Sie haben ein Baby und wünschen sich heimlich, dass dieses immer ein Baby bleibt? Dann habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die schlechte: das Baby wächst schneller, als sie hinschauen können. Die gute: sobald es in die Pubertät kommt, wird ihr Wunsch zumindest teilweise erfüllt. Denn das Verhalten von Teenagern hat zuweilen frappante Ähnlichkeit mit dem Verhalten, das sie in der allerersten Zeit ihres Lebens zeigten.
Wie oft schaut man seufzend sein Baby an und wünscht sich, es könnte sich verbal mitteilen. Während man sich in späteren Jahren öfter mal wünschen würde, das Kind würde endlich aufhören, sich mitzuteilen. Nun, der Wunsch erfüllt sich mit der Pubertät. Denn diese ist die Zeit des grossen Schweigens.
Das hängt zum einen damit zusammen, dass sie einen schlicht nicht hören, weil sie einen Grossteil ihrer Zeit mit hässlichen weissen Dingern im Ohr – sogenannt airPods – oder überdimensionalen Kopfhörern auf der Rübe verbringen. Wenn man sie dann anspricht, erinnern sie einen tatsächlich an Babys, die verständnislos lächeln, wenn man mit ihnen redet. Mit dem Unterschied, dass sie heute dazu rhythmisch mit dem Kopf nicken.
«Aus pubertärer Sicht ist nicht verständlich, warum man nicht in energiesparenden Ein-Wort-Sätzen auf Fragen antworten soll.»
Nicht, dass sie in Zeiten, in denen sie rein akustisch erreichbar wären, viel mehr von sich geben. Das liegt sicher auch daran, dass man als Eltern oft mit ihnen über Themen zu reden versucht, zu denen sie aus ihrer Sicht einfach nicht viel zu sagen haben. Zum Beispiel Schule. Man geht da hin und findets mal mehr, mal weniger blöd. Fertig.
Ausserdem ist aus pubertärer Sicht nicht verständlich, warum man nicht in energiesparenden Ein-Wort-Sätzen auf Fragen antworten soll. Es kann doch nicht sein, dass ein knappes «raus» auf die Frage, wo man hingehe, nicht reicht. Ist doch alles gesagt. Zumindest alles, was die Eltern irgendwie etwas angeht.
Was ebenfalls zu einem gewissen Grad zurückkommt, sind die schlaflosen Nächte. Während man in früheren Jahren nachts regelmässig ins Kinderzimmer wanderte, um dort Nuggis oder Schoppen zu deponieren, holt man später regelmässig Handys, iPads oder Macbooks raus. Und während früher das Gezeter nach dem nächtlichen Kinderzimmerbesuch aufhörte, fängt es heute dann erst an. Dafür hat man morgens Ruhe. Denn entweder sie schlafen bis mittags (in den Ferien oder am Wochenende), oder sie sagen frühmorgens noch weniger als sonst. Nämlich gar nichts.
«Teenager – vor allem männliche – müssen alle paar Stunden gefüttert werden.»
Auch das Essverhalten erinnert an die Babyjahre. Teenager – vor allem männliche – müssen alle paar Stunden gefüttert werden. Leider geben sie sich nicht mehr mit Milch und Babybrei zufrieden, was zur Folge hat, dass mein Kühlschrank regelmässig mittwochs schon leer ist, obwohl ich montags einen Grosseinkauf gemacht habe. Toll ist, dass sie das Essen nicht mehr ausspucken, wenn sies nicht mögen. Sie teilen es einem anders mit. In Zwei-Wort-Sätzen: «Nöd gärn!» Und man ist glücklich, weil das Kind tatsächlich sowas wie eine Konversation mit einem geführt hat. Wie schön.
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