Dass sich meine sechzehnjährige Tochter regelmässig an meinem Kleiderschrank bedient, nehme ich als Kompliment. Immerhin fragt sie jeweils vorher – meistens jedenfalls. Und sie legt die Sachen wieder ordnungsgemäss zurück. So auch meine Handtasche, die sie kürzlich mit an ein Treffen mit Freunden nahm.
Tage später will ich eben diese Tasche zum Einkaufen mitnehmen, greife hinein – und ziehe einen Schwangerschaftstest raus. Zuerst muss ich lachen, dann leer schlucken. Denn plötzlich wird mir bewusst: Sie ist nicht mehr in dem Alter, in dem man solche Dinger aus Jux kauft – so wie man Kondome mit Wasser füllt und auf dem Pausenplatz rumschmeisst. Also Augen zu und durch – beziehungsweise Augen auf. Die Packung ist geöffnet, der Test aber unbenutzt.
«Ihre «Pflicht»: «Schick deiner Mutter ein Foto eines positiven Schwangerschaftstests.»»
Des Rätsels Lösung erzählt sie mir mit einem breiten Grinsen. Es heisst «Wahrheit oder Pflicht» und ist ein beliebtes Spiel bei Teenies. Wer an der Reihe ist entscheidet sich entweder für «Wahrheit» und muss irgend eine beliebige (meist eher peinliche) Frage wahrheitsgetreu beantworten, oder für «Pflicht». Wer letzteres wählt, muss eine Herausforderung meistern, welche einem von den anderen auferlegt wird.
Ihre «Pflicht»: «Schick deiner Mutter ein Foto eines positiven Schwangerschaftstest.» Nun, Schwangerschaftstests gibt’s heute aus dem Automaten. Aber als es dann tatsächlich zur Sache ging, hat man offenbar festgestellt, dass man keine Ahnung hatte, wie man denn diesen nun positiv kriegen sollte – worauf ihr die «Pflicht» erlassen wurde.
«Wie hätte ich reagiert, wenn es tatsächlich ihr Test wäre? Die ehrliche Antwort ist: Ich weiss es nicht. Und die noch ehrlichere: Ich will es gar nicht wissen.»
Natürlich stelle ich mir die Frage: wie hätte ich reagiert, wenn ich wirklich so ein Foto bekommen hätte? Und es tatsächlich ihr Test wäre? Die ehrliche Antwort ist: Ich weiss es nicht. Und die noch ehrlichere: Ich will es gar nicht wissen. Ich weiss, dass ich meine Kinder immer unterstützen werde, egal in welcher Situation. Wie das konkret aussehen würde, überlege ich mir, wenns soweit ist – und hoffe, sie warten mit gewissen Dingen, bis sie mich nicht mehr so direkt betreffen.
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