig Alkohol und Drogen in Massen konsumieren, die weit darüber hinausgehen, etwas auszuprobieren oder cool sein zu wollen. Jugendliche, die sich selbst verletzen oder auf andere losgehen. Kinder, die gemobbt werden oder selbst mobben. Denn auch letztere sind ziemlich sicher nicht richtig happy mit ihrem Leben.
«Aber eben – je älter sie werden, desto schmaler wird der Grat zwischen «ich interessiere mich für dein Leben» und «ich mische mich in dein Leben ein».»
Dann stelle ich mir jeweils die Frage: Würde ich es merken, wenn es so wäre? Ich wage zu behaupten, meine Kinder recht gut zu kennen. Trotzdem würde ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich es auf jeden Fall mitbekommen würde, wenn es ihnen eben mal nicht gut gehen würde. Umso mehr überlege ich mir, was ich tun kann, damit sie happy sind. Auch da komme ich zu einem relativ ernüchternden Schluss: Je älter sie werden, desto weniger. Klar, ich kann ihnen das Leben nicht unnötig schwermachen, aber in ihrem Alter ist ihr soziales Umfeld fast wichtiger als das Elternhaus. Und wenn da etwas in Schieflage gerät, ist meine Chance, es wieder geradezubiegen, wohl nicht so gross, egal, wie sehr ich es möchte.
Ich habe schon immer mehr Wert auf BEziehung gelegt als auf ERziehung. Ein Kind irgendwohin «ziehen» zu wollen, wo ich es gern hätte, wird es nicht glücklich machen. Damit, mich für meine Kinder, ihr Leben, ihre Hobbys, ihre Freunde zu interessieren – und nicht nur für ihre Schulnoten – bin ich bisher ganz gut gefahren. Aber eben – je älter sie werden, desto schmaler wird der Grat zwischen «ich interessiere mich für dein Leben» und «ich mische mich in dein Leben ein».
«Ich werde immer alles in meiner Macht stehende tun, damit es meinen Kinder gut geht – aber ich bin eben nicht allmächtig.»
Ich kann nicht mehr tun, als meinen Kindern zu sagen, dass mir nichts auf dieser Welt mehr am Herzen liegt, als dass es ihnen gut geht. Dass ich immer alles in meiner Macht stehende tun werde, damit das so ist – aber dass ich eben nicht allmächtig bin.» Dass die Frage «geht es dir gut?» niemals eine Floskel ist, wenn ich sie ihnen stelle. Und ich nur hoffen kann, dass sie mir darauf eine ehrliche Antwort geben.
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